Nachhilfelehrer warnen: So groß sind die Probleme in der Schule

Nachhilfelehrer warnen: So groß sind die Probleme in der Schule
Die Schule bemühe sich oft nicht, dass ihre Schüler Inhalte wirklich verstehen. Die Frage sei: Warum ist Unterricht so langweilig?

Die Schüler sind nicht dumm, aber sie werden schlecht unterrichtet - ungefähr so fasst das Nachhilfe-Institut LernQuadrat das Dilemma um das Schulsystem zusammen. Es hat die Situation in einer Umfrage unter Nachhilfelehrern analysieren lassen und kommt zu einem dramatischen Ergebnis: „Sechs von zehn Nachhilfelehrern sind davon überzeugt, dass es unter den derzeitigen Rahmenbedingungen in der Schule gar nicht möglich ist, den Lehrstoff ausreichend an alle Schüler zu vermitteln“, berichtet LernQuadrat-Chef Konrad Zimmermann.

Gefragt wären eine Reduktion der Klassengrößen, mehr Individualförderung der Schüler und ein stärker verständnisorientierter Unterricht, der auf nachhaltiges Lernen abzielt. Außerdem sollte aus Sicht der Nachhilfelehrer die Vermittlung von Lerntechniken stärker forciert und die Motivation und Eigenverantwortung der Schüler gefördert werden.

Knapp die Hälfte der befragten Nachhilfelehrer ist der Ansicht, dass es generell am Interesse der Schüler mangelt sowie an der Einsicht, dass Lernen notwendig ist. 39,3 Prozent kritisieren, dass die Stoffvermittlung im Schulunterricht nicht nachhaltig sei und „Bulimie-Lernen“ im Vordergrund stehe. Rund 35 Prozent halten die Unterrichtsmethoden und Klassengrößen für einen entscheidenden Negativfaktor.

Die „Hauptfächer“ Mathematik, Englisch und Deutsch bereiten den Schülern mit Abstand am meisten Sorgen. „Rund 90 Prozent der Nachhilfestunden werden in diesen drei Fächern gegeben“, berichtet Zimmermann. Oft mangelt es dabei allein schon am Verständnis der gestellten Aufgabe. „Wer in den Hauptfächern einmal den Anschluss verliert, hat es besonders schwer, wieder auf Kurs zu kommen. Der ‚aufbauende‘ Stoff sorgt dafür, dass die Probleme über Jahre mitgezogen werden“, betont Zimmermann.

Smartphone als Problem

In der Unterrichtssituation macht oft schon das konzentrierte Zuhören größte Probleme. 85,7 Prozent der befragten Nachhilfelehrer halten das Smartphone für den wesentlichsten Ablenkungsfaktor. 65,9 Prozent orten eine Hauptursache für Konzentrationsprobleme in der intensiven Nutzung von Social Media, Whats App, Instagram & Co. Dies sei außerdem weder für Grammatik und Rechtschreibung noch für das Verständnis komplexer Zusammenhänge förderlich. Gerade in den Hauptfächern gehe es aber deutlich öfter um Verständnis als um das reine Auswendiglernen und Wiedergeben von Fakten.

Schüler sind heute vor allem gestresst, stellen die Nachhilfelehrer fast einhellig fest, häufig auch auf sich allein gestellt und mit sich selbst beschäftigt, andererseits aber ganz und gar nicht selbständig. An Intelligenz mangle es deutlich seltener als an Interesse, Aufmerksamkeit und Wachheit.

Von Seiten der Eltern komme berufsbedingt immer weniger Unterstützung, das müssen bezahlte Kräfte ausgleichen, so Zimmermann: 70 Prozent der Nachhilfelehrer in den Hauptfächern geben an, dass die Nachfrage nach ihren Kursen in den letzten Jahren deutlich gestiegen sei.

Die drei Vorschläge der Nachhilfelehrer

So unterschiedlich die Probleme in Mathematik, Englisch und Deutsch auch sind, stellen die Nachhilfelehrer doch eine Menge Parallelen fest. Da wie dort mangelt es an der Bereitschaft vieler Schüler, regelmäßig ihre Hausübungen zu machen und laufend mitzulernen. Und ganz häufig fehlt in allen drei Hauptfächern der Praxisbezug und damit die Nähe zum Alltag und den Interessen  junger Menschen.

  • Anwendungsorientierte Praxisbeispiele statt komplexer Folgen und Reihen in Mathematik
  • Kommunikation und Redekompetenz statt grammatikalisches Detailwissen in Englisch
  • Kreativtexte, Alltags- und Medienkunde statt Abschreibübungen und Nacherzählungen in Deutsch

 

 

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