Weitwandern am Arlberg: Von Hütte zu Hütte, von Berg zu Berg

Weitwandern am Arlberg: Von Hütte zu Hütte, von Berg zu Berg
Vieles ist beim Weitwandern im Lechquellengebirge straff organisiert. Nur das Gehen nimmt einem niemand ab.

Erste Nacht in der Hütte, das Schlaflager gut belegt. In schmalen Regalen stapeln sich Leiberln und Zahnbürsten, auf dem Boden die Rucksäcke. Schon vor der Hüttenruhe um 22 Uhr ist es mucksmäuschenstill. Es ist ungewohnt geworden, mit so vielen fremden Menschen im Zimmer zu liegen. Wecker braucht es nicht, schon weit vor sechs Uhr kramen erste Wanderer in ihren Rucksäcken herum. Kurz die Augen reiben und den obligatorischen Blick aus dem Fenster werfen: Aus dem Tal ziehen dicke, daunenweich anmutende Nebelschwaden hoch und hüllen die Gipfel ein. Der steile Aufstieg am Vorabend, gezeichnet von Nieselregen, Kälte und Düsterheit, hat sich ausgezahlt. In der Stube der Biberacher Hütte auf 1.848 Metern ist das Frühstücksbuffet angerichtet: Käse, Wurst, Marmelade, Butter, Schokoaufstrich. Der grün gekachelte Kamin ist noch warm und lädt zum Verweilen ein. Aber der Abenteuerdrang ist größer, außerdem kommen bald die ersten Tagesgäste, der Hüttenwirt bereitet sich schon darauf vor. Auf zu Etappe zwei.

Auf der ersten Hütte

Die Biberacher Hütte ist die erste von fünf Hütten an der Lechquellenrunde. Die sechstägige Hüttentour führt als fünfzig Kilometer langer Höhenweg durch das Lechquellengebirge, insgesamt sind 3.500 Meter Aufstieg zu meistern. Vor den Wanderern, die an diesem Morgen zur Göppinger Hütte marschieren, liegen rund zehn Kilometer und fast 1.100 Höhenmeter. Kaum aus der Tür getreten, bietet sich der Blick auf eine sattgrüne Almen- und Berglandschaft. Giftiger, blauer Eisenhut säumt den breiten Hohlweg. Bald darauf geht es steil bergab, vorbei an Rinnsalen und kleinen Wasserfällen, dann wieder bergauf bis zur steinernen Obere Alpschellaalpe. Weil alle dasselbe Ziel haben, fühlt man sich schnell wie in einem Jungscharlager für alle Altersgruppen: Man trifft einander immer wieder, versorgt sich gegenseitig mit Schokolade; fotografiert einander. Wenig später Rast auf einem Stein mit Weitblick: Mit der Jause werden wortlos die Gedanken ausgepackt, die sich beim Gehen entfaltet haben. Wer gemeinsam auf Wanderschaft ist, versteht sich schweigend.

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