Herbstferien bei Ur-Elefanten und wilden Pferden
Die liebsten Bekannten sind jene, die im Juli anfragen, ob ich noch flott einen Kroatien-Geheimtipp für sie hätte. Die Antwort frustriert – auch mich: „Vergiss’ das bitte. Ich bin zwar kein Reisebüro, doch ich wage, zu sagen, dass jetzt selbst die Geheimtipps ausgebucht sind.“
Um nicht immer destruktiv zu sein, habe ich heuer erstmals zwei exklusive Tipps parat. Für den Herbst.
In der Wellnesszone des Odysseus
Der Nationalpark der süddalmatinischen Insel Mljet ist – trotz neuer Autobrücke übers Meer – nicht ums Eck. Dennoch lohnt sich die weite Anfahrt mit Auto oder Linienbus. (Zug in Kroatien? – Großes Drama!)
Im Sieben-Häuser-Dorf Soline aufgewachsen ist Ivo Sršen. Er kam nach dem Studium zurück auf die Insel und lebt mit seiner Familie in Soline. Ivo ist der Direktor des Nationalparks. Er kann nicht nur zu den Natur-Schönheiten von Mljet führen, so wie alle hier hat auch er Appartements, die er vermietet.
Die künstliche „Water World“, nach der sich ein genervter Amerikaner erkundigt, gibt es auf Ivos Insel nicht. Seine Kollegin antwortet dem Ami so: „Sie stehen direkt davor. Hier der Große und hinten der Kleine See. Alle sechs Stunden flutet das Meer. Dann lassen Sie Ihre Füße vom See massieren.“
Der derart Belehrte folgt immerhin diesem Rat: „Gehen Sie eine See-Runde und atmen Sie tief ein. Unsere Pflanzenwelt ist intensiver als jede Kräutertherapie in einem Wellnessressort.“ Nach dem Spaziergang bedankt sich der Besucher: „Sie haben mir die Augen und auch die Nase geöffnet.“
Mljet wird „grüne Insel“ genannt. Weil es hier im Winter ordentlich regnet, wird sie zu gut neunzig Prozent von noch gesunden Wäldern bedeckt. Für dalmatinische Verhältnisse gibt es einige gut ausgewählte, gut beschilderte Wander- und Rad-Routen. Perfekt für Outdoor-Fans: Bis Ende Oktober können sie bei recht stabilem Wetter und zu Nebensaison-Konditionen die Insel erkunden und auch noch baden.
Sie haben auch ihren Stolz, die Inselmenschen von Mljet. Beispielsweise amüsieren sie sich über die Bürger von Dubrovnik, die sich heute noch als Bürger erster Klasse – im Vergleich zu den Mljetern – bezeichnen: „Dabei war Odysseus bei uns – und nicht bei ihnen.“ Zumindest einer hiesigen Legende zufolge.
Viel Natur in der Herzegowina
Und jetzt geht es gleich über eine recht eigenartige Grenze, nach Bosnien und Herzegowina. Eigenartig, weil die Bürger jenseits der Grenze auch kroatische Pässe besitzen und somit an Wahlen in einem EU-Mitgliedstaat teilnehmen dürfen.
Im Steinbruch nahe der Stadt Tomislavgrad, vormals Duvno, hat Vinko Ljubas-Jablan, Mitarbeiter des lokalen E-Werks, vor zehn Jahren den Fund seines Lebens gemacht: drei Millionen Jahre alte fossile Knochen und Zähne von Ur-Elefanten, Tapiren, Säbelzahntigern und mehrerer anderer Wirbeltiere.
Er konnte engagierte Menschen für seine Idee gewinnen, unter ihnen der Abt des Franziskaner-Ordens sowie Paläontologen aus Zagreb und dem Naturhistorischen Museum in Wien. Gemeinsam hat das halbe Dutzend Unentwegter nicht nur über die Möglichkeit eines Ur-Elefanten-Museums debattiert, sondern tatsächlich ein kleines Feines eröffnet.
Auf dem Weg via Šuica nach Livno zeigt einem Lokalmatador Vinko wilde Pferde. Für Bergsteiger empfiehlt er indes die Berge Čvrsnica und Vran. Er weiß auch alle Wander- und Radwege in einer (noch) recht unberührten Region, die vor allem für die Touristik weiterhin Terra incognita ist. Und er kennt auch Menschen, die bei Touren gerne führen.
Vor allem Fleisch auf dem Teller gibt es im Hotel-Restaurant Hajdučke vrleti. Und um das auch noch zu sagen: Für Veganer wird’s hier schnell eng.
Kommentare