Samsung will Apple-Sieg anfechten
Die Schlacht der Smartphone-Giganten Apple gegen Samsung ist auch nach dem spektakulären Gerichtsurteil in Kalifornien noch lange nicht ausgestanden. Nach nur dreitägigen Beratungen sprachen die neun Geschworenen des US-Bundesgerichts in San José den südkoreanischen Elektronikkonzern schuldig, mit 28 Produkten Patente des Erzrivalen verletzt zu haben.
Es geht unter anderem um geschützte Designmuster von iPhone und iPad, die Anordnung der App-Symbole auf dem Bildschirm, die Scroll-Funktion auf dem Touchscreen, das Zoomen durch doppeltes Anklicken.
Das Gericht verdonnerte Samsung zur Zahlung von 1,05 Milliarden Dollar (838 Millionen Euro) Schadenersatz und wies eine Reihe von Gegenklagen der Südkoreaner im Bereich der Mobilfunktechnologie zurück.
Hohes Tempo
Mit dem Tempo ihrer Entscheidung überraschten die Geschworenen – sieben Männer und zwei Frauen – auch so manche der Rechtsanwälte, die sich bereits in Freizeit-Look in Richtung Wochenende aufgemacht hatten.
Nach einem kurzen Schreckmoment kündigte Samsung aber an, man werde das Urteil in dem aggressiv geführten Patentkrieg anfechten – erst in San José und notfalls beim US-Berufungsgericht. "Das ist nicht das letzte Wort in diesem Fall." Der Konzern deutete an, der Richterspruch könnte für die Konsumenten "weniger Auswahl, weniger Innovation und potenziell höhere Preise" bedeuten. Denn die Lizenzgebühren, die künftig von anderen Herstellern an Apple gezahlt werden müssten, würden auf die Endkunden abgewälzt.
Verkaufsverbot?
Apple-Chef Tim Cook hingegen freute sich nicht nur über einen neuen Höchststand der Apple-Aktie (675 Dollar), sondern auch über die "klare Botschaft, dass Diebstahl nicht rechtens ist". In einem Rundmail an die Mitarbeiter schrieb er, die Fülle an Beweismaterial während des Prozesses habe gezeigt, "dass das Kopieren durch Samsung noch tiefer ging, als selbst uns bekannt war".
Apple will nun versuchen, ein Verkaufsverbot für die betroffenen Samsung-Geräte zu erwirken. Viele von ihnen wurden aber bereits abgeändert. Auch die Strafzahlung kann Samsung bei einem Umsatz von 247,5 Milliarden Dollar im Vorjahr nicht wirklich treffen. Der Image-Schaden als Nachahmer ist allerdings groß.
Die beiden Kontrahenten verkaufen weltweit mehr als die Hälfte aller Smartphones, wobei Samsung zuletzt doppelt so viele Geräte absetzen konnte als Apple. Es geht um einen Riesenmarkt: 2013 sollen mit Smartphones 250 Milliarden Dollar umgesetzt werden.
Indirekt betroffen von dem Urteil ist auch Google, dessen Betriebssystem Android auf zwei Drittel aller Smartphones läuft. Auch in diesem Fall wittert Apple Ideen-Diebstahl.
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