Obertauern: Wo die Partys so legendär sind wie die Pisten

Après-Ski in Obertauern, Menschenmenge beim Party feiern
Obertauern gilt als eine der schneesichersten Skidestinationen Österreichs und manchen als westlichste Szene-Bar Wiens. Passen intensives Feiern und kraftvolles Carven zusammen? Freilich!

Es beginnt zwischen Schultern und Magen. Irgendwo beim Brustbein. Da spürt man ihn zuerst, den Bass. Ehe man sichs versieht, pressen die haushohen Lautsprecher Musik ins Tal. Über der Bühne bricht sich im fallenden Schnee das Licht der Scheinwerfer. Und während Tänzerinnen zwischen Feuer-Fontänen im Rund springen, singt ein Mann mit dem bizarr-herrlichen Namen „H.P. Baxxter“ für Tausende in Ski-Overalls verpackte Zuhörer „God Save the Rave“. So fühlt es sich also an, wenn ein Skiort in den Winter startet.

Scooter beim Saisonauftackt in Obertauern

Ließ es zum Saisonauftakt im Schnee-Dorado  Obertauern so richtig krachen: der ziemlich gut gealterte Herr H.P. Baxxter mit seiner Partie namens Scooter

Obertauern feierte viele Wochen vor Weihnachten den Saisonauftakt; und wie jeden Herbst ließ man sich in dem schneesicheren Sport-Dorado nicht lumpen, stellte auf der Passhöhe eine mächtige Bühne mitten in den Ort und sperrte die Straßen – auf dass die deutsche Electro-Band „Scooter“ Stimmung mache. Wer sich im Sommer auf Musikfestivals herumtreibt, dem ist das „Setting“ vertraut: wummernde Musik, starkes Licht, singende Fans. Bis vielleicht auf den Unterschied, dass man es auf fast 1.800 Metern zu dieser Jahreszeit nicht in Shorts und T-Shirt, sondern vorzugsweise in der Merino-Wäsche aushält.

Was die Stimmung angeht, erinnert vieles an die Euphorie auf den pannonischen Festivalfeldern. Denn in Obertauern, das manche liebevoll die westlichste Szene-Location der Bundeshauptstadt nennen, bedeutet der Saisonauftakt samt dazugehörendem Konzert vor allem eines: Party. Geschätzte siebzig bis achtzig Prozent der Gäste, die es zum Saisonstartwochenende in die Hohen Tauern treibt, kommen zum Feiern.

Anreise
Mit dem Zug über  Salzburg oder Leoben nach  Radstadt, von dort weiter mit dem Bus nach Obertauern. Fahrzeit von Wien: etwas mehr als fünf Stunden.

Packages
Viele empfehlenswerte Häuser bieten in Obertauern Kombipakete an. Das „Steiner“, ein Vierstern-S-Resort, offeriert  Gästen ein „7=6 Skipaket“, was so viel bedeutet wie: 7 Übernachtungen (inkl. Vollpension) mit einem 6-Tagesskipass dazu. Im Paket enthalten: eine Massage und die gesamte Wohlfühl-Infrastruktur  des Hauses mit direktem Pisten-Anschluss. Kosten p. P.  ab 1.429 €. hotel-steiner.at

26 Seilbahnen und Lifte 
führen in Obertauern auf die Pisten – für die Gäste, die auch zum Skifahren kommen. Das Skigebiet reicht bis auf 2.313 Meter

Auskunft
obertauern.com

Skifahren oder Stimmung tanken

In den Berg- und Talstationen mischt es sich ganz ordentlich: Da warten die Carving-Freaks mit frisch gewachstem Trainingsgerät, um ihre ersten Pistenkilometer in die Smartwatch einzutragen – ein Großteil der sechsundzwanzig Seilbahn- und Liftanlagen fährt ab Ende November bis tief hinein in den Frühling.

Dann gibt es die „Nicht-ganz-so-viel-Fahrer“, die mittags am Lift philosophieren, ob sie das erste Tagesbier auf der knorrig-urigen Achenrain Hütte oder doch unten im Gruber Stadl oder dem Flamingo nehmen wollen. Und dann sind da auch solche, die ganz ohne Skibox gekommen sind. Weil sie einfach nur Stimmung tanken: Schnee, Berge und Fete.

Après-Ski Highlights

Einer der Klassiker: Die Wanderung zur Edelweiss-Alm. Wobei es das Wort so nicht ganz trifft. Viele nehmen den Lift, spazieren die paar Meter hinüber – um dann auf 1.850 Höhenmetern ins klassische Après-Ski einzutauchen: Euphorisiertes Tanzen, gerne auf Bänken – in Moonboots oder Skischuhen, je nach Gusto. Liegt die Lust zur Party an der Höhenlage? Liegt’s an der beheizten Terrasse? Man weiß es nicht. Letztendlich ist es aber egal. Das Feine am feiernden Saisonauftakt in Obertauern: Man kann sich darin verlieren, muss aber nicht.

Während die einen in der Lürzer Alm dem „Zirkus“ in allen Facetten frönen, stapfen ein paar Meter weiter die „Nur-Skifahrer“ direkt in ihren Skistall. Gut möglich, dass sie sich abends wieder ins Getümmel werfen. Oder sie pfeifen drauf. Setzen sich in die Haus-Sauna und schauen durchs Fenster auf die dunklen Hänge, wo Ratracs im Lichtkegel ihrer Scheinwerfer die Pisten präparieren.

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