Literaten gegen Zentralmatura

Derzeit arbeitet das Ministerium neben einer Reform des Bildungsinstituts an einer Neufassung des Bifie-Gesetzes.
Die zentrale Reifeprüfung sei der "falsche Weg".

Um die professionelle Entwicklung und Durchführung der Zentralmatura zu gewährleisten, wurde das BIFIE (Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation & Entwicklung des österreichischen Schulwesens) 2008 ausgegliedert. 7,3 Mio Euro kostete das BIFIE 2007, 15,1 Mio Euro kostete es 2010. Ende 2010 hatte das BIFIE eine Überliquidität von 8,5 Mio Euro Bankguthaben. Für 2013 wurde der Bedarf des BIFIE mit 18,65 Mio Euro angegeben. Der Personalstand des BIFIE explodierte. Geplant waren für den Vollausbau 60 bis 70 Mitarbeiter ab dem Jahr 2009, 2011 waren es bereits 112. Parallel zu den eigenen Aufgaben entstand auch in den Schulverwaltungen und in der ministeriellen Verwaltung zusätzlicher BIFIE- und Zentralmatura-Betreuungsaufwand. Waren die ursprünglichen Maßnahmen darauf gerichtet, die Zentralmatura zu entwickeln und durchzuführen, scheinen die jetzigen Maßnahmen nur noch darauf gerichtet zu sein, sie zu retten.

Der Rechnungshofbericht 2012 kritisierte die Doppelstrukturen (innerhalb und außerhalb des BIFIE), hohe Kosten für unnötige externe Berater sowie die schlechte Zusammenarbeit zwischen beiden. Die IG Autorinnen Autoren "kann das nach den eigenen 5-jährigen Erfahrungen in der Auseinandersetzung mit dem BIFIE und dem Ministerium über die Deutsch-Zentralmatura nur bestätigen. Nach dem vorläufig letzten Versagen soll nun auch noch ein Generalmanager eingesetzt werden, selbstverständlich mit einem entsprechenden Stab, es soll also die nächste Struktur geschaffen und der Verwaltungsapparat weiter aufgebläht werden."

Für die IG Autorinnen Autoren sind das Scheinaktivitäten, um die uneingestandenen zentralen Probleme mit der Zentralmatura in den Griff zu bekommen: "Die Zentralmatura in ihrem jetzigen Aussehen ist der falsche Weg, auf jeden Fall im Deutschunterricht. Vielleicht ist sie es aber auch auch nur in ihrer Orientierung auf Kompetenzen. Es werden jahrelang Kompetenzen wie das Schreiben eines Leserbriefes, einer Empfehlung, eines Kommentars, einer Zusammenfassung, einer Stellungnahme, einer Inhaltsangabe u.ä. unterrichtet, auf die sich beim Lernen kein Mensch konzentrieren muss, weil sie Nebenerscheinungen eines auf Bildung konzentrierten Lernens sind. Warum sie unterrichtet werden um am Ende als Kompetenz geprüft zu werden, hat vermutlich mit dem Streben nach Praxisbezug zu tun. Es muss aber niemand zum Leserbriefschreiber erzogen werden, auch nicht zum Schreiben Offener Briefe und anderer Textsorten, die für das Leben und das Leseverständnis der meisten Menschen vollkommen unerheblich bzw. nebensächlich sind", heißt es in einer Aussendung.

Vielleicht sei die Zentralmatura generell der falsche Weg," mit Sicherheit ist sie es aber in ihrer sogenannten Kompetenzorientierung und in der Art und Weise, wie sie in Österreich bisher gemacht worden ist."

International

Vergleiche mit den schon lange funktionierenden Zentralmatura-Modellen in Frankreich und Deutschland sind unangebracht. Frankreich ist zentralstaatlich organisiert und in der vergleichbaren föderalen Struktur Deutschlands ist die Zentralmatura in jedem Bundesland anders.

Da auf Grund der bisherigen schlechten Erfahrungen in Österreich massive Bedenken angebracht seien, ob die Schülerinnen und Schüler nicht einer unausgegorenen Zentralmatura zum Opfer vorgeworfen werden, fordert die IG Autorinnen und Autoren die Einbeziehung der Noten in die Bewertung der Abschlussergebnisse. Der Zentralmatura allein kann es nicht überlassen bleiben, ob die Schülerinnen oder Schüler ihren Abschluss geschafft und für Studienwege ihre Zulassung erworben haben.

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