Welcher Sonnenschutz ist wirklich gut? Produkte im Test
„Ja, es ist wirklich ein komplexes Thema“, gibt Steffi Ulrich zu. Die Hautexpertin gehört zum Team der holländischen Ärztin Jetske Ultee, die viel Forschung zum Thema Sonnenschutz und kosmetischer Dermatologie betreibt.
Wer sich nicht in die Materie einliest und komplizierte Namen von UV-Filtern auswendig weiß, muss auf (manchmal veraltete) Infos von Ärzten und leider oft falsch informierende Websites vertrauen. Gut geklickte Internetseiten, die auf Alternativmedizin setzen, verteufeln Sonnenschutz gerne. Er gehe ins Blut und könne Krankheiten wie Krebs auslösen.
Studien
Ganz unbegründet sind die Sorgen nicht, auch wenn es zu differenzieren gilt. Eine US-Untersuchung von 2020 zeigt, dass diverse UV-Filter nach einmaligem Gebrauch im Blut nachweisbar sind – diese aber auch wieder ausgeschieden werden. Hautexpertin Ulrich: „Dazu muss man auch wissen, dass die USA bei sicheren UV-Filtern Europa eindeutig hinterherhinkt. Dort fallen sie unter das Arzneimittelgesetz und es ist sehr aufwendig und teuer, neue UV-Filter auf den Markt zu bringen.“ Daher Vorsicht bei der Herkunft oder dem Import.
Noch immer werde dort mit hier längst verbotenen Substanzen wie Oxybenzon gearbeitet. Jener Stoff, der in einer viel zitierten Studie Brustzellen bei Mäusen verändert hat, als diese ihn oral erhielten. „Man müsste die Filter kiloweise essen oder sich UV-Filter spritzen“, relativiert dazu der Biologe und Hautpflege-Experte Leon (@xskincare) gerne solche Untersuchungen.
Mineralische Filter besser?
Durch die veralteten organischen Filter in den USA, kommt von dort auch der Trend zu mineralischen Alternativen wie Zinkoxid oder Titandioxid, die die Strahlen nicht nur absorbieren, sondern auch reflektieren. Der Nachteil: Sie weißeln. Wenn das nicht der Fall ist, dann wurden sie in kleinste Nano-Partikel zersetzt. Diese stehen aber auch im Verdacht, ins Blut zu gelangen.
Auf was also achten beim Kauf von Sonnenschutz? „Auf moderne UV-Filter wie Tinosorb setzen und Inhaltsstoffe kontrollieren“, so Ulrich. Die Creme nach einem Jahr ersetzen, weil die Wirkung nachlässt. Weitere Empfehlungen: Auf Duftstoffe verzichten: „Neben Allergien können sie in Kombination mit UV-Filtern zu Flecken auf der Haut führen.“
Tipps für Sonnenschutz-Kauf
Auch Alkohol kann die Hautgesundheit schädigen: „Bei trockener Haut vor allem auf den Inhaltsstoff ’Alcohol dentat.’ verzichten.“ Gut sind Antioxidantien, die freien Radikalen und damit Zellschäden entgegenwirken. Interessant: Wer zu Hautproblemen neigt, kann Lichtschutzfaktor (LSF) 30 statt 50 versuchen, so Ulrich. „Mit 30 werden 95 Prozent der Strahlen gefiltert, mit LSF 50 98 Prozent. Für dieses kleine Mehr an Schutz werden reizende Stoffe zugesetzt.“ Bei LSF 30 muss jedoch alle zwei Stunden nachgecremt werden.
Generell geben Dermatologen eine dringende Empfehlung für Sonnenschutz gegen die stark steigende Hautkrebs-Diagnosen ab. 30.000 Personen erkranken jährlich in Österreich. Und was die Hautalterung betrifft, in ein guter UV-Schutz ohnehin die beste Beauty-Routine.
Gesichtssonnencremen im Test
Sonnenschutz besteht meist aus vielen unterschiedlichen Filtern. Eine kleine Liste von empfehlenswerten UV-Filtern, und jene, die man meiden sollte.
Sichere organische UV-Filter
laut Dermatologin Jetske Ultee (keine vollständige Liste):
Tinosorb S – INCI: Bis-Ethylhexyloxyphenol Methoxyphenyl Triazine (der Goldstandard)
Tinosorb M – INCI: Methylene Bis-Benzotriazolyl Tetramethylbutylphenol (nano),
Tinosorb A2B – INCI: Tris Biphenyl Triazine (nano)
Octyltriazon – INCI: Ethylhexyl Triazone
Octisalate – INCI: Ethylhexyl Salicylate
Mexoryl SX – INCI: Terephthalylidene Dicamphor Sulfonic Acid
Mexoryl XL – INCI: Drometrizole Trisiloxane
Schlechte UV-Filter
UV-Filter, die leicht vom Körper aufgenommen werden und hormonell wirksam sein können:
Oxybenzon – INCI: Benzophenone-3 (in Europa verboten, in den USA noch immer erlaubt)
Octocrylen – INCI: Octocrylene (bildet möglicherweise freie Radikale und verursacht besonders bei Kindern oft Hautreaktionen. Hormonschädigend. Wird leicht vom Körper aufgenommen)
Padimate O – INCI: Octyldimethyl PABA / Ethylhexyl Dimethyl PABA (alter Filter, der hochallergen ist, freie Radikale bildet, tief in die Haut eindringt und krebserregend sein könnte)
Homosalat – INCI: Homomenthyl Salicylate (könnte hormonell wirksam sein)
Die mineralischen Filter Titandioxid und Zinkoxid bilden freie Radikale, die Zell- und DNA-Schäden verursachen können. Sicher sind gecoatetes (beschichtetes) Zinkoxid und Titandioxid. Ob beschichtet wurde, ist für den Kunden aber oft nicht ersichtlich. Laut Ultee ist es immer noch besser, sich mit einem schlechteren Produkt einzucremen als überhaupt nicht
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