Scheue Schnüffler
Von wegen graue Maus. Es gibt sie gefleckt, gescheckt, in Silber, Rot, Zimtfarben, Braun und zum Beispiel Weiß. Sogenannte Farbmäuse, Rennmäuse, Dickschwanzmäuse, unter anderen Wüstenspringmäuse. "Alle Mäuse, die gehalten werden – ob im Labor oder daheim –, stammen von der Hausmaus ab", sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn findet die neugierigen Nager süß, weiß aber auch, dass die flinken Gesellen ängstlich sind. Keine Streichel-Schmusetiere, viel mehr geeignet zum Beobachten.
Die Expertin erklärt, was deren Besitzer für eine artgerechte Haltung tun müssen.
Gruppendynamik
Mäuse sind sozial und leben am liebsten in einer Gruppe. "Zwei bis vier Mädels aus einem Wurf passen optimal zusammen", sagt Schratter. Das Tierschutzgesetz sieht mindestens ein Paar vor. Weibchen und Männchen sorgen ab einem Alter von eineinhalb Monaten für Nachwuchs. In einer Gruppe robuster Männchen kommt es rasch zu Rivalitäten. Um Mäuse, die einander nicht kennen, zusammenzuführen, werden sie in eine winzige Transportbox mit Einstreu und Versteckmöglichkeit gesetzt. Da ist kein Platz fürs Revierbilden.
Im Käfig freilich brauchen die bewegungsfreudigen Tiere ausreichend Platz, um sich wohlzufühlen. 80 cm mal 30 cm Bodenfläche sind Minimum, für jede weitere Maus kommen zwanzig Prozent Grundfläche dazu. Der Abstand der Gitterstäbe – mindestens 30 cm hoch, keinesfalls aus Kunststoff – darf nicht mehr als acht Millimeter betragen. Sonst besteht Ausbruchgefahr.
Mäuse sind gerne unterwegs und das sehr schnell. Sie frei laufen zu lassen, ist nicht ratsam. Tipp von Tiercoach: "Besser ist ein großer Käfig."
"Mäuse sollen nicht im Aquarium gehalten werden. Das Glas verhindert die Durchlüftung, Urin stinkt, die Feuchtigkeit begünstigt Krankheiten", sagt die Expertin. Der passende Standort für den Käfig ist auf Tischhöhe, ruhig und geschützt vor Zugluft und direkter Sonneneinstrahlung. 20 C bis 22 C Raumtemperatur sind ideal, die Luftfeuchtigkeit soll nicht unter 40 Prozent liegen.
Einrichtung
Grobe Hobelspäne oder Pellets zählen zur Grundausstattung des Käfigs. Sie werden 5 cm hoch eingestreut. Torf, feines Sägemehl und Katzenstreu sind ungeeignet. Ein Schlafhäuschen mit Heu, Stroh oder unbedrucktem Papier bietet allen Tieren genug Unterschlupf. Versteckmöglichkeiten können mit Schachteln und hohlen Ästen geschaffen werden, Klettermöglichkeiten in höhere Etagen sollten nicht fehlen. Laufräder sind überflüssig und gefährlich. Papprollen können Spielzeug sein. "Der Käfig muss ein Mal in der Woche ausgemistet werden, die Klo-Ecke täglich", sagt der KURIER-Tiercoach. Mäuse riechen.
Die Nagetiere sind Allesfresser. Etwa ein Esslöffel spezielles Fertigfutter (aus Samen, Körnern, Weizen, Gerste, Hafer, wenigen fetten Sonnenblumenkernen) in einer stabilen Keramikschüssel reicht pro Tag. Auf dem Speiseplan stehen außerdem viel Heu, Grünfutter, hin und wieder etwas Obst und Gemüse, ab und zu Käse, Ei oder Mehlwürmer. An harten Nüssen und Zweigen nützen sich die vier nachwachsenden Nagezähne ab. Frisches Wasser kommt aus der Trinkflasche.
"Mäuse sind sehr kurzlebig. Sie werden in der Regel eineinhalb Jahre alt", sagt Schratter. Eine starke Bindung lässt sich in dieser Zeit selten aufbauen. Doch bei intensiver Beschäftigung werden die schreckhaften Tiere zumindest handzahm. Mit Geduld und Futter lassen sie sich anlocken. Zum Hochheben bilden beide Hände ein Höhle, in die der Vierbeiner klettern kann. "Mäuse sind Haustiere für Erwachsene. Kinder ab frühestens zehn Jahren haben das Gefühl fürs richtige Angreifen. Außerdem werden Mäuse erst am Abend munter", sagt Schratter. In noch einer Sache appelliert der KURIER-Tiercoach an die Vernunft der Halter: "Hände weg von Qualzuchten. Tanzmäuse zum Beispiel sind taub und haben eine schwere Innenohrschädigung, Nacktmäuse ein äußerst empfindliches Immunsystem. Es gibt Mäuse ohnehin in so vielen Farben und Fellzeichnungen."
Nager: Schnell unterwegs und schnell weg
Auslauf Mäuse sind bewegungsfreudig. Ihnen einen Freilauf außerhalb des Käfigs zu ermöglichen, birgt viele Gefahren. Die Nager knabbern an, was ihnen zwischen die Zähne kommt – von den Möbeln bis zu Elektrokabeln. Ist das winzige Tier nicht wirklich zahm, wird es jedes Versteck nützen.
Einfangen Wer eine Maus einfangen will, legt eine Papprolle hin und wartet, bis der Vierbeiner hineingeht. Üblicherweise greift die Hand des Halters von unten zur Maus; aus der Luft kommen Feinde. Scheue Tiere können zum Hochheben mit der einen Hand an der Schwanzwurzel gepackt werden, die andere Hand stützt die Beine.
Haustier macht Urlaub – und Sie fotografieren
Schöne Erinnerungen gehören festgehalten. Deshalb ruft der KURIER alle Tierfreunde zur Einsendung ihrer besten Urlaubsfotos mit Heimtier auf: Der Hund surft über die Wellen oder sonnt sich am Meer, die Katze hält Siesta, die Schildkröte knabbert am Extrablatt Löwenzahn. Schicken Sie Ihren Beitrag mit einer Erklärung bis 3. September 2012 an:
Ressort Leben, "Tiercoach", KURIER, Lindeng. 52, 1070 Wien oder an die eMail-Adresse tiercoach@kurier.at , Betreff: Urlaub. Gelungene Bilder erscheinen am 10. 9.
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