Magnetsinn leitet Meeresschildkröten

Caretta caretta kehrt nach zwölf Wanderjahen im Ozean an ihren Heimatstrand zurück.
US-Wissenschaftler erbrachten Beweis für inneres Navi der Reptilien.

Ohne Magnetfeld der Erde wären sie verloren: Meeresschildkröten finden nach langen Wanderungen im Ozean ihren Heimatstrand dank Magnetsinn wieder. US-Wissenschaftler konnten die Vermutung nun beweisen.

Das Magnetfeld der Erde leitet ausgewachsene Meeresschildkröten zur Eiablage zurück an die Strände ihrer eigenen Geburt. Die Tiere erkennen offenbar charakteristische Muster des Feldes an ihrer Heimatküste und speichern diese ab, berichtet das Fachblatt Current Biology. Auf welche Weise sie die Magnetlinien wahrnehmen und inwieweit andere Signale die Tiere leiten, sei noch nicht genau bekannt.

Magnetsinn

Viele Tiere, darunter Vögel und Fische, haben einen Magnetsinn. Auch von Meeresschildkröten war bereits bekannt, dass sie sich bei ihren oft Tausende Kilometer langen Wanderungen auf offenem Meer am Magnetfeld orientieren. Sie nehmen dabei die Intensität und den Neigungswinkel der magnetischen Feldlinien wahr. Beide Parameter variieren regional, so dass auch verschiedene Küstenabschnitte verschiedene magnetische Muster aufweisen.

Es liege nahe, dass die Schildkröten dank ihres Magnetsinns diese Muster erkennen und auf diese Weise ihre heimischen Strände aufspüren können, schreiben Roger Brothers und Kenneth Lohmann von der University of North Carolina in ihrem Artikel. Aber bewiesen oder widerlegt sei dies bisher nicht gewesen.

Zusammenhang

Die Wissenschaftler überlegten nun folgendes: Wenn die Schildkröten dazu den Magnetsinn nutzen, werden natürlich auftretende, geringe Schwankungen des magnetischen Erdmagnetfeldes den Ort der Eiablage beeinflussen. Sie analysierten also, wo Unechte Karettschildkröten (Caretta caretta) entlang der Ostküste Floridas zwischen 1993 und 2011 ihre Eier abgelegt hatten und wie sich das Magnetfeld in diesem Zeitraum verändert hatte. Dabei fanden sie einen eindeutigen Zusammenhang zwischen den Veränderungen und der Verteilung der Gelege: Zu bestimmten Zeiten näherten sich die Signaturen einzelner Küstenabschnitte zum Beispiel an. In diesem Fall rückten auch die Eiablageplätze auf engerem Raum zusammen. Wichen die magnetischen Muster stärker voneinander ab, nahm der Abstand zwischen den Gelegen hingegen zu.

"Der einzige Weg, wie eine weibliche Schildkröte sicher sein kann, dass sie ihre Eier an einem günstigen Ort ablegt, ist an dem Ort zu nisten, an dem sie selbst geboren wurde", sagt Erstautor Roger Brothers. "Die Logik der Meeresschildkröte scheint zu sein: ,wenn das bei mir geklappt hat, wird es auch bei meinem Nachwuchs klappen'."

Wählerisch

Dieses Ergebnis bedeute allerdings nicht, dass die Schildkröten reflexhaft ihre Eier am Ort mit dem zuvor eingeprägten Magnetmuster ablegen. Für eine erfolgreiche Fortpflanzung müssten zahlreiche Umweltfaktoren stimmen, etwa die Qualität des Sandes, die Temperatur oder die Zugänglichkeit des Strandes. Von daher nutzten die Schildkröten wahrscheinlich auch noch andere Kriterien und andere Sinne bei der Suche nach einem Nistplatz.

Bei Unechten Karettschildkröten vergehen mindestens zwölf Jahre bis zur Geschlechtsreife – und damit zur ersten Einablage. Ob die Schildkröten sich das magnetische Muster ihres Geburtsortes gleich nach dem Schlüpfen einprägten oder ob dies später geschehe, sei bisher unklar, berichten die Forscher weiter. Vermutlich registrierten kleine magnetische Partikel im Gehirn der Tiere das Magnetfeld.

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