Kungsleden in Schweden: Diesen Sommer gehe ich weitwandern
Karl May war nie auf dem schwedischen Weitwanderweg Kungsleden. Gut, er war auch sonst nicht an allen Schauplätzen seiner Abenteuergeschichten, aber im Gegensatz zu denen hat er von Schwedisch Lappland nicht einmal behauptet, dort gewesen zu sein.
Ich war auch nicht auf dem schwedischen Weitwanderweg Kungsleden. Und eigentlich ist sogar das gelogen, denn auf den ersten fünf Metern des Weges war ich. Schon zweimal, also zehn Meter Kungsleden, das hätte Karl May für einen Roman gereicht. Der Königsweg, wie die schnöde Übersetzung des Kungsleden lautet, ist ein Säulenheiliger unter den Weitwanderwegen. Er zieht in zwei Stücken durch die Wow-Natur des schwedischen Teils von Lappland. Als besonderes Wildnisabenteuer gilt dabei das Südstück (Storlien bis Sälen, dreihundertsechzig Kilometer), berühmter und erschlossener ist das nördliche Vierhundertvierzig-Kilometer-Stück von Abisko bis Hemavan.
Dieses Abisko ist an sich schon ein Zauberort. Es liegt knapp zweihundert Kilometer nördlich des Polarkreises am gewaltigen See Torneträsk im letzten Winkel Schwedens. Die norwegische Grenze ist nur eine halbe Autostunde entfernt, direkt am Pass Riksgränsen, der das Meeres- und Golfstromklima vom eiskalten Lappenplateau fernhält. Nach Abisko kommt man, um Polarlichter zu sehen (im Winter) oder die Mitternachtssonne (im Sommer), man geht hier fischen. Oder eben wandern, zum Beispiel wenn man durch das Holztor tritt, das den Start des Kungsleden markiert. Fast alle, die das tun, gehen weiter als nur meine fünf Meter, die meisten sogar hundertfünf Kilometer bis Nikkaluokta. Der Abschnitt bis dorthin ist viel begangen und von noch herausstechenderer Schönheit an weiten, baumlosen Tälern und Bergen. Dabei quert man Flüsse über Brücken, durchschreitet Sumpfland über Stege und blickt auf die höchsten Berge Schwedens: Der Kebnekaise ist 2.097 Meter hoch und war namensgebend für jene Leitgans Akka von Kebnekaise, mit der einst Nils Holgersson in den Norden flog, Sie erinnern sich.
Sich im heurigen Sommer auf den Kungsleden zu machen, ist aus mehreren Gründen eine gute Idee: Der Weg ist auch für Abenteuer-Einsteiger geeignet, sagt das Karl May-Ich nach intensiver Recherche. Am schönsten sei es mit eigenem Zelt, aber auch Hütten zur Übernachtung gibt es. Proviant muss man teilweise mitnehmen, übrigens auch Gelsenschutz, falls man den Weg im Hochsommer gehen will. Die Gelsen sind in Schwedisch Lappland generell die größte Gefahr, glauben Sie mir das bitte, ich bin in der Klosterneuburger Au aufgewachsen, aber so was habe ich noch nicht erlebt.
Weil wir gerade beim Weitwandern sind: Sollten Sie im Sommer nicht bis Schweden kommen, nehmen Sie einen heimischen Weitwanderweg in Angriff (siehe Top 3 unten). Die sind so schön, das hätte sich nicht einmal der May Karl ausdenken können.
- Weitwanderweg Nummer 1: Der österreichische Nordalpenweg geht von Boden- bis Neusiedler See, die 1.000 Kilometer sind anstrengend, aber technisch einfach. 48.000 Höhenmeter auf und ab, 50 Tage
- Friedensweg: In den Karnischen Alpen (Grenze Italien/frühere Kriegsfront). Lange Etappen, 1–2 Wochen
- Nordisch: Im Waldviertel gibt es Mehrtageswanderungen ohne viel Höhe, aber mit Flair: waldviertel.at
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