Silvester in Goa: Und ewig dröhnen die Bässe

Silvester in Goa: Und ewig dröhnen die Bässe
Der Jahreswechsel an den Stränden von Indiens Party-Location ist nur für Techno-Fans empfehlenswert.

Dam dabadam dabadabadamdam. Unaufhörlich stampft der Rhythmus, die wummernden Bässe lassen den Magen vibrieren. Der Sound ist weithin zu hören – zu sehen sind aber nur Kunstnebel, Licht- und Laserblitze, die über die Seitenwände der mit aufblasbaren Plastikwänden an eine riesige Hüpfburg erinnernde Open-Air-Tanzarena hinweg den Nachthimmel erhellen.

Drinnen legt ein eigens eingeflogener Star-DJ auf. Eintritt findet man nur mit Ticket, die sind allerdings seit Wochen ausverkauft.

Diejenigen, die keine Karten ergattert haben – und das sind viel mehr als in der Arena – tanzen vor der Hüpfburg barfuß im Sand. Im Hintergrund, immer nur als kurze Geräuschfetzen zwischen den elektronischen Klängen wahrnehmbar, die Wellen des Indischen Ozeans.

Beach-Bar an Beach-Bar

Keine zweihundert Meter von der ersten lauten Techno-Hüpfburg entfernt steht schon die nächste, auf der Strecke dazwischen haben die zahllosen Beach-Bars ihre (deutlich schwächeren) Anlagen voll aufgedreht. So geht es am kilometerlangen Strand endlos weiter, Tanzarena um Tanzarena, Beach-Bar um Beach-Bar. Dam dabadam dabadabadamdam – Techno überall, ohne Pause und in voller Lautstärke. Silvester in Goa eben.

Dass viel los ist, war zu erwarten. Schließlich hat Indiens kleinster Bundesstaat nicht nur traumhafte Strände zu bieten, sondern ist auch als Party-Location weltbekannt. Zudem sind die nördlichen Badeorte Goas nur eine Nacht im Zug von der Millionenmetropole Mumbai entfernt. Kein Wunder also, dass Zigtausende junge, meist männliche Stadtbewohner das neue Jahr hier am Strand einfeiern.

Dam dabadam dabadabadamdam. Noch vor Mitternacht schlägt sich das Techno-Gedröhne in Kopfschmerzen nieder. Es folgt ein Streifzug durch den Ort, auf der Suche nach Lokalen mit anderer Musik. Die Ausbeute ist deprimierend: In einem Café spielt eine unbegabte lokale Cover-Band internationale Oldies, an den spärlich besetzten Tischen schauen westliche und russische Paare mittleren Alters ins Leere.

Allein auf der Bühne

Kurz darauf dringen Fetzen von weiblichem Gesang (auf Englisch) mit Gitarrenbegleitung von einer Rooftop-Bar an mein Ohr. Ich erklimme das Dachgeschoß und sehe eine junge Frau mit akustischer Gitarre, einsam und allein auf einer kleinen Bühne. Sonst niemand – kein einziger Gast, nicht einmal ein Kellner. Und am Strand tanzen Tausende zu Techno.

Kurz nach Mitternacht. Auf dem Heimweg trinke ich einen (!) Cocktail, ansonsten waren es am ganzen Abend drei kleine Bier. Der erste Tag des neuen Jahres beginnt trotzdem mit einem Kater wie nach einem wilden Saufgelage. Der Fusel in der Jack-Daniels-Flasche war wohl nicht wirklich in Tennessee abgefüllt. Und im Kopf dröhnt immer noch – Sie erraten es – dam dabadam dabadabadamdam.

  1. Old Goa: Die Geisterstadt im Zentrum des Bundesstaats war jahrhundertelang Hauptstadt von Portugiesisch-Indien; zwischen Ruinen stehen imposante christliche Kathedralen.
  2. Mumbai: Eine Tagesreise entfernt; größte Stadt Indiens mit viel viktorianischer Architektur, aber auch riesigen Slums.
  3. Hampi: Beeindruckende Ruinenstadt in Karnataka; einst Hauptstadt eines mächtigen Hindu-Reiches

Kommentare