Flugakrobaten mit Köpfchen

Nymphensittiche Bildnummer: 32888782
Wer Nymphensittich artgemäß hält, braucht mindestens zwei Tiere und gewährt ihnen täglich Freiflug im vogelsicheren Raum

Sie sind adrette Vögelchen: Schlank vom Körperbau, das graue Federkleid mit einem gelben, frechen Häubchen und roten Wangenflecken aufgeputzt. Nymphensittiche machen optisch einiges her. Zudem sind die bis zu 32 cm großen Papageien sehr sozial und auch Menschen gegenüber durchaus zutraulich. Im Vogelreich zählen die Flugakrobaten zu den klügsten Köpfen.
Nymphensittiche sind keine typischen Streicheltiere, aber in ihrem Verhalten sehr interessant und gut zu beobachten“, sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn weiß, dass sich die australischen Kakadus seit 1845 auch in Europa großer Popularität erfreuen. Seit mehr als 150 Jahren werden sie in verschiedenen Farbschlägen gezüchtet. „Nymphensittiche stellen hohe Ansprüche an ihre Halter“, sagt Simone Haderthauer, Kuratorin im Wiener Zoo. Die Expertin aus dem KURIER-Tiercoach-Team gibt Tipps für die artgemäße Haltung der beliebten Heimtiere.
In freier Natur leben Nymphensittiche nomadisch in riesigen Schwärmen, sie durchstreifen weite Gebiete Australiens. Das gesellige Wesen und das gekonnte Fliegen liegen auch den Vögeln daheim in den Genen. „Das Tierschutzgesetz verbietet die Einzelhaltung. Mindestens ein Partner ist vorgeschrieben“, sagt Haderthauer. Gleichgeschlechtliche Gruppen vertragen sich gut, Pärchen machen aus Haltern Züchter. „Das sollte eine bewusste Entscheidung sein. Für den Nachwuchs müssen geeignete Plätze gefunden werden“, sagt die Biologin. Bei manchen Farbschlägen unterscheiden sich Weibchen und Männchen in der Gefiederfärbung. Über Federproben lässt sich das Geschlecht eindeutig bestimmen, auch Tierärzte kennen sich aus.

Käfig

Die Grundfläche des Käfigs für zwei Vögel muss mindestens 150 cm mal 80 cm betragen, die Höhe 100 cm. Alles, was größer ist, tut den Bewohnern gut. Runde Käfige stören die Orientierung der Nymphensittiche. „Der Käfig soll an einem hellen, zugluftfreien, ruhigen Ort an der Wand in mindestens 80 cm Höhe aufgestellt werden“, sagt die Vogel-Expertin. Federvieh behält gern den Überblick. Für zwölf Stunden Nachtruhe wird der Käfig abgedeckt.
Zur Innenausstattung zählen mindestens zwei Sitzstangen unterschiedlicher Dicke. Die Durchmesser der Äste von Buche, Weide oder Obstbaum betragen 1,5 cm bis 3 cm. Buntes Spielzeug zum Anknabbern und Zerstören gibt es im Fachhandel. Schlafkästen oder -körbchen sind Pflicht. Sand bedeckt den Boden des Käfigs, darauf stehen eine Wasserschale zum Baden, eine Trinkschale mit frischem Wasser, eine saubere Schale für die fertige Körnermischung sowie ein Futternapf für frisches Obst und Gemüse.

Vorlieben

Äpfel, Karotten, Salat, Rote Rüben, Petersilie, Selleriestangen sowie Vogelmiere, Löwenzahn und Gräser aus dem Garten können angeboten werden, selten energiereiche Sonnenblumenkerne. Kalkstein oder Sepiaschale müssen ständig vorhanden sein, das deckt den Kalkbedarf und nutzt den Schnabel ab. Das Abzupfen von Rinde ungespritzter Äste dient der Beschäftigung und der Aufnahme von Zusatzstoffen. „Jeder Nymphensittich hat seine eigenen Vorlieben“, sagt Haderthauer.
Ausgewogene Ernährung hält die Vögel fit. Tiere, die agil in der Gruppe aufgehen, die ihr Federkleid pflegen, klare Augen, kurze Krallen und einen sauberes Hinterteil haben, sind gesund. Kot wird täglich mit einer Harke aus dem Käfig entfernt, die Behausung einmal pro Woche komplett gereinigt – inklusive Sitzstangen und Gitter.
Ungeachtet der Größe und Einrichtung des Käfigs gehört der regelmäßige Freiflug zur artgemäßen Haltung. Die Flugstunden finden am besten täglich und unter Aufsicht statt. Türen und Fenster bleiben zu, die Herdplatten kalt. Giftige Pflanzen sind tabu. Breite Spalten hinter Kästen müssen abgedichtet sein. Mit Verschmutzung ist zu rechnen. Kehrt der Vogel nicht freiwillig zurück, kann er bei Dämmerung einfacher mit einem Tuch gefangen und in den Käfig gesetzt werden. „Auch Nymphensittichen, die optimal in einer Zimmervoliere von der Decke bis zum Boden wohnen, soll Freiflug gewährt werden“, sagt die Expertin aus dem KURIER-Tiercoach-Team. Wer die Möglichkeit hat, baut eine Außenvoliere mit isoliertem Schutzhäuschen. Nymphensittiche sind robust. In der Regel rund zehn bis 15 Jahre lang.

Kommentare