Rein in die Komfortzone: 10 Inspirationen für mehr Gemütlichkeit
Es liegt was in der Luft
Wie duftet Gemütlichkeit? Duftet sie überhaupt? Gute Frage, das ist vermutlich für jeden Menschen anders. Fix ist: Gerüche lösen Erinnerungen und Emotionen aus, der Geruchssinn gilt als entwicklungsgeschichtlich ältester Sinn des Menschen.
So wie dem Sommer bestimmte Düfte zugeschrieben werden, so kann es auch nach Winter und Geborgenheit riechen. Nach Zimt, Nelke, Orange. Nach Maroni im Rohr oder einem gebratenen, heißen Apfel nach einem langen Spaziergang im Wald.
G-Dur: So klingt „gemütlich“
Wie hätte wohl Mozart „Gemütlichkeit“ interpretiert?„Amabile“ – lieblich? „Glissando“ – gleitend? Oder „animato“ – beseelt? Tatsächlich hilft Musik, um zur Ruhe zu kommen. Laut einer Studie an der Universitätsklinik Marienhospital Herne senkt beispielsweise Bachs Orchesterstudie Nr. 3 den Blutdruck, die Herzfrequenz sank um etwa sieben Schläge pro Minute.
Erstaunlich: Sogar Heavy Metal führte zu einer Blutdrucksenkung. Aber auch jenseits komponierter Musik existieren „Töne der Behaglichkeit“. Man denke nur an das Knistern und Knacken des Kaminfeuers. Und das ruhige Atmen eines Hundes, wenn Hund & Herrl am Spätnachmittag dösen. Oder das Geräusch von Regen, während man im warmen Zimmer sitzt.
Schluss mit FOMO
Das Wort kennen Sie nicht? Sehr wahrscheinlich aber das Gefühl, das es beschreibt: die fear of missing out, die Angst, etwas zu verpassen – meist ausgelöst durch aufregende Instagram-Fotos von Freunden, während man selbst tatenlos auf dem Sofa herumgammelt.
Im Herbst lässt der Druck, etwas erleben zu müssen, nach. Die Formel ist einfach: Wird es draußen ungemütlich und früh finster, verpasst man auch weniger. Die FOMO macht jetzt erst also erst mal Winterpause.
Gesund schwitzen
Ein Aufguss macht bekanntlich doppelt so viel Spaß, wenn es draußen nass, grau und kalt ist. Und die Sauna ist einer der letzten Orte, an dem garantiert niemand am Smartphone klebt.
Auch sonst profitiert unser Körper von den Effekten der Schwitzkammer: Temperaturen von bis zu 110 Grad Celsius (in einer finnischen Sauna) bringen die Muskeln zum Entspannen, stärken die Abwehrkräfte und die Atmungsorgane. Für das heiß-kalte Vergnügen muss es nicht gleich ein sündteurer Wellnesskurzurlaub sein – viele Thermen und Hallenbäder bieten After-Work-Tickets, zum Beispiel die Therme Wien (ca. 30 €, www.thermewien.at).
Feuer und Flamme
Was wäre eine Geschichte zum Thema „Gemütlichkeit“ ohne eine Ode an das Kerzenlicht und Teelicht? Beziehungsweise an das Feuer in einem Holzofen, Kamin oder auf einem offenen Grill? Das Flackern der Flammen hat etwas Archaisches, deshalb wird Grillen auch in die kalte Jahreszeit verlegt.
Die Zubereitung des Essens mit Feuer, Glut und Rauch ist etwas Elementares und herrlich Einfaches. Danach wird gegessen – und wo gegessen wird, braucht es eine zauberhafte Atmosphäre, die man am besten mit einem Kerzenmeer, mit Laternen oder großen Kerzenleuchtern schafft. Nicht umsonst hat das „ Candle Light Dinner“ einen so guten Ruf. Das ist aber weniger gemütlich als unendlich romantisch.
Backe, backe Kuchen
Der Gugelhupf unserer Kindheit, Omas Apfelstrudel, Mamas Buchteln in Vanillesauce: Backen hat viel mit Erinnerung zu tun. Man dreht die Zeit im Geiste zurück und sieht sich als Kind in der warmen Küche stehen, die Mutter mit offenem Mund beobachtend, wie sie Mehl, Butter, Eier und Zucker zu einem Teig rührt.
Endlich, der Kochlöffel – zum Abschlecken! Dann verschwindet der Zauber im glühenden Backrohr, und irgendwann steht das Wunder auf dem Küchentisch. Heute gilt Backen als sinnliche Angelegenheit, die längst nichts mehr „Altbackenes“ hat – was man am Erfolg so vieler Foodblogger und eigener Backblogs sieht. Nicht ganz ungemütlich ist auch „Passiv Backen“: Backshows schauen – bis das Wasser im Mund zusammenläuft.
Dösen vor dem Fernseher
Das beste Schlafmittel an einem nebelverhangenen Sonntag? Selbst, wer mit Formel-1 wenig anfangen kann, muss zugeben, dass das monotone Brummen, während Vettel, Hamilton und Co. ihre Runden drehen, etwas äußerst Beruhigendes hat. Südländer schwören nicht umsonst auf ihre Siesta – Studien zufolge verringern drei halbstündige Mittagsschläfchen pro Woche sogar das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten!
Mindestens genauso gut: Das Wochenende für einen ausgiebigen Serienmarathon nutzen – frei von Werbeunterbrechungen. Und zum Beispiel bei Glow mitfiebern, wie eine Gruppe von Außenseiterinnen im L.A. der 80er Jahre eine Wrestling-Truppe gründet. Oder bei der dänischen Produktion The Rain zusehen, wie ein Virus im Regen halb Skandinavien ausrottet.
Frühstücken bis in den Abend
Ein Sonntag alleine im Bett mag zwar gemütlich sein, aber ein Haus voller Freunde kann das Herz noch mehr wärmen. Zu einem richtigen Sonntagsbrunch kommen die Gäste nicht vor zehn Uhr und der Tisch biegt sich. Statt (nur) Wurst und Käse mit Gebäck gibt es am Wochenende Hausgemachtes, das länger satt macht: Crêpes mit süßer und pikanter Füllung, Toast mit Avocado und Spiegelei, wärmender Grießbrei oder Waffeln mit frischem Obst.
Am Nachmittag wird eine herbstliche Suppe aufgetischt – besonders gute Freunde bleiben zum Restlessen am Abend, weil Zeit an solchen Tagen keine Rolle spielt. Wie aus vielen Dingen, die gut sind und schmecken, hat sich daraus ein Trend entwickelt: „Brinner“ – Breakfast trifft Dinner“. Ein gleichnamiges Rezeptbuch (EMF Verlag, 20,60 €) gibt’s auch schon.
Ab in die Wanne
Schon das Plätschern beim Aufdrehen des Wasserhahns kann Glücksgefühle auslösen – ätherische Öle und Badesalze füllen den Raum mit Düften, während der Schaum langsam in die Höhe steigt. Der Auftrieb im Wasser entspannt die Muskulatur, aber auch die Seele kommt in einen Schwebezustand.
Je nach Badezusatz werden unterschiedliche Effekte erzielt: Kamille kann Entzündungen bremsen, Rosmarin steigert die Durchblutung. Auch die Farben im Bad beeinflussen die Stimmung – Blau beruhigt, Gelb aktiviert und stimmt positiv. Nach spätestens 15 Minuten raus und Einschmieren nicht vergessen: Die Berührung freut nicht nur Haut, sondern auch Seele.
Gut eingewickelt
Zugegeben: Erotisch ist anders. Doch wer es gemütlich haben will, muss eben Opfer bringen und die Seidenstrümpfe in der Kommode lassen. Denn jetzt zählt nur eines: warme Füße. Hochsaison für Hüttenpatschen und dicke Socken. Wie geht ein Kalenderspruch? „In Socken durch die Wohnung schlurfen, ist auch irgendwie putzen“.
Und noch so ein Gemütlichkeits-Muss: die sehr dicke und sehr weiche Decke. Man hat sie am besten in allen Farben und Materialen, passend zur Stimmung. Deshalb ist sie was für Jäger und Sammler: Wer Decken liebt, wird nämlich kein Einrichtungshaus ohne einen Neuzugang verlassen. Und dann gilt wieder: herumknotzen, einwickeln schmökern, tagträumen, faulenzen: Das hat was von „zurück in den Mutterleib“.
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