Eine Safari, wo man keine vermutet

Eine Safari, wo man keine vermutet
Totgesagte leben länger. Am Zicksee ist mit der Wasserzufuhr das Leben zurückgekehrt und damit eine faszinierende Tierwelt.

Elefanten, Giraffen oder gar Löwen darf man sich von dieser Safari nicht erwarten. Wenn man mit Rangerin Nikki Auer auf Erkundungstour geht, wird es aber mit Graugänsen, Staren und Stelzenläufern nicht minder spannend. Von den rund 450 Vogelarten, die es in Österreich gibt, findet man etwa 360 im Seewinkel – und dafür begeistern sich nicht nur Ornithologen aus aller Welt. So manch junge und auch ältere Semester haben hier ihre Liebe zu Vögeln entdeckt.

Für die Agrarbiologin und -pädagogin Nikki grenzt die Vielfalt in diesem Jahr eigentlich fast an ein Wunder. In den vergangenen zwei Jahren waren am staubtrockenen Zicksee nur noch ein paar Krähen und Möwen zu finden. „Der Unterschied ist hundert zu eins, wenn Wasser da ist.“ Ein regenreicher Herbst und Grundwasserzuführung im Dezember haben der Tierwelt in und um den See wieder neues Leben eingehaucht.

Anreise
Per Zug bis zum Bhf. Frauenkirchen (oebb.at). Lodgegäste der St. Martins Therme werden vom Bahnhof abgeholt.

Safari
Entdeckertouren mit unterschiedlichen Schwerpunkten kann man über die 
St. Martins Therme und Lodge buchen. Das Programm variiert je nach Jahreszeit, ab 24 € p. P.

Forschungsstation
In der St. Martins Therme können Kinder abseits vom Pritscheln im Wasser in der Zooschule exotische Tiere wie Stabschrecken und Pfeilgiftfrösche kennenlernen und mit Ökopädagogen auf tierische Entdeckungsreise gehen. Vielfältiges Angebot, ab 8 € p. P.

Ausgerüstet mit Fernglas

Zum Start der Safari drückt Nikki jedem Teilnehmer einen Feldstecher in die Hand: „Ein gutes Fernglas ist das Um und Auf.“ Bevor die Vogelwelt erkundet wird, machen sich aber andere Bewohner des Seewinkels bemerkbar und verzücken nicht nur die jüngsten Naturkundler: Neugierige Ziesel strecken ihre Köpfe über das Gras hinaus und huschen g’schaftig über die Wiese. Im Gegensatz zu Erdmännchen sind die heimischen Ziesel reine Pflanzenfresser und stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Jeder Ziesel hat unterirdisch seinen eigenen Bau, sie leben aber in Kolonien zusammen.

Ziesel in einer Wiese

Der Ziesel: stark gefährdet, hier findet er samenreiche Wiesen 

Als der Blick durch den Feldstecher weiter Richtung Wasser wandert, wuselt es nur so vor unterschiedlichem Gefieder. Wir entdecken Kiebitze, die an ihrem Schopferl am Kopf zu erkennen sind, Blesshühner mit ihren Küken und im Hintergrund ruft ein Kuckuck. Zu jedem Vogel hat Nikki interessante Details zu erzählen, die meisten sind gefährdet oder auf der Roten Liste.

Im August kann man wieder riesige Starschwärme beobachten, die aus dem Norden zu uns ziehen und hier auf dem Weg nach Italien Pause machen – zum Leid der Weinbauern, die ihre Trauben vor den hungrigen Zugvögeln schützen wollen.

Der Säbelschnäbler: ein typischer Brutvogel der Salzlacken

Der Säbelschnäbler: ein typischer Brutvogel der Salzlacken

Eier leicht zu übersehen

Doch warum kommen gerade am Seewinkel so viele Vögel zusammen? „Das Leithagebirge trifft hier auf die ungarische Steppe, dadurch entstehen viele Lebensräume“, erklärt die Rangerin. Besonders Watvögel haben hier ideale Bedingungen, um zu brüten – ein Hauptgrund, warum Besucher nicht zu nah ans Wasser gehen sollten. Denn die Nester liegen fast unsichtbar vor allem im Randbereich des Sees: Die Eier, die oft wie Steine aussehen, werden sehr leicht übersehen. Besondere Vorsicht ist also geboten.

Bis vor wenigen Jahren wurden hier im Naturschutzgebiet Kanu-Safaris angeboten, bei denen man noch näher an die Tiere herankam. „Seit 2018 ist das nicht mehr möglich. Jetzt ist alles mit Schilf zugewachsen.“ Jetzt gibt es Touren, Picknicks und auch eigene Führungen für Schulklassen.

Der Wiedehopf: Indikator für eine intakte Kulturlandschaft

Der Wiedehopf: Indikator für eine intakte Kulturlandschaft

Zum Abschluss der Safari kehren wir ins ehemalige Bootshaus ein, wo Nikki ein Quiz mit Fundstücken aus der Gegend vorbereitet hat. Wir ordnen Vogelfedern, Skelettteile und Eier zu den dazugehörigen Tieren zu. Am Ende bleibt das Gefühl, eine richtige Safari erlebt zu haben. Wer braucht schon Nashörner und Zebras, wenn die Tierwelt vor unserer Tür so viel zu bieten hat?

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