Sapperlot & blümerant: Liebesbrief an fast vergessene Wörter

 Sapperlot & blümerant: Liebesbrief an fast vergessene Wörter
Zu schön zum Sterben: Die Autorin Katharina Mahrenholtz möchte antiquierte Ausdrücke wieder zum Leben erwecken.

Mach mir keine Fisimatenten! Wenn das die Oma heute zu ihrem, sagen wir, 30-jährigen Enkel sagt, wird sie dafür wohl bestenfalls einen ungläubigen Blick ernten. Spricht die Mutter vom Stöckelschuh, wird ihr die Tochter ein tadelndes Mama, das heißt High Heel! entgegnen. Und bei Vatermörder denkt niemand mehr an ein Kleidungsstück, sondern an eine blutige Familientragödie.

Schade eigentlich, findet die Journalistin Katharina Mahrenholtz. Die deutsche Sprache ist ihr Steckenpferd (auch so ein aussterbendes Wort), und antiquierte Ausdrücke haben es der 47-Jährigen besonders angetan: „Sie klingen schön und erzählen spannende Geschichten.“ Ihre 100 liebsten fast vergessenen Wörter hat sie, gemeinsam mit Illustratorin Dawn Parisi, im Buch „Luftikus und Tausendsassa“ gesammelt. „Man kann schon sagen, dass es eine Liebeserklärung geworden ist“, schmunzelt die Autorin. „Es sind alles Wörter, die uns auf dem Herzen liegen und wir gerne in der Sprache bewahren würden.“

 Sapperlot & blümerant: Liebesbrief an fast vergessene Wörter

Ihre liebsten Archaismen (so nennt man altmodisch empfundene Wörter, das Gegenteil von Neologismen also)? „Ich finde blümerant sehr schön“, sagt Mahrenholtz. „Persilschein hat einen interessanten Ursprung. Und ich mag Wörter, die lustig klingen und Lustiges meinen, wie Firlefanz oder Schabernack.“

Wörter wie Gauner, hold oder hurtig mögen unserem Sprachgebrauch entweichen, nicht aber dem Wörterbuch. „Wir haben eine bewahrende Grundhaltung“, heißt es aus der Duden-Redaktion – was erklärt, warum die Neuauflage 145.000 Einträge listet, die Erstausgabe von 1880 nur 27.000.

 Sapperlot & blümerant: Liebesbrief an fast vergessene Wörter

War früher alles besser? Mitnichten, betont die Kulturwissenschaftlerin. „Ich finde toll, wie kreativ Junge mit Sprache umgehen. Manchmal verwende ich selber Wörter wie on fleek – meine 18-jährige Tochter ermahnt mich dann: ‚Mama, das sagt man nicht mehr – jetzt sagt man lit.“

Buchtipp: „Luftikuss und Tausendsassa. Verliebt in 100 vergessene Wörter“ist im Duden-Verlag erschienen. 160 Seiten, 15 €

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