Tunnelbauer mit Badelust

Tag und Nacht aktiv: Rennmäuse schätzen tiefe Einstreu und Abwechslung im Glasbehälter.
Mongolische Rennmäuse können bei Umsicht artgemäß gehalten werden.

Rennmäuse sind entzückend: Dunkle Knopfaugen, Schnüffelstupsnase mit imposanten Barthaaren, fürsorglich-verschmustes Miteinander, genügsamer Lebensstil.

„Man kann Mongolische Wüstenrennmäuse zu Hause halten, wenn man sie als Beobachtungstiere sieht und nicht als Kuscheltiere“, sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn betont, dass sich unter dem weichen Fell der Hamster-Verwandten ein sehr zartes Skelett befindet; nichts für kleine Kinderhände. Bei Umsicht ist die Haltung daheim aber zur Freude von Tier und Mensch möglich.

In freier Steppenlandschaft leben Rennmäuse in großen Familienverbänden. Einzelhaltung im Käfig ist daher verboten. „Am besten passen gleichgeschlechtliche Geschwister zusammen“, sagt Schratter. Idealerweise bewohnen zwei Weibchen ein gut belüftetes Terrarium mit den Maßen 100 cm mal 50 cm mal 50 cm. Für jedes weitere Exemplar muss die Grundfläche um zwanzig Prozent vergrößert werden. Die artgemäße Versorgung von Gruppen ist wegen Rangordnungsstreitigkeiten nur etwas für Spezialisten.

Ausstattung

Holzspäne bzw. handelsübliche Einstreu, die frei von Torf ist und wenig Staub aufwirbelt, wird 30 cm hoch in den Glasbehälter gefüllt – die Nager graben gerne. Sie wollen aber auch hoch hinaus. Die Etagen sollen jedoch nicht weiter als 12 cm auseinander liegen. Vom Klettern verstehen die Wühler weniger als vom Gänge-Bauen. „Zur Standardeinrichtung zählen Röhren mit sechs bis zwölf Zentimeter Durchmesser, Halbrinden, Bambusrohre, Kokosnussschalen, Tontöpfe und für jedes Tier ein Holzhäuschen zum Verstecken“, sagt der Tiercoach.

Ebenso wichtig wie eine abwechslungsreiche Umgebung ist eine Schüssel aus Glas oder Edelstahl gefüllt mit Sand auf einer der oberen Ebenen. Chinchilla-Sand ist die richtige Wahl, Vogel- und Bau-Sand sind ungeeignet. Rennmäuse brauchen das Sandbad zur Fell- und Hautpflege. Ebenerdig platziert besteht die Gefahr, dass die Vierbeiner den Napf als Klo benützen. In diesem Fall muss der Sand statt alle zwei Wochen jeden dritten Tag ausgemistet werden. Der Kot ist trocken und die Nieren produzieren nur ein paar Tropfen konzentrierten Urins. „Käfig-Reinigung bedeutet Stress für die Vierbeiner. Man muss beim Umsetzen auch ganz vorsichtig sein, um die Tiere nicht zu verletzten“, sagt die Expertin. Futter und Wasser müssen täglich frisch angeboten werden.

Mongolische Wüstenrennmäuse sind an ein karges Leben angepasst. Dementsprechend vertragen sie nur magere Kost. Sämereien aus dem Fachhandel machen satt. Kräuter und Gräser bereichern den Speiseplan, ebenso tierisches Eiweiß in Form von Mehlwürmern, Heimchen und Topfen. Zweige von Hasel und Weide dienen als Knabberzeug. Karton, Rinde, Heu und Küchenrolle stillen das Verlangen zu nagen. Gleichzeitig wird damit das Nest ausgepolstert. Auf Hamsterwatte sollte verzichtet werden. Zum Schlafen ziehen sich die Vierbeiner meist in ihre Tunnel zurück.

Handzahm

Rennmäuse sind sehr neugierig. Mit viel Geduld kann man manche dazu bringen, dass sie aus der Hand fressen“, sagt Schratter. Der Trick: Ausgiebig Schnuppern lassen, hektische Bewegungen unbedingt vermeiden und mit Leckerbissen verführen. Das schafft Vertrauen.

Wissenschaftlich heißt die Mongolische Rennmaus, die 1866 entdeckt wurde, Meriones unguiculatus. Der Volksmund hat mehrere Bezeichnungen für die etwa zehn Zentimeter kleinen Rennratten: „Mongolische Wüsten(renn)maus“, „Mongolische Rennratte“, „Mongolischer Gerbil“ oder schlicht „Rennmaus“ bzw. „Wüstenrennmaus“.

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