Ausblick: So wird das Modejahr 2023
Wie das Jahr 2023 in der Modewelt aussehen wird, war zumindest in Sachen Trends bereits im vergangenen Herbst klar. Rund sechs Monate im Voraus müssen die Designer ihre Visionen für die kommende Saison vorstellen, damit die Einkäufer der großen Stores vorbestellen und die Hersteller produzieren können.
Mit der Frage, was im Frühjahr/Sommer 2023 getragen wird, hat sich Lidewij Edelkoort bereits Jahre zuvor beschäftigt. Die Niederländerin gehört zu den weltweit anerkanntesten Trendforscherinnen und gibt für den Modebereich stets zwei Jahre im Vorhinein ihre Einschätzungen ab. Manche ihrer Voraussagen gab es auf den Laufstegen in Paris und Mailand zu sehen. Die Auswahl der Stoffe sei laut Edelkoort wichtiger denn je, Satin ein großes Thema. Zu sehen gab es den Stoff unter anderem bei Fendi, wo Chefdesigner Kim Jones diesen in Form von Cargohosen in kräftigen Farben verarbeitete. Nur einer der vielen Trends, die zeigen, dass sich das zuletzt omnipräsente Comeback der Neunzigerjahre-Mode auch 2023 fortsetzen wird. Cargohosen als einstiges Lieblingskleidungsstück von Stars wie Gwen Stefani und Jennifer Lopez sind jetzt bei zahlreichen Modehäusern (wieder) im Sortiment. Mit aufgesetzten Taschen wird dabei nicht nur auf Hosen, sondern auch Kleidern und Röcken gearbeitet.
Sexy Grunge
Weiteres Trendthema ist Grunge, allerdings haben Marken wie Ottolinger dem Kurt-Cobain-Gedenklook eine Prise Sexyness hinzugefügt. Das charakteristische Karomuster findet sich auf zahlreichen langen Kleidern, teils mit Cutouts, für die warme Jahreszeit wider.
Andere Designer haben sich Abendgarderobe vorgenommen und dieser den Grace-Jones-Touch verpasst. Die Sängerin machte in den Achtzigerjahren die Kapuze zu ihrem Markenzeichen – nicht zuletzt dank des tunesischen Designers Azzedine Alaïa, dessen Muse sie war. Sowohl bei Saint Laurent als auch Versace veredelt die Kapuze nun wieder minimalistische Kleider und Zweiteiler.
Die Mode spiegelt bekanntermaßen auch gesellschaftliche Veränderungen wider. Diese waren und sind auch 2023 groß. Die Inflation wirkt sich auf das Kaufverhalten aus. Dementsprechend legt die Kundschaft mehr denn je Wert auf zeitlose, hochwertige Mode. Trendforscherin Edelkoort spricht unter anderem vom perfekten Blazer oder einer klassischen weißen Bluse.
Minimalistische Teile wie diese waren unter anderem bei Max Mara und Port 1961 zu sehen. Und es ist davon auszugehen, dass sich vor allem kleine Labels noch mehr auf Designs fokussieren werden, die vollkommen trendunabhängig sind, um der Kundschaft in Krisenzeiten eines der wichtigsten Verkaufsargumente – nämlich Langlebigkeit – bieten zu können.
Langlebigkeit führt automatisch zu mehr Nachhaltigkeit, weil weniger neu gekauft wird. Hier zeigt sich auch im Jahr 2023 noch einer der größten Schwachpunkte der Branche: Bei den internationalen Modewochen war erneut wenig von nachhaltigeren Ambitionen zu sehen – es bleibt abzuwarten, ob sich bei den Konzepten für 2024 mehr tut.
Gen Z gibt vor
Große Weiterentwicklungen gibt es dennoch: Eines der Kernthemen in der Mode ist heuer die Gender-Fluidität. Immer mehr Designer brechen mit dem Konstrukt der Mode für Männer und Mode für Frauen – und entwerfen stattdessen geschlechtsneutrale Kleidung.
Angestoßen von der Generation Z, also den zwischen 1997 und 2012 Geborenen, erreicht das einstige Nischenthema nun den Massenmarkt. Laut einer Analyse der Bezahlplattform Klarna haben bereits 50 Prozent der Generation Z Mode gekauft, die nicht ihrer Geschlechtsidentität entspricht. 70 Prozent der Verbraucher geben an, dass sie daran interessiert sind, künftig Genderless Fashion zu kaufen. Die Kaufkraft dieser jungen Menschen wird stetig steigen – sie werden von Modehäusern auch die fehlende Nachhaltigkeit einfordern.
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