#MenAreTrash: Heftige Debatte rund um feministischen Hashtag
Wer derzeit auf Twitter unterwegs ist, kommt kaum an dem #MenAreTrash vorbei. Übersetzt bedeutet dieser: "Männer sind Abfall". Unter diesen drei Wörtern sammeln sich seit vergangener Woche Beiträge zu gesellschaftlichen Missständen, Sexismus, der Ungleichbehandlung von und Übergriffen auf Frauen. Angestoßen wurde die Debatte von der Autorin Sibel Schick.
Die Journalistin, die unter anderem für die taz und die feministische Zeitschrift Missy Magazine schreibt, postete den aktuell vieldiskutierten Hashtag am 14. August auf dem sozialen Netzwerk. Damit wehrte sich Schick gegen zahlreiche Anfeindungen, die ihr in den vergangenen Wochen im Netz entgegengebracht worden waren. Viele User hatten erbost auf Schicks frühere Aussage reagiert, dass es ein strukturelles Problem sei ,"dass Männer Arschlöcher sind". Dies hatte die in Berlin lebende gebürtige Türkin Ende Juli auf Twitter proklamiert.
"Antiemanzipatorisch"
Zur raschen und weitreichenden Verbreitung dieses Postings trug nicht zuletzt die deutsche Sozialwissenschaftlerin und Autorin Jutta Ditfurth bei, die diesen teilte und sich entschieden gegen Schicks Aussage aussprach. "So eine identitäre, antiemanzipatorische, regressive Sackgasse ist in Zeiten des rechten Aufmarsches nichts, was Minderheiten hilft", schrieb Ditfurth. Daraufhin führte Sibel Schick ihre Einschätzung in einem siebenzeiligen Gedicht im Missy Magazine aus. "Und ja, es ist kein individuelles Problem, Und nein, es geht nicht um Ausnahmen, denn es ist ein weltweites Phänomen, dass Männer Arschlöcher sind", heißt es darin etwa.
"Abwertende Verallgemeinerung"
Angefacht durch die diversen Äußerungen entwickelte sich binnen kürzester Zeit eine heftige Diskussion rund um den Hashtag, der Männer als Abfall beschreibt. So beschimpfte der deutsche Moderator Niels Ruf Frauen als Reaktion auf Schicks Tweet als "Fotzen" und "Netzfeminazis". Ruf, der in der Medienbranche nicht unumstritten ist, fällt mit seinen inakzeptablen Verbalangriffen auf - mit seiner Ablehnung ist er allerdings nicht allein. Viele Frauen und Männer sehen die Schlagwortkette als unsachliche Provokation und pauschale Abwertung, die eine differenzierte Debatte über Gleichberechtigung blockiert.
"Zuspitzung der Realität"
Befürworter des Hashtags sehen das wiederum als Bestätigung für die frauenfeindliche Haltung vieler Männer und als Legitimation für # . Zudem würde die zugespitzte Formulierung lediglich abbilden, was Frauen auch heute noch überall auf der Welt widerfährt, so der Tenor.
Schick steht zu Aussagen
Im Interview mit der deutschen Plattform ze.tt schildert Schick, dass sie bereits seit geraumer Zeit im Internet angefeindet und beleidigt werde. In den vergangenen Wochen sei die Stimmung gekippt. Seither bekomme sie Nachrichten, in denen ihr unter anderem mit Vergewaltigung gedroht werde. Dabei stamme der Hashtag #MenAreTrash ursprünglich gar nicht von ihr selbst. "Ich habe ihn selbst erst bemerkt und genutzt, als er zu trenden begann und mich User markierten", so die Autorin im Interview. Des provokanten Untertons ihres Tweets sei sie sich durchaus bewusst, dennoch stehe sie nach wie vor zu dem Geschriebenem. "Mir ist klar, dass einige Menschen die Pauschalisierung als problematisch empfinden. Was ich geschrieben habe, war: Solange ein Problem strukturell ist, kann es nicht individuell gelöst werden. Da können einzelne Männer noch so okay sein."
Ursprung von #MenAreTrash
Wie die Zeitung Die Welt berichtet, geht die Entstehungsgeschichte von #MenAreTrash tatsächlich viel weiter zurück. Dem Artikel zufolge wurde der Hashtag im Jahr 2016 in Südafrika ins Leben gerufen, um auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. Die Schlagwortkette, die zunächst nur wenig Aufmerksamkeit generierte, habe sich erstmals viral verbreitet, als eine 22-jährige Südafrikanerin 2017 von ihrem Freund ermordet, verbrannt und verscharrt wurde. Damals brachten viele mit #MenAreTrash ihre Wut und Entrüstung über die Geschehnisse zum Ausdruck.
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