
Besuch in der katholischsten Stadt der Welt
Katholisch und reich. Nein, es geht nicht um den Vatikan, sondern um Eichstätt in Bayern.
Die oberbayerische Kreisstadt hat zwar nur 13.000 Einwohner, „sie wirkt aber größer, als sie ist“, sagt Stadtführer Frank Warmuth bei einem Spaziergang. Er kennt die Gründe. „Die steilen Talhänge um die Altmühl konnte man nicht bebauen, so zieht sich die Stadt zehn Kilometer in die Länge“. Der zweite Grund sei die Bausubstanz. Wenn viel Barock herumliegt und alle paar Meter ein Kirchturm herausragt, wirkt das insgesamt pompös.
Eichstätt, das beschaulich zwischen Ingolstadt und Nürnberg liegt, ist in Österreich kaum bekannt. Dabei ist die Stadt Bischofssitz und Heimat der einzigen katholischen Universität im deutschsprachigen Raum. Zudem kommen viele Wallfahrer.
Die Stadt ist insgesamt sehr herausgeputzt. Oder wie Frank sagt: „Ein wenig konservativer, braver“ als andere Städte. Und die Altmühl fließt so faul dahin, man muss schon genau schauen, in welche Richtung sie fließt.
Hübsch ist auch der Marktplatz, wo in der Mitte ein Brunnen mit einer Statue des heiligen Willibald steht. Der angelsächsische Missionar (um 700 geboren) kam über Umwege wie Rom hierher und wurde zum ersten Bischof von Eichstätt ernannt, oder wie Frank sagt: „Er war eher kein Geistlicher, sondern ein Crocodile Dundee seiner Zeit.“ Was er damit meint: So ruhig wie heute ging es in der Region nicht immer zu. Sie war Schnittstelle dreier Stämme, der Bayern, Franken und Schwaben – die waren sich um das 8. Jahrhundert nicht immer wohlgesonnen. Willibalds missionarische Tätigkeit soll sie befriedet haben.
Infos
Speisen Eine gastronomische Institution in Eichstätt ist der Gasthof Krone am Domplatz. krone-eichstaett.de
Schlafen Im „Das Altmühltal“, direkt an der Altmühl, mit Restaurant. dasaltmuehltal.de
Schauen Das Jura-Museum in der Willibaldsburg ist das zweitgrößte Naturkundemuseum Bayerns. Dort kann man das am besten erhaltene Exemplar des Urvogels Archaeopteryx bestaunen. jura-museum.de
Leibspeisen dreier Stämme
Heute streitet man höchstens darum, wer die bessere Leibspeise hat – die Schwaben ihre Spätzle, die Franken ihr Schäufele oder die Bayern ihre Weißwurst? Willibald kann dazu nicht mehr befragt werden, omnipräsent ist er aber weiterhin. Ein Gymnasium und die Willibaldsburg tragen seinen Namen.
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Zurück in der prachtvollen Innenstadt. In einer Seitengasse stehen zwei baufällige Häuser, Putz blättert ab. So sinnvoll Denkmal- und Ensembleschutz sind, es gibt laut Frank eine Kehrseite der Medaille. „Es sind irre Kosten, nach den Denkmalschutzvorschriften zu renovieren. Abreißen geht nicht; verkaufen wollen viele oft nicht, also machen sie gar nichts.“ Doch dieser kleine Riss in der Matrix macht Eichstätt eigentlich noch charmanter.
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