Über den Dächern von Nizza spazieren
Nathalie Gaglio sperrt ein großes, schweres Eisentor auf, das zu den Stufen auf die Flachdächer der einstöckigen Häuser der Rue des Ponchettes führt. „Bis 1972 war diese Dachpromenade öffentlich zugänglich und sehr beliebt zum Flanieren. Dann wurden die Dächer aus Sicherheitsgründen gesperrt“, erzählt Nathalie, Historikerin und Fremdenführerin aus Nizza. Jetzt ist das Dach, auf dem entlang der niedrigen Mauer Kabeln verlegt sind und Klimageräte thronen, nur für geführte Touren geöffnet. „Außerdem dürfen die Besitzer der Häuser herauf – nein: sie müssen, weil sie für die Reinigung der Dächer verpflichtet sind“, sagt Nathalie.
Die Rue des Ponchettes ist die erste Straße, die im Jahr 1770 in die Felsen geschlagen wurde. Heute ist hier ein geschichtsträchtiger Ort, kleine Häuser, die die großen Turbulenzen der Modernisierung und Stadtentwicklung überstanden haben. Sie markieren die Teilung des Cours Saleya im Vieux Nice (Altstadt) und der Strandpromenade.
Rechts fällt der Blick auf die Kiesstrände von Nizza. Links sehen die Besucher der Tour „When Nice invented the Riviera“ (siehe Tipps unten) auf die kleinen Boutiquen, Galerien, Cafés, Restaurants und das Getümmel auf dem Marché Aux Fleurs Cours Saleya, der Dienstag bis Sonntag von 6.30 bis 12.30 Uhr geöffnet hat. Am Ende des Marktes leuchtet das gelbe Haus, in dem einst der französische Maler und Bildhauer Henri Matisse im dritten Stock wohnte, hervor.
Hoch oben auf dem Hügel, plätschert der künstliche Wasserfall – Cascade de la colline du Château, der in der Nacht prachtvoll illuminiert wird. Schön ist auch der Blick von oben in den Palmengarten des Palais de la Prefecture. Dahinter ragt eine Dachwohnung mit Türmchen und traumhafter Terrasse hervor. Es ist sicher das schönste private Domizil der Stadt – mit freiem Blick aufs Meer und die berühmte, sieben Kilometer lange Promenade des Anglais. Diese Aussicht bleibt leider nur den wohlhabenden Besitzern dieser Immobilien vorenthalten.
Von den Dächern führt Nathalie die kleine Reisegruppe zu den Prachtbauten der Altstadt. Stolz ist die Französin auf ihre Stadt, die seit Juli 2021 als „Winterurlaubsstadt an der Riviera“ Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist. Der Spaziergang endet auf dem Markt bei einem Socca-Stand. Geduldig reiht man sich in die Schlange ein, um diesen Traditionsimbiss, ein Fladen aus Kichererbsen, der aussieht wie eine Pizza, zu kosten. Ein wirklicher Leckerbissen!
Top 3 Tipps
Dachtour und Altstadt Jeden Monat um 9.30 Uhr, 90 Minuten,pro Person 7 €, englischsprachige Guides.
Mittagessen am Strand vom Beau Rivage Fisch, Meeresfrüchte und viel Sand. 107 Quai des Etats-Unis.
Cascade de Gairaut Am Ende der Bucht kann man den künstlichen Wasserfall, 1880 bis 1883 erbaut, besuchen.
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