Sulmona: Die Confetti-Stadt in den Abruzzen
Unter den Kupferkesseln brennt Feuer. Eine Frau in weißem Kittel und mit Kopfbedeckung rührt mit einem großen Schöpflöffel immer wieder die hin und her rollenden weißen, rosa und blauen Confetti. Der Duft ist für jemanden, der mehr oder weniger süchtig ist nach diesen mit Zucker schichtweise überzogenen Mandeln und Haselnüssen, unwiderstehlich. Confetti sind in Italien bei Taufen, Kommunionen und vor allem bei Hochzeiten ein absolutes Muss. Sie sind auch Namensursprung für die Papierschnipsel-Konfetti und ihre Heimat ist Sulmona, eine kleine Stadt in den Abruzzen, am Fuße des Majella Bergmassivs gelegen und Geburtsort des römischen Dichters Ovid.
Flaniert man durch die Altstadt und über den Corso Ovidio, stößt man auf Schritt und Tritt auf Körbe mit bunten Konfettiblumen. Die meisten sind handgemacht von den örtlichen Frauen. Es heißt, es seien die Klausurschwestern des ehemaligen Klosters Santa Chiara gewesen, die um das fünfzehnte Jahrhundert mit der Herstellung von Rosenkränzen aus Confetti begannen. Und wer weiß, ob die eine oder andere Schwester doch nicht der Versuchung widerstehen konnte, daran zu naschen.
Das Confetti-Labor
Die Confetti stammen aus dem arabischen Raum, der Name aus dem Lateinischen: conficere. An Mandel- und Haselnussbäume fehlte es um Sulmona nicht. Wobei deren Früchte anfangs mit einer Mischung aus Honig und Mehl ummantelt wurden, später mit Zucker, den man auch süßes Salz nannte. Das Confetti-Labor, von dem die Rede ist, gehört zur „Premiata Fabbrica Confetti Pelino“ und ist wie ein Wahrzeichen von Sulmona. Einerseits wegen seiner jahrhundertealten Geschichte. Andererseits, weil sich heutzutage auch die britische Royal Family sowie die königliche Familie vom Qatar hier versorgen.
Es war Bernardino Pelino, der die Confettifabrik 1783 gründete. Heute wird sie von Mario Pelino in der siebenten Generation geführt. Der Sitz der Fabrik, samt Geschäft und Museum, ist etwas außerhalb des Stadtzentrums. Bevor man sich aber von den Confetti-Kreationen und -Varianten im Geschäft (die mit Pistazien- oder Schokoladefüllung sind grandios!) verleiten lässt, sollte man unbedingt das Museum sehen. In den Sälen wird nicht nur die Geschichte von Pelino erzählt, sondern der Confettiherstellung generell, die dazu führte, dass Sulmona zur „Confetti-Stadt“ wurde.
Natürlich hat auch hier die Technik Einlass gefunden. Neben den Kupferkesseln aus dem neunzehnten Jahrhundert stehen moderne. Unverändert bleibt aber die Rezeptur: Mandeln aus der Gegend oder aus der sizilianischen Stadt Avola, die als die besten Italiens gelten. Und weißer Zucker pur, also ohne Mehlzusatz, der oft in der industriellen Herstellung hinzukommt. Mai ist in Italien ein beliebter Hochzeit- und Kommunionsmonat, Confetti haben also gerade Hochkonjunktur.
Aquädukt: Mit 21 Spitzbögen dominiert das Aquädukt aus der Zeit des Stauferkönigs Manfred den Hauptplatz der Altstadt.
Palazzo und Kirche der heiligen Annunziata: Die architektonischen Meisterwerke stammen aus dem 14. und 15. Jahrhundert und wurden mehrmals umgebaut.
Roter Knoblauch von Sulmona: Eine besonders intensive Sorte. Erhältlich auf dem Wochenmarkt der Piazza Garibaldi am Aquädukt
Kommentare