Unterwegs in und um Olmütz: Von der Altstadt ins Altvater
Strahlendes Blau spannt sich über den Oberen Marktplatz von Olmütz, dem historischen Zentrum der Stadt mit dem frei stehenden, prächtigen sechshundert Jahre alten Rathaus. Fremdenführer Stefan weist auf eine Reihe von Wappen am Renaissance-Erker hin, angeführt vom österreichischen aus Zeiten der Monarchie. An den Dachkanten ragen skurrile Wasserspeier als kunstvolle Schmiedearbeiten weit auf den Platz hinaus.
Mittags zeigt die astronomische Uhr ihre Künste, ein Monumentalwerk der Uhrmacherei aus dem fünfzehnten Jahrhundert, das in den 1950er-Jahren nach Vorgaben des sozialistischen Realismus umgestaltet wurde. Während Volksmelodien aus dem Glockenspiel erklingen, setzen sich Arbeiter- und Bauernfiguren in Bewegung, bis das Krähen eines Hahns das Spektakel beendet.
Neben dem Rathaus erhebt sich die von der UNESCO geschützte, barocke Dreifaltigkeitssäule. Mit ihren zweiunddreißig Metern Höhe, achtzehn Heiligenstatuen und einer Kapelle im unteren Teil der Säule ist sie weltweit einzigartig. Oben an der Spitze glänzt die goldene Dreifaltigkeit in der Sonne. Der Bau nahm fast vier Jahrzehnte in Anspruch, die Einweihung Mitte des achtzehnten Jahrhunderts erfolgte in Anwesenheit von Maria Theresia und ihrem Mann Franz Stephan von Lothringen.
Hexensabbat und Folterinstrumente
Im Herzen der Region Olmütz erreicht man Šumperk (Mährisch Schönberg). Im Zentrum neben dem Rathaus führt der Weg direkt in eines der bedeutendsten Bürgerhäuser der Stadt, dem Geschader-Haus. Ein schicksalsträchtiger Ort, spielten sich doch hier während der berüchtigten Hexenprozesse im siebzehnten Jahrhundert unglaubliche Schicksale und Tragödien ab. Der Gang durch die Kellerräume des denkmalgeschützten Gebäudes bringt einen in die neu gestaltete Ausstellung.
Mittels Audioguide wird man von der Stimme des Inquisitors Heinrich Franz Boblig durch diese finstere Zeit geführt, erfährt sehr authentisch einiges über Hexensabbat und Verhörmethoden. Folterinstrumente und handgeschriebene Todesurteile des Inquisitors präsentieren diese dunkle Zeit in den düsteren Kellerräumen anschaulich. Schließlich ist man froh, am Ende des Rundgangs wieder ins Sonnenlicht und ins Heute hinaustreten zu können.
Jugendstilvilla Primavesi
1905 wurde die Villa als Stadtsitz der Bankiersfamilie Primavesi in Olmütz erbaut. Damals führende Künstler wirkten am Gebäude mit, etwa Anton Hanak, der die Täfelung im Speiseraum schuf, Architekt und Designer Josef Hoffman und Maler Gustav Klimt. Weitere Informationen.
Papiermanufaktur in Velké Losiny
Die Manufaktur ist ein Technik- und Kulturdenkmal. Seit mehr als vier Jahrhunderten werden hier bis heute Büttenpapiere manuell hergestellt. Traditionelle Techniken wie das Handschöpfen von Papier werden Besuchern vorgeführt. Zur englischsprachigen Webseite.
Spa Jeseník
1822 wurde hier die erste Wasserheilanstalt der Welt gegründet. Angeboten werden Schwefelthermalwasser und Kneipp-Anwendungen im Wasserpark „Balneopark“ im Luftkurort. Das romantische Areal bietet elf Kurhäuser und Fernblick auf das Altvater- gebirge. Details zum Spa.
Über Moore und Tümpel
Versöhnlich wirkt der nördliche Teil der Region mit seinen romantischen Dörfern. Berghänge rücken näher, die Straße führt über Serpentinen zum Ausgangspunkt einer Wanderung ins Altvatergebirge. Der Name stammt noch von der deutschsprachigen Bevölkerung, die nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben wurde. Es geht stetig sanft bergauf, oft von hohen Bäumen beschattet, am Wegrand bieten sich im Sommer reife Heidelbeeren als Nascherei an.
Immer wieder führen kurze Holzwege über Moore und Tümpel, eine sehr grüne und wasserreiche Gegend. Bald wird der Blick freier. Nach zünftiger Einkehr in einer Berghütte ist der Gipfel am Berg Praded (Altvater) erreicht. Eine weite runde Kuppe mit Weideland, 1.492 Meter hoch. Im Norden blickt man bis nach Polen, bei klarer Sicht sollen im Süden sogar die Wiener Hausberge zu erkennen sein.
Klimafreundliche Anreise
Mit dem Zug von Wien Hauptbahnhof bis Breclav oder Prerov, dann weiter nach Olomouc.
Olmütz
Tschechisch Olomouc, war bis ins siebzehnte Jahrhundert das historische Zentrum Mährens. Die gesamte Altstadt steht seit 1971 unter Denkmalschutz. Weitere Informationen.
Olmützer Quargel
Schon im fünfzehnten Jahrhundert soll im Umland von Olmütz Quargel hergestellt worden sein. Der Sauermilchkäse mit seinem starken Geruch gilt als einzige ursprünglich tschechische Käsesorte. Deswegen feiern ihn viele Tschechen beim jährlichen Quargelfestival in Olmütz. Heuer findet das Fest am 23. und 24. April statt. Details.
Altvatergebirge
Das Gebirge, das den Tschechen unter dem Namen Jeseník bekannt ist, bildet den östlichsten Teil der Sudeten. Laden im Sommer zahlreiche Wanderwege zu längeren Touren ein, gibt es im Winter für Sportler einige Skigebiete und zahlreiche Loipen.
Weitere Informationen
Broschüren und Landkarten über die Tschechische Republik, spezielle Themenbereiche
werden kostenlos zugesandt:
Tschechische Zentrale für Tourismus – CzechTourism
Tel.: +43/1/89 202 99
wien@czechtourism.com
www.visitczechrepublic.com
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