Netzwerk oder Zeitfresser? Soziale Medien sind für mich ...
„Auf Twitter wird zu viel gesudert“
Clemens Sturm (29) arbeitet im Sporteventmanagement (www.unitedworldgames.com):
Ich bin auf Facebook, Twitter und Instagram aktiv. Auf Facebook poste ich wenig, finde es aber super, um mit meinen Freunden auf der ganzen Welt in Kontakt zu bleiben. Auch beruflich kann ich mich vernetzen. Auf Twitter bin ich nur passiv unterwegs: Ich schaue gern Basketball- oder Footballspiele und verfolge dort die Liveanalysen amerikanischer Sportjournalisten. Früher habe ich auch die österreichische Politik verfolgt, das wurde mir aber zu anstrengend. Die Österreicher sudern auf Twitter noch mehr als im realen Leben, außerdem geht mir der ständige Zynismus auf die Nerven.
Auf Insta poste ich hin und wieder ein Foto, hauptsächlich interessiert mich aber, was die Stars so machen. Generell möchte ich meine Social-Media-Aktivität reduzieren, da ich die Apps zu oft grundlos checke – das geht Richtung Suchtverhalten. Twitter hatte ich während der Fastenzeit gelöscht. Seit kurzem habe ich eine App, die aufzeichnet, wie viel Zeit ich mit sozialen Medien verbringe. Mein Ziel ist, dass ich sie nur noch ein-, zweimal am Tag checke. Außerdem rufe ich Freunde oft bewusst an, da das persönlicher ist als Schreiben auf .
„Facebook ist nicht in. Was soll ich dort?“
Saphira Stepancik (14) ist Schülerin in Niederösterreich:
Die sozialen Medien nutze ich viel für Bilder. Ich snappe sie über Snapchat an meine Freundinnen, das mache ich täglich. Wenn ich wo unterwegs bin, snappe ich ein Foto vom Boden und schreibe ihnen etwas Lustiges dazu. Oder ich stelle die Fotos auf Instagram, da bearbeite ich sie aber vorher. Auf Insta folge ich auch ein paar Leuten: Freunden, Schauspielern aus meinen Lieblingsserien oder Sängern wie Shawn Mendes.
YouTube nutze ich auch manchmal: Ich schaue mir Videos zum Spaß an oder wenn ich in der Schule etwas nicht verstehe und meine Mutter es mir nicht erklären kann. Einmal hatte ich ein Referat in Chemie und da habe ich mir ein gutes Video über die DNA angeschaut. Das war mir eine große Hilfe. Auch WhatsApp verwende ich eher für die Schule und für meine Turn-Mannschaft, zum Organisieren.
Was mir Spaß macht und viele Leute verwenden, ist musicall.ly. Bei der App macht man ein Video zu einem Lied und postet es online. Ich habe es so eingestellt, dass meine meisten Videos nur Freunde sehen, nur wenige sind öffentlich. Facebook nutze ich gar nicht. Es ist nicht in und was soll ich dort?
„Es ist auch viel Mist im Umlauf“
Miriam (45) lebt derzeit in Rom und ist Mutter von zwei Kindern:
Ich bin seit fast zehn Jahren dabei – OMG, das klingt sehr lange!! Ich checke Facebook mehrmals täglich und mache es nach wie vor gerne. Da ich seit 15 Jahren im Ausland bin, nutze ich das Netzwerk, um in Kontakt mit Freunden auf der ganzen Welt zu sein. Ich habe so zahlreiche Freunde und Bekannte wiedergefunden, die vom Radar verschwunden waren. Mein zweiter Facebook-Account ist nur für meine Ferienwohnung, die ich in Rom vermiete. Ansonsten benutze ich das Medium ausschließlich privat.
Ab und an lasse ich mich auch zu politischen Statements hinreißen. Was ich mir eigentlich abgewöhnt habe, weil es sinnlos und negativ ist. Es ist auch unglaublich viel Mist im Umlauf, aber das ist das Problem im gesamten Internet, und wenn ich kann, meide ich diese Dinge ganz bewusst. Ich benutze noch Instagram, aber primär als Werbung für die Ferienwohnung – nicht privat.
Alles andere wie Snapchat & Co. verstehe ich nicht einmal. Meine Kinder meinen, das ist, weil ich „zu alt“ bin. Ja, ich stehe dazu! Kapier ich nicht und interessiert mich auch nicht! Ich bin schon so uncool, dass ich noch immer Facebook benutze. So schnell kann’s gehen!
„Nur für Menschen meines Vertrauens“
Cathy Heller (43) ist Inneneinrichterin („Rimon Design“) und Mutter von vier Kindern:
Ich bin für meine Generation eine relativ Spätberufene auf Facebook. Seit etwa fünf Jahren nutze ich Facebook, mein privates Profil habe ich ursprünglich nur als Administratorin für meine Firmenseite erstellt. Meine Marketingberatung hat mir zu Facebook und Instagram geraten, weil es heute einfach Teil der Geschäftswelt ist. Mit der Zeit bin ich allerdings sehr hineingewachsen in Facebook, ich möchte es gar nicht mehr missen.
Ich pflege einen ausgewählten Freundeskreis, Trolle gibt es auf meiner privat geschalteten Seite daher nicht. Ich tausche mich sehr gern mit Freunden und Freundinnen aus, die über die Welt verteilt leben. Ich poste Privates aus meinem Familienleben, daher gibt es auch nur Menschen meines Vertrauens in meinem virtuellen Freundeskreis. Ich habe aber über Facebook durchaus neue Bekannte über Freunde gefunden. An öffentlichen Diskussionen beteilige ich mich nicht, da für mich zu unpersönlich.
Mein Instagram-Profil ist öffentlich. Da schicke ich Bilder hinaus in die Welt. Zu einem großen Teil über Interior-Design, geschäftlich, gewähre aber bewusst auch Einblicke ins Privatleben, denn ich denke, so funktioniert Social Media. Twitter hat mich nie gereizt. Auf Snapchat wollen mich meine Teenager-Kinder nicht. Das ist ihr Medium. Mit WhatsApp verschicke ich Fotos.
„Ich bin alleine, da ist Facebook angenehm“
Anna Ludwig (79) ist Pensionistin und Mundartdichterin:
Ich bin Facebook vor acht Jahren beigetreten. Der Grund lag damals für mich auf der Hand: Ich bin ja alleine, und da ist es sehr angenehm, dass ich über das Netzwerk mit anderen Leuten in Kontakt treten kann.
Ich verwende Facebook, um die Fotos zu sehen, die meine Tochter und meine Freunde posten. In der Gruppe „Wienerlied-Freunde“ informiere ich mich über Konzert-Termine, weil ich das Wienerlied sehr mag. Natürlich poste ich auch das eine oder andere Ereignis auf Facebook. Zuletzt habe ich etwa meinen Freunden via Social Media Frohe Ostern gewünscht.
Auch WhatsApp kam bald als Kommunikationsmittel dazu. Ich freue mich immer über persönliche Nachrichten, aber verwende auch gerne das WhatsApp-Telefon. Das gilt für alle Altersgruppen, mit denen ich Kontakt habe – wer auf WhatsApp ist, den rufe ich auch über die App an.
„Instagram-Profil für Meerschweinchen“
Emilia Ivo (17) besucht eine Schule zur pädagogischen Ausbildung im Kindergarten- und Hortbereich:
Ich verwende Facebook, Instagram Snapchat, YouTube, musical.ly, WhatsApp... es sind so viele, da verliere ich langsam den Überblick. Facebook und Instagram nutze ich eher als stille Beobachterin. Aber ich habe auf Instagram noch einen Account für meinen Hund Molly und meine Katze Pipi, und dann noch einen eigenen Account für mein Meerschweinchen Bob. Hier poste ich alle zwei bis drei Tage etwas Neues, damit die Follower mir nicht entfolgen. Nicht, weil ich so auf Likes stehe, sondern weil ich meine Tiere so süß finde, dass möglichst viele sie sehen sollen.
Im Schnitt verbringe ich wahrscheinlich bis zu fünf Stunden pro Tag am Handy. Wenn ich mir das so überlege, ist das schon viel. Ich überlege auch manchmal, wie ich das reduzieren könnte, aber ich halte z.B. über Snapchat auch Kontakt mit meinen Freunden – da wäre es komisch, wenn ich plötzlich weniger erreichbar bin.
„Inspiration und Werkzeug“
Caro Spring (30) ist Tänzerin und Tanzlehrerin („Spring Dance“):
Vor noch nicht allzu langer Zeit war ich ein Social-Media-Banause. Ich bin zwar schon lange auf Facebook, war aber nur ab und zu eingeloggt. Inzwischen nutze ich diese Plattform allerdings sehr gerne und fast täglich, um Spring Dance, meine Ballett- & Jazzdance-Kurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu bewerben. Vor einem Jahr habe ich diesen Wunschtraum in die Tat umgesetzt und von da an musste es schnell gehen, um möglichst kostenfrei neue Kundschaft zu erreichen.
Facebook schien mir da als das optimale Werkzeug und dank diesem grandiosen Netzwerk und tollen Gruppen konnte ich im vergangenen Jahr sehr viele neue Bekanntschaften schließen und meine „Tanzfamilie“ vergrößern. Ohne Facebook hätte ich glaub’ nur halb so viele Tanz-Begeisterte im Unterricht.
Seit einiger Zeit nutze ich auch Insta-gram, um anderen einen Einblick in meine Arbeitswelt zu geben – ein Hoch auf die Teenies, die mir alles genau erklärt haben, wie es funktioniert. Da gehört für mich nicht nur die Vorbereitung des Unterrichts und das Bewerben der Tanzklassen dazu, sondern auch die Entstehung der ganzen Kostüme und Requisiten, die ich selber für die Aufführungen nähe und bastle.
Und da komme ich auch zu meiner Lieblingsplattform: Pinterest! Das nutze ich nicht, um meine Kurse zu bewerben, sondern einzig und allein für mich persönlich, zur Inspiration und der Umsetzung neuer Kostümideen oder anderen kreativen Tätigkeiten. Ich finde dort wundervolle Ideen und fange fast jedes Projekt damit an, mir auf Pinterest Inspiration zu holen. Ich könnte damit Stunden verbringen. Für all diese Medien bin ich sehr dankbar und trotz der Schnelllebigkeit froh, diese Möglichkeiten zu haben.
„Es nervt, auf das Handy zu starren“
Eberhard Schreder (41) arbeitet in der IT, ist derzeit mit dem zweiten Kind in Karenz und lebt in Wien:
Ich bin in technischen Dingen immer ein paar Jahre hinten, habe sogar erst seit vier Jahren ein Smartphone. Aber Social Media hat mich nie interessiert, ich bin weder auf Twitter noch Instagram oder Facebook. Generell finde ich die Idee schon gut, dass man das Leben von Freunden so verfolgen kann. Aber ehrlich gesagt bleibt ja so schon zu wenig Zeit, die wirklichen Freunde zu treffen, dass es mir immer zu schade um die Zeit war – dauernd aufs Handy zu starren, das interessiert mich nicht. Eigentlich nervt mich sogar, wenn Menschen ständig mit dem Handy herumtun statt miteinander zu reden. Vielleicht wird das anders, wenn meine Kinder das alles nutzen. Da will ich dann schon sehen, was sich so tut.
Das Einzige, das mich reizen würde, wäre mehr Kontakt durch Social Media zu den Menschen, die ich von meinen Auslandsaufenthalten kenne oder zu Freunden, die eben nicht in Wien leben.
WhatsApp nutze ich schon, allerdings eher zwecks Organisation mit Freunden. Ich schicke auch da keine Bilder im Kreis, poste vielleicht zweimal im Jahr ein Foto – wenn ich es wirklich lustig finde. Ich muss nicht jedem mitteilen, wenn ich gerade Pizza esse.
Viele holen sich ja Tipps und Anregungen über Facebook & Co., aber ich will eigentlich nur Inputs von jemandem, den ich gut kenne. Die nehme ich dann auch anders auf als von entfernten Bekannten.
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