Schifoan is’ angeblich des Leiwaundste, wos ma si’ nur vurstelln kann. Prinzipiell ist Wolfgang Ambros in dieser Angelegenheit nichts entgegenzusetzen. Was aber tun, wenn man als Kind russischer Einwanderer nicht schon lange, bevor man überhaupt das Alphabet aufsagen konnte, auf zwei Brettln stand? Ja, die Lust, es trotz längst erreichtem Erwachsenenalter irgendwann noch zu lernen, ist schon da. Dazu gekommen ist es aber noch nicht.
Bergwanderführerin Anne sieht in den mangelnden Wintersportkenntnissen kein Problem: „So etwas wie das hier, wirst du beim Skifahren nicht erleben“, sagt die gebürtige Finnin, während sie auf eine frische Tierspur im pulvrigen Schnee zeigt. Gemeinsam ging es mit der Reiterkogelbahn in Hinterglemm bis zur Bergstation, von dort hat die Expertin schnurstracks in den Tiefschnee und mitten in den Wald geführt. Statt Ski werden Schneeschuhe getragen. Während Anne die Gruppe raten lässt, welches Tier hier vor Kurzem auf Futtersuche war, lässt sich zeitgleich die spektakuläre Aussicht auf die Gebirgskette rund um den Geißstein genießen.
Klingt alles nach einem Zeitvertreib für Unsportliche? Die mehrstündige Tour mit Zwischenstopp in der Rosswaldhütte (auf eine XL-Kaspressknödelsuppe) mag zwar auch ideal für jene sein, die sich selbst nicht als Sportass bezeichnen. Doch ob fit oder halbwegs fit – Muskelkater haben am nächsten Tag alle Teilnehmer dieser Schneewanderung.
Für all jene, die sich abseits der berühmten Pisten in Saalbach-Hinterglemm sportlich herausfordern wollen, bietet Anne auch private Halbtagestouren an. Eine ihrer schönsten Strecken führt von der Mittelstation der Bernkogelbahn zum versteckt gelegenen Spielberghaus. Im Sommer ist die Strecke ein Wanderer-Paradies, im Winter muss man sich das Wirtshaus auf 1.311 Meter Seehöhe nur mit den wenigen Skitouren-Fans und Wanderern teilen, die den Weg hierher finden.
Kasnockenpause
Die stattliche Portion Kasnocken (dem Kaiserschmarrn eilt ein ebenso guter Ruf voraus) nach eineinhalb Stunden Hinweg sollte allerdings lieber zu zweit verzehrt werden. Es gilt, auch nach dem Mittagessen Durchhaltevermögen zu zeigen: „Wir gehen ab hier noch mal über zwei Stunden zurück ins Zentrum von Saalbach“, warnt Anne lächelnd. Das Highlight der Tour: mit den Schneeschuhen so schnell es geht einen steilen Hang hinunterlaufen.
Ein guter Ausgangspunkt für Aktivitäten wie diese ist das in Saalbach gelegene Haus Jausern, das in den vergangenen Monaten aufwendig vergrößert wurde. Den neuen Zimmern im Anbau gab das Hotelierpaar Lilly und Christoph Namen wie „Ästhet“ und „Avantgardist“, die Einrichtung ist ein minimalistischer Mix aus viel Holz und Stein. Weil selbst im Skiparadies das Wetter nicht immer mitspielt, warten ein beheizter Outdoor-Pool, mehrere Saunen und ein Panorama-Ruheraum mit Kamin auf die Gäste.
Oder man wagt sich trotz Wind und starken Schneefalls dennoch vor die Tür. An Tagen, die das Skifahren aufgrund schlechter Wetterbedingungen mehr zur Qual statt zur Qualitätszeit machen, treffen sich Skifahrer und Nicht-Skifahrer im Talschluss im Ortsteil Lengau. Da sind sie also doch, die zwei Brettln, auf denen sich auch die russischstämmige Schulsportwochen-Schwänzerin wiederfindet.
Mit kurzer Einführung lässt sich die rund zwei Kilometer lange Loipenstrecke nahe des Parkplatzes (ab hier ist das einzige Verkehrsmittel der Pferdeschlitten) gut bewältigen – auch wenn jeder noch so sanft geneigte Hang und jede noch so sanfte Kurve sich für die blutige Ski-Anfängerin wie die Teilnahme an der halsbrecherischen Abfahrt auf der Kitzbühler Streif anfühlen. Aber was wäre so ein Wintersporturlaub ganz ohne Herausforderungen?
Klimafreundliche Anreise
Mit Zug und Bus von Wien nach Saalbach mit Umstieg in Salzburg und Zell am See in rund fünfeinhalb Stunden
Viele Hotels holen ihre Gäste kostenfrei vom Bahnhof ab. oebb.at
Übernachten
Die stylishen Zimmer des in zweiter Generation geführten Haus Jausern in Saalbach sind ab 110 € p. P./Nacht inkl. Frühstück buchbar. Ab 130 €
p. P. inkl. 3-Gang-Menü am Abend. Neben dem Spa-Bereich gibt es auch einen eigenen Lagerungsraum für Skier und Schneeschuhe – morgens warten die vorgewärmten Stiefel. hotel-jausern-saalbach.at
Aktiv
Mittwochs und freitags gibt es mit Guide Anne Lappi geführte Schneeschuhwanderungen.
Die Gehzeit beträgt circa vier Stunden, Kosten: 25 € p. P. inkl. Schneeschuhe; private Führungen ab 200 €. Buchbar über lappianne@hotmail.com oder +43 (0)664 875 29 27. Die Nutzung der Langlaufloipe (klassisch u. Skating) im Talschluss ist kostenfrei. Einen Skiverleih gibt es z. B. bei Sport Hagleitner
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