Luxus-Skiorte im Porträt: Hier kostet die Liftkarte 280 Dollar
Von Aspen über St. Moritz bis zum Arlberg und zu den Dolomiten: Hier sind die Abfahrten länger, die Berge mächtiger und der Glamour hat Substanz.
Dieses Gefühl, wenn einfach alles passt: morgendliche Luft, so frisch, dass sie in den Lungen brennt. Pisten, leer wie eine Bühne vor der Premiere. Der Schnee ist trocken und leicht, jeder Schwung wirbelt feine Schneewolken auf.
Selbst wenn alles perfekt scheint: Im echten Ski-Mekka wirkt dieses Gefühl noch intensiver. Es gibt Wintersportorte und es gibt Wintersportorte. Nichts gegen den Kasberg in Grünau im Almtal, das hat seinen Charme, keine Frage. Doch ein Hotel am Arlberg oder eine Lodge in den Rockies macht Winterurlaub groß. Oder Val d’Isère, Cortina, Aspen, Zermatt: Hier treffen Stil und Geschichte, manchmal auch Prunk und Protz aufeinander.
Luxus an der Bar, lange Pisten auf dem Berg
Goldene Champagnerkelche funkeln. An der Bar tragen Menschen wuchtige Stiefel und übergroße Brillen. Allerdings sind die Pisten hier oft auch länger und anspruchsvoller, die Berge imposanter. Kein Zufall, dass diese Orte in der Topliga des Wintersports spielen.
Beim Tiefschneefahren in Chamonix erlebt man Gebirge pur.
©chamonix guides companyGerade ist das Buch „The Art of Skiing“ des Lifestyle-Journalisten und passionierten Skifahrers Bernard Werkmeister erschienen. Er versammelt Orte mit starker Architektur und Atmosphäre – von den Alpen bis Japan – und bietet Tipps sowie Gespräche mit Kennern und Prominenten.
280 Dollar für die Liftkarte
Klar, das wohl exklusivste Skigebiet der Welt darf nicht fehlen: Aspen. Ein Skipass kostet in der Hochsaison rund 280 Dollar – da wirken die gesalzenen Preise in Österreich fast günstig. Luxusimmobilien erreichen dort knapp 40.000 Dollar pro Quadratmeter. Manche mieten Anwesen mit Bowlingbahn und Privatkoch. Und wenn sie beim Skifahren ihre Ruhe haben wollen, geht es auf die Maroon Bells, natürlich per Helikopter oder Snowmobil.
In der Tonart geht es weiter: „Auf den Pisten tragen sie Ferragamo, in der Stadt Vintage-Fur, und Après-Ski heißt hier: zurückgezogen, aber maximal sichtbar. Mariah Carey feiert regelmäßig Weihnachten in weißem Cashmere, Goldie Hawn und Kurt Russell pflegen ihr Aspen-Erbe, Kendall Jenner tauscht Selfies mit den Biebers, Kevin Costner präpariert lieber einen privaten Eislaufplatz auf seiner Ranch“, schreibt der Autor. Er findet das nicht schräg: Es wirke nicht inszeniert, sondern folge der Logik eines Ortes, der seit Jahrzehnten Prominenz und Privatsphäre vereint.
St. Moritz ist nicht nur Klischee
Wer Aspen sagt, muss auch St. Moritz sagen. Hier fährt die Hautevolee. Zumindest glauben wir das: Skiträger am Ferrari, Pferderennen im Schnee und Autorennen auf dem Eis. Doch Werkmeister hat auch ein anderes St. Moritz ausgemacht: Heute weht ein neuer Wind durch den Ort. „Die Pelze von einst sind technischer High Fashion gewichen. Statt Champagner auf dem Schlitten gibt’s Bio-Kräutertee auf der Hütte – aber der Glamour ist geblieben. Nur trägt er jetzt Skibrille und steht pünktlich um acht am Piz Nair.“
Ein Oldtimerrennen auf dem See in St. Moritz gehört zum Jahreskreislauf des Luxus-Skiortes.
©robin möhl tbdTipps für einen Winterurlaub in St. Moritz hat der Autor auch parat: „Früh aufstehen lohnt sich – wer den Sonnenaufgang am Piz Nair erlebt, fährt anders Ski.“ Was er nicht empfiehlt: Après-Ski-Clownkostüme. Hier „zelebriert man Stil auf 1.856 Metern“.
Cortina gilt als das italienische St. Moritz: alter Glamour, trotz Neuausrichtung für die Olympischen Spiele. Allerdings: „Die DNA ist intakt: ein Skisport, der mit Würde altert, ohne angestaubt zu wirken.“ Die Nähe zu Mailand ist offensichtlich: „Auf dem Corso sieht man, was vorher auf dem Hang getragen wurde: Fendi über Skiunterwäsche, Vintage-Racing-Brillen neben gepflegter Patina. Die Modesprache hier zitiert sich selbst, lässt Raum für ironische Zitate und alpinen Glamour.“
Skifahren in Lech oder in Kitzbühel?
Das österreichische Pendant ist Kitzbühel. Ohne geht es nicht. Neben der Streif gibt es auch Pferdepolo. Aber einige würden doch dem Arlberg den Vorzug geben.
Viele Pisten über der Baumgrenze, mächtige Berge. Und die Orte: „Lech ist kein Ort, den man besucht, sondern einer, in den man zurückkehrt. Auch wenn man zum ersten Mal da ist. Das hat mit dem organischen Wachsen des Dorfes zu tun – kein Alpen-Disneyland, kein orchestriertes Hochglanzbild, sondern ein Ort mit Charakter und Geschichte. Die Häuser und Hotels wirken gewachsen, nicht konstruiert. “ Und das ist ja schon was in den Alpen, wo der Jodelstil auf riesigen Komplexen gerne frohe Urständ feiert.
Nicht zu vergessen: der Weiße Ring, diese legendäre Skirunde zwischen Lech, Zürs, Zug und Oberlech. Rund 22 Kilometer Abfahrten und 5.500 Höhenmeter sind zu bewältigen. Wer danach noch Kraft hat, nimmt den Platz am Chef’s Table der „Roten Wand“ ein und kostet sich durch 20 bis 25 Gänge.
So groß ist Dolomiti Superski
Und wer glaubt, das Skigebiet Arlberg mit den 305 Abfahrtskilometern sei gigantisch, sollte Dolomiti Superski ansehen. Es ist nur kein klassisches Skigebiet, sondern ein Netzwerk: drei Provinzen, zwölf Skiregionen, fünfzehn Täler. Aber 1.200 Pistenkilometer mit 450 Liften und einem einzigen Skipass sind gigantisch. Dazu die schroffen Berge – die „Drei Zinnen“ lassen grüßen.
Falls noch Lob nötig ist, liefert es Fotograf, Sänger und Skifahrer Hubertus von Hohenlohe: „Die Dolomiten sind für mich der ‚Garden of Eden‘ des Skisports. Diese Panoramen sind so unglaublich, dass sie fast ablenken. Man fährt Slalom, schaut aber eigentlich auf eine Naturkulisse, die jede Leinwand beschämt. Hier ist Skifahren mehr als Geschwindigkeit oder Technik, es ist eine Art ästhetisches Erlebnis.“
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