Am Tagliamento: Der unbekannte blaue König

Am Tagliamento: Der unbekannte blaue König
Friaul-Julisch Venetien. Nach 172 Kilometern mündet der Tagliamento in die Adria. Autor Freudenberger ließ sich vom Wildfluss treiben.

Er hat die Adriaküste mit ihren Lagunen geformt und Sand an Badestrände wie Lignano Sabbiadoro geliefert: der Tagliamento. Für Einheimische ist er Lebensader und Erholungsort, für Geologen und Biologen ein fantastisches Betätigungsfeld. Doch der Name, ausgesprochen Taljamento, ist außerhalb Friauls weniger bekannt. Werner Freudenberger hat ihn, das Quellgebiet und die Nebenflüsse erforscht.

Am Tagliamento: Der unbekannte blaue König

Der Kärntner Werner Freudenberger beschreibt in seinem neuen Buch fünfzehn Ausflugsrouten mit Wanderkarten und Einkehrtipps

KURIER: Warum ist der letzte Wildfluss der Alpen so unbekannt?

Werner Freudenberger: Die Urlauber wollen direkt ans Meer. Sie überqueren den Tagliamento zwei-, dreimal, sehen das Schotterfeld – und fahren weiter. Aber es ändert sich nun. Man sieht am Flussufer immer mehr Leute mit Sonnenschirm.

Was fasziniert Sie am Tagliamento?

Es ist ein Fluss mit ausgedehntem Schotterfeld, den man so in den Alpen nicht mehr findet. Es gibt ungefähr achthundert Inseln. Doch Schneeschmelze und Hochwasser verändern den Fluss ständig, ich erlebe ihn jedes Mal neu! Und natürlich die Blautöne des Wassers – Azurblau, Türkis, Smaragdgrün –, die er den vielen Kalkteilchen verdankt.

Am Tagliamento: Der unbekannte blaue König

Sie nennen seine riesige Auenlandschaft auch Serengeti Europas ....

Fauna und Flora sind extrem ausgeprägt. 32 Fischarten zählt man hier. Dazu kommen unzählige Käferarten, Schmetterlinge, Reptilien. Die vielen Überschwemmungen haben die Artenvielfalt geprägt.

Beschreiben Sie Karnien, eine Bergregion, durch die er fließt.

Der Nordosten Italiens ist eine andere Welt, kaum zersiedelt. Die Architektur sticht heraus, die Kombination aus Stein und Holz. Es wurde viel in die Höhe gebaut – drei, vier Stockwerke –, weil das Land, das man bestellen konnte, kostbar war. Ein Bilderbuch-Bergdorf ist etwa Poffabro.

Und wo gibt es gute Badeplätze?

In Bordano. Auch Santa Maria del Ponte ist ein idyllischer Ort: Am Ende der Brücke führt links ein Pfad zu einem schönen Plätzchen am Fluss. Und im Dorf Viluzza, neben der Kirche, ist ein schöner Rastplatz mit Weitblick ins Tagliamento-Tal.

Am Tagliamento: Der unbekannte blaue König

Werner Freudenberger: „Am Tagliamento. Den letzten Wildfluss der Alpen entdecken“, Styria Verlag. 192 Seiten. 28 Euro

Kommentare