Nationalbibliothek will in die Cloud auslagern

Nationalbibliothek will in die Cloud auslagern
Künftig sollen Bücher nur mehr als E-Books hinterlegt werden. Aber auch die bestehenden Archive sollen digitalisiert und durchsuchbar werden. Zu den bestehenden Formaten kommen künftig auch Postings aus sozialen Netzwerken sowie Blogs und ähnliche Inhalte hinzu.

Die Österreichische Nationalbibliothek präsentierte am Freitag die Vision 2025, ein Projekt für die Digitalisierung der eigenen Bestände. Das Konzept sieht vor, dass bis zum Jahr 2025 ein Großteil der Bestände in digitaler Form zugänglich sein soll. Dabei sollen nicht nur digitale Kopien der mehr als acht Millionen Publikationen gemacht werden, sondern auch deren Inhalte indiziert werden. So können künftig zum Beispiel Zeitungen aus dem 19. Jahrhundert über eine Suchmaschine durchforstet werden. "Recherchen, die früher Wochen gedauert haben, können dann in Minuten erledigt werden", so Bettina Kann, die Verantwortliche des Digitalisierungsprojektes. Die Österreichische Nationalbibliothek arbeitet bereits seit November letzten Jahres mit dem Suchmaschinenanbieter Google an einer Digitalisierung von mehr als 600.000 urheberrechtsfreien Büchern. Bislang wurden im Rahmen dieses Projekts knapp 100.000 Bücher in digitaler Form online verfügbar gemacht.

Bücherspeicher sind voll
Nach wie vor nimmt die Nationalbibliothek durch die verpflichtende Hinterlegung von in Österreich veröffentlichten Publikationen eine wichtige Rolle als größtes Archiv ein. Diese könnte sich allerdings schon bald ändern. "Unser Bücherspeicher ist voraussichtlich im nächsten Jahr voll", sagt Generaldirektorin Johanna Rachinger. Daher sei auch ein Ausbau der Archive geplant. Diese Lösung dürfte allerdings für die Zukunft nicht ausreichen, weswegen man eine digitale Lösung anstrebt: "Wir verhandeln derzeit mit dem Bundeskanzleramt über eine Änderung des Mediengesetzes. Künftig sollen auch E-Books anstatt physischer Ausgaben für die Hinterlegung ausreichen." Ausnahmen soll es allerdings bei Büchern geben, die einen gewissen "haptischen Wert" besitzen.

Postings aus Sozialen Netzwerken werden archiviert
Zu Büchern, Zeitungen, Plakaten und Rechtstexten sollen sich in Zukunft auch Inhalte aus dem Internet gesellen. Dazu zählen laut Rachinger neben Blogs auch "Inhalte, die man womöglich heute noch gar nicht kennt." Ähnlich dem Internet Archive sollen so ausgewählte Webseiten oder Inhalte aus Sozialen Netzwerken archiviert und für spätere Generationen zugänglich gemacht werden. Dazu prüft die Nationalbibliothek derzeit auch eine Auslagerung der Datenspeicher auf Clouddienste. Das sei allerdings laut Max Kaiser, Leiter von Forschung und Entwicklung, derzeit noch mit rechtlichen Schwierigkeiten verbunden und dürfte "noch nicht morgen" passieren.

Open Data
Ob alle Online-Dienste der Nationalbibliothek dann kostenfrei sein werden, konnte Rachinger noch nicht beantworten. "Wir sind zwar der Meinung, dass der Zugang zu Wissen frei sein soll, aber in einigen Fällen könnten durchaus Kosten anfallen." So plane man derzeit zum Beispiel ein "Book a librarian"-Angebot, bei dem man sich gegen eine Gebühr Hilfe von einem Bibliothekar holen kann, der bei der Recherche hilft. Das sollte allerdings im optimalen Fall gar nicht notwendig sein, denn alle digitalen Inhalte sollen zukünftig mit umfassenden Metadaten, wie Geo-Informationen, Personendaten und Themenbereichen, verknüpft werden und so einfacher durchsuchbar sein. Diese Metadaten werden auch als Open Data der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt und können in App-Projekte eingebunden werden. Kaiser skizzierte sogar die Vorstellung einer Augmented Reality-App, die zum Beispiel mit Google Glass umgesetzt werden könnte.

Sorge, dass die Räumlichkeiten der Nationalbibliothek künftig verwaist sein könnten, hat Rachinger nicht: "Die Lesesäle werden auch noch 2025 wichtige Orte für das Lernen und die Forschung sein." Das dürfte wohl auch daran liegen, dass einige digitale Inhalte nach wie vor nur in den Räumlichkeiten der Nationalbibliothek gelesen werden dürften.

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