Reptilien bergen hohe Ansteckungsgefahr für Kinder

Schildkröten sind beliebte Heimtiere. Sie können aber auch schlimme Krankheiten übertragen.
Französische Metastudien weisen auf Gesundheitsrisiko bei Haltung von Exoten hin.

Während in Wien die Terraristikbörse Exotica - wegen großer Nachfrage an eingeschobenem Zusatztermin - erfolgreich über die Bühne ging, warnen französische Wissenschaftler vor der bisher unterschätzten Ansteckungsgefahr, die von Reptilien ausgeht. Schildkröten, Schlangen, Eidechsen & Co können vor allem bei Kleinkindern schwere Infektionskrankheiten hervorrufen.

Die Studien-Autoren, die an zwei französischen Forschungsinstituten sowie bei Gesundheitsbehörden arbeiten, werteten für ihre Berichte 66 Studien aus, die in den vergangenen zwanzig Jahren zu dem Thema erschienen waren. Zudem bezogen sie 77 Fälle von Infektionen bei Kleinkindern mit ein, die auf den Kontakt mit Reptilien zurückzuführen waren. Drei der betroffenen Kinder starben an den Folgen der Infektionen - zwei hatten Salmonellose, die schweren Durchfall und hohes Fieber hervorruft, ein Baby starb an Hirnhautentzündung.

Beliebte Haustiere

Exoten erfreuen sich bei Heimtierhaltern großer Beliebtheit - auch in Österreich. „Schildkröten zählen zu den am häufigsten gehaltenen Reptilien. Sie sind zwar Exoten, fallen aber fast schon unter klassische Haustiere“, sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn kennt auch den Grund: „Reptilien sind interessant zu beobachten.“ Die Vierbeiner sind aber auch anspruchsvoll in der Pflege. Und wie die nun im "Bulletin epidemiologique hebdomadaire" veröffentlichten Studien nahe legen ein potenzielles Ansteckungs-Risiko vor allem für Kinder.

Den Studienergebnissen zufolge hatten die meisten der erkrankten Kinder Kontakt zu Schildkröten und Leguanen. In anderen Fällen wurden die Infektionen durch andere Reptilien und Schlangen übertragen. Diese Tierarten sind besonders häufig von Salmonellen infiziert - mehr als die Hälfte von ihnen sind Träger dieser Bakterie.

Salmonellen könnten unter bestimmten Bedingungen mehrere Woche überleben. Zudem könnten sie auch übertragen werden, wenn Kinder keinen direkten Kontakt zu den Tieren hätten - etwa über die Hände ihrer Eltern oder durch die Luft.

Mehrere Länder haben den Studien zufolge vor diesen Risiken gewarnt, darunter die USA, Kanada und Großbritannien. In den USA etwa wird Eltern von Kindern unter fünf Jahren empfohlen, keine Reptilien als Heimtiere zu halten.

Broschüre

Das Bundesministerium für Gesundheit kennt vergleichbare Studienergebnisse und weist auf seine Broschüre "Augen auf beim Wildtier- und Exotenkauf" hin. (Bestellmöglichkeiten: Telefonisch unter 0810 81 81 64 oder per eMail: broschuerenservice@bmg.gv.at). Darin heißt es unter anderem: "Als Streicheltiere sind Reptilien nicht geeignet! Kinder sollten frühestens mit 10 Jahren unter Aufsicht eines Erwachsenen mit der Pflege von Terrarientieren betraut werden."

Der Tierschutzorganisation VIER PFOTEN ist das zu wenig. Sie fordert einen verpflichtenden Sachkundenachweis für Halter von Reptilien. Und unterstützt den bereits in der vorigen Legislaturperiode an den zuständigen Minister Alois Stöger gerichteten parlamentarischen Initiativantrag der Oppositionsparteien: Dem zufolge soll neben der Pflicht zum Sachkundenachweis der Kauf exotischer Tiere durch Private generell stark eingeschränkt werden und Tierbörsen verboten werden. „Passiert ist bislang nur leider überhaupt nichts in diese Richtung. Wir fordern die neue Regierung auf, den Worten endlich Taten folgen zu lassen und die Vorschriften für die Privathaltung von exotischen Heimtieren deutlich zu verschärfen“, sagt Kampagnenleiterin Indra Kley.

Auf lange Sicht setzt sich VIER PFOTEN für ein generelles Verbot der privaten Haltung exotischer Tiere ein. Kley: „Man kann den speziellen Bedürfnissen dieser sensiblen Tiere in unseren Haushalten schlicht nicht gerecht werden.“

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