Die wundersame Welt des Kometen 67P

Die Oberfläche: Es gibt steile, bis zu 700 Meter hohe Klippen, Staubdünen, glatte Ebenen, Furchen, Geröllhalden mit Gruben und großflächige Senken.
Der Komet nähert sich der Sonne und liefert den Messinstrumenten neue Details.

Er stinkt wie ein Iltis, hat die Form einer Gummiente und ist so hart wie Eis. Komet 67P/Tschurjumow-Gerassimenko, bekannt als "Tschuri", überraschte die Forscher bereits in der Vergangenheit mit kuriosen Details. Nun gibt es neue Erkenntnisse von internationalen Forscherteams, veröffentlicht im Fachmagazin Science.

Sommer & Winter: Auf dem Kometen könnte es eine Art Jahreszeitenwechsel geben. Wissenschaftler der Uni Bern untersuchten die Kometen-Atmosphäre und beobachteten Spitzen bei der Messung der Wasserdichte und ein paar Stunden später beim Kohlendioxid. Dies deutet auf einen Tag-Nacht- oder auf einen saisonalen "Sommer-Winter"-Effekt hin. Da der Kometenkern mit einem Durchmesser von vier Kilometern sehr klein ist, ist die Sommerzone nur einen Kilometer von der Winterzone entfernt.

Porös wie Korken: Die Dichte des Kometen beträgt 470 kg pro Kubikmeter, das entspricht etwa dem Gewicht von Kork. "Wir gehen davon aus, dass der Komet aus Eis und Staub besteht, die beide eine deutlich höhere Dichte aufweisen", sagt Weltraumforscher Holger Sierks. Die gemessene Dichte lässt vermuten, dass der Kometenkern porös und bis zu 80 Prozent leer sei. "Wir verstehen ihn als eine Art lockere Ansammlung von Eis- und Staubteilchen mit vielen, vielen Zwischenräumen."

700 Meter hohe Klippen: Überraschend vielfältig zeigt sich dagegen die Oberfläche. Es gibt steile, bis zu 700 Meter hohe Klippen, Staubdünen, glatte Ebenen, Furchen, Geröllhalden mit Gruben und großflächige Senken. Viele Gegenden sind von einer vermutlich meterhohen Staubschicht bedeckt. Rund 70 Prozent von "Tschuris" Oberfläche hat „Rosetta“ bereits mit einer Auflösung kartiert, bei der mindestens 80 Zentimeter große Details zu erkennen sind. Bislang haben die Forscher 19 unterschiedliche Landschaften identifiziert und nach ägyptischen Gottheiten benannt. "Auch aus morphologischer Sicht hebt sich die Halsregion des Kometen deutlich von den anderen Bereichen ab", erläutert Sierks. Anders als Kopf und Körper ist der Hals des Kometen glatt und frei von Furchen oder Kratern.
Allerdings zeigt sich ein langer Riss am Hals, der Folge einer mechanischen Belastung sein könnte. "Wir wissen noch nicht, ob sich der Riss komplett um den Hals zieht", sagt Sierks.

Zylinderförmige Löcher: Darüber hinaus haben die Forscher in Halsnähe und auf dem Rücken des Kometenkerns bis zu 200 Meter tiefe und bis zu 300 Meter breite zylinderförmige Löcher entdeckt. Deren Wände haben eine Art Gänsehaut - sie sind mit etwa drei Meter großen Klumpen gepflastert. Das könnte darauf hinweisen, dass sich die Materie im jungen Sonnensystem, die auch das Baumaterial des Kometen stellte, generell nur bis zu dieser Größe zusammenballen konnte. Möglicherweise besteht also das gesamte Kometeninnere aus solchen Brocken.

Schwarz wie Kohle: Anders als beispielsweise viele Asteroiden weist der Komet nahezu keine Farbschattierungen auf. Nur der Hals und einzelne Brocken auf der Oberfläche erscheinen etwas heller. "Effektiv sind Kometen doppelt so schwarz wie Kohle", wird „Osiris“-Forscher Dennis Bodewits von der Universität von Maryland in einer Mitteilung seiner Hochschule zitiert.

Aktive Staubfontäne: Der Komet ist aktiv, Staubfontänen steigen aus der Halsregion auf, sagt Martin Volwerk vom Institut für Weltraumforschung in Graz. "Während der Komet im August 2014 noch wenig aktiv war, wird er jetzt immer wärmer, weil er sich der Sonne annähert." So wird der Gasdruck unter der Oberfläche höher und der Komet gibt Staub und Wasserdampf in Form von zwei bis drei kilometerhohen Geysiren an die Atmosphäre ab.

Neue Oberfläche: Nach dem "Perihel", der größten Annäherung des Kometen an die Sonne, wird er eine zwei bis drei Meter dicke Schicht seiner Oberfläche pro Umrundung verlieren. "Wir erwarten daher nach dem Perihel in großen Teilen eine ganz neue Oberfläche", sagt Sierks.

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