Bratislava neu entdecken: Kunst, Kipferl und Ribiselwein
Die Stimmung ist fast surreal, wenn die Sonne Schatten auf die großen, bunten Skulpturen wirft. Der Eindruck, sich auf einer Insel zu befinden, verstärkt sich im Inneren des strahlend weißen Gebäudes hinter den Skulpturen noch mehr. Es scheint von Wasser umspült, direkt an die raumhohen Fensterfronten klatschen einige Wellen.
Bratislava, seine imposante Burg, die historische Innenstadt, überhaupt die Historie, scheint weit weg. Und doch ist das beeindruckende Danubiana Meulensteen Art Museum nur fünfzehn Kilometer entfernt. Auf einer Halbinsel am Ende des Stausees von Gabčíkovo gelegen, taucht man hier in moderne slowakische Kunst ein.
Anreise
Mit Zug oder Schiff täglich gut erreichbar. oebb.at, twincityliner.com
Übernachten
Das Sheraton (5*) liegt direkt im Zentrum gegenüber der Neuen Oper (offizieller Name: Slowakisches Nationaltheater). Zimmer für 2 P. ab 189 €
Opernbesuch
Die Bratislaver Oper zählt zu den bedeutendsten Opernhäusern. Tagesausflüge per Bus von Wien (Abfahrt ca. 15 h, Rückkehr ca. 23 h) um 119 €/p. P.
Der schönste Sonnenuntergang
Wahrlich etwas Besonderes, das einen Ausflug in die von Wien recht nahe Stadt wert ist. Auch – oder vor allem für jene, die meinen, sie eh schon zu kennen. Denn es gibt viel zu entdecken, das sich vielleicht erst auf den zweiten Blick erschließt. Auf einer Fahrradtour radelt man etwa entlang eines siebzehn Kilometer langen Donaukanals zum Museum.
Auch mitten in der Stadt ist das Angebot an überraschenden Ansichten groß. Das Ufo, das über der Brücke Most SNP zu schweben scheint, ist zwar weithin sichtbar. Doch einmal oben, in 95 Metern Höhe angekommen, ist der Ausblick auf Donau und Stadt samt Fernsicht spektakulär. Erst recht während des Sonnenuntergangs. Von hier aus gilt er als der schönste in Bratislava.
Auf hohem Niveau ist auch die Kulinarik im Ufo-Restaurant, doch ein Kaffee oder ein Sundowner passen ebenso. Wofür man allerdings wieder in die Straßen der Altstadt wechseln muss, sind die typischen kulinarischen Schmankerl der Stadt.
Tradition genießen
Bryndzové Halušky, die Nockerl mit dem würzigen Schafkäse Brimsen, schmecken nur in der Slowakei so, wie sie sollen. Zumal Brimsen in Österreich kaum erhältlich ist. Und den Geschmack des schon in der Monarchie gerühmten Biers der Stadt, die damals Pressburg hieß, holen heute Privatbrauereien mit traditionellen Rezepten von damals in die Gegenwart.
Fixer Bestandteil der kulinarischen Historie ist auch das Pressburger Kipferl. Für Österreicher klingt die englische Übersetzung als „Bagel“ ein bisschen ungewöhnlich. Ein Bagel ist schließlich rund, während das Pressburger Kipferl eindeutig wie ein Kipferl ausschaut. Je nachdem, ob sie mit Mohn oder Nuss gefüllt werden, erhält der Germ- oder Butterteig die Form von Hufeisen oder einem C. Fast wäre das Wissen allerdings verloren gegangen, seit 1989 wird das Kipferl wieder gebacken.
Der Thebener Ribiselwein wiederum war bis in die 1990er-Jahre eine beliebte Spezialität der Bevölkerung Bratislavas, besonders bei Studenten. Doch dann wurde die Produktion in Devín , wie der alte Weinbauort Theben direkt an der Donau auf Slowakisch heißt, aufgelassen. Vor einigen Jahren begann Augustín Mrázik wieder damit. Dafür ist ein spezielles Verfahren notwendig, damit die Ribiseln bei niedriger Temperatur gären. Dass es sich um süßen „Heckenklescher“ handelt, ist übrigens nicht zu befürchten. Traditionell werden rote und schwarze Ribiseln gemischt – das ergibt durchaus süß-fruchtige Aromen. Doch nur aus roten Ribiseln schmeckt der Wein leicht herb, nur aus schwarzen erinnert er sogar ein wenig an Rotwein.
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