Knurren ist erlaubt
Wie finden Kaninchen zueinander? Ist Trockenfutter schlecht für die Katze? Kann ein Hund das Alleinbleiben lernen? Warum ist meine Katze so scheu? KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter, Direktorin des Tiergarten Schönbrunn, und ihr Team beantworten Leserfragen:
Meine zwei Langohren – eine Häsin und ein Rammler – sind schon etwas reifer. Ich wünsche beiden ein langes Leben. Der Gedanke an eine Vergesellschaftung, wenn einer der beiden stirbt, lässt mir eine Gänsehaut wachsen. Wie kann das funktionieren?
In der Regel ist die Vergesellschaftung von Kaninchen kein Problem. Sie sollte am besten in einem neutralen Raum stattfinden. Wichtig ist, dass genügend Platz vorhanden ist, damit sich die Kaninchen ausweichen können; verteiltes Futter im Raum kann für Ablenkung sorgen.
Der Altersunterschied sollte nicht allzu groß sein, unkastrierte Männchen vertragen sich generell nicht und können nicht vergesellschaftet werden. Greifen Sie nicht gleich ein, wenn sich die Kaninchen durch das Gehege jagen oder Knurr- und Brummlaute von sich geben, sie müssen sich die Rangordnung ausmachen. Nur wenn es zu ernsthaften Kämpfen kommt, muss man die beiden trennen.
Wenn es nach ein paar Tagen bei einem neuerlichen Versuch wieder nicht klappt, dann stimmt die Chemie zwischen den beiden gar nicht, und man muss es mit einem neuen Partner versuchen. Das kommt aber wirklich nur selten vor.
Ich habe zwei Britisch-Kurzhaar-Kätzchen. Sie sind Geschwister und ein Jahr alt. Sie fressen nur Trockenfutter – spezielles Futter für diese Rasse. Sie trinken viel. Trotzdem frage ich: Ist das gut? Nassfutter verweigern sie.
Sie müssen sich bezüglich der Ernährung Ihrer Katzen keine Sorgen machen. Es ist kein Problem, wenn sie nur Trockenfutter fressen. Wichtig ist, dass sie genug trinken. Deshalb sollten Sie immer ausreichend Wasser in mehreren Räumen anbieten und sie auch gerne aus Wasserhähnen oder Springbrunnen trinken lassen.
Unsere Tierärzte empfehlen natürlich, Tiere von klein auf immer an Nass- und Trockenfutter zu gewöhnen. Im Alter können oft Krankheiten auftreten, die Diäten notwendig machen und diese Diät-Futtersorten sind dann nicht immer als Trocken- und Nassfutter von der jeweiligen Firma vorhanden. Somit ist es von Vorteil, wenn man sein Tier an beides gewöhnt.
Entscheidend ist eine ausgewogene, ausreichende und den Lebensumständen angepasste Ernährung – egal ob Trocken- oder Nassfutter.
Der Hund meiner Tochter, ein einjähriger Shitsu, bleibt nicht allein zu Hause, er bellt immer wieder. Gemeinsam mit unserem eigenen Hund ist das Zuhausebleiben kein Problem. Daheim gibt's leider schon Beschwerden von den Nachbarn. Meine Tochter ist ratlos. Was können wir tun?
Leider ist es sehr schwierig, Hunden, die das Alleinsein nicht schon im Welpenalter gelernt haben, später daran zu gewöhnen. Wahrscheinlich hat Ihr Shitsu auch gelernt, dass Bellen Aufmerksamkeit erregt, und er damit erreicht, dass man sich um ihn kümmert.
Der Hund Ihrer Tochter muss lernen, dass Frauchen und Herrchen wieder zurückkommen: Man gibt den Hund zunächst in ein getrenntes Zimmer, während man in der Wohnung bleibt. Beginnt er zu bellen oder jaulen, geht man kurz in das Zimmer und gibt ihm ein Lautzeichen („Ruhig!“ oder „Aus!“). Keinesfalls soll der Hund aus dem Zimmer genommen werden, sobald er bellt oder an der Türe scharrt. Damit würde man dieses Verhalten nur belohnen, und es würde sich verstärken.
In der nächsten Stufe verlässt man die Wohnung für kurze Zeit und dehnt diese Intervalle immer weiter aus. Man muss dabei wirklich das Haus verlassen. Vor der Wohnungstür stehen zu bleiben, ist sinnlos, da der Hund seinen Besitzer durch die Tür am Geruch erkennt. Vor dem Gehen sollte man sich nicht überschwänglich verabschieden, sondern z. B. nur sagen: „Ich komm‘ bald wieder“ oder „Der Hund muss warten!“ Auch die Begrüßung nach der Rückkehr sollte neutral erfolgen. Am besten ist es, den Hund zunächst nicht zu beachten, um die Erwartungshaltung zu vermindern.
Mit ein bisschen Geduld wird der Hund Ihrer Tochter lernen, für einige Zeit alleine zu bleiben.
Seit fünf Tagen habe ich eine Katze – von einer Tierschützerin, die das Kätzchen aus einem ungarischen Tierheim gerettet hat. In der Annonce stand, dass die Katze sehr schüchtern ist. Ich finde dies gut und freue mich darauf zu sehen, wie ihr Vertrauen wächst. Nun sitzt sie nur unter dem Sofa, hinter dem Ofen und unter dem Bett und kommt nur zum Fressen und zum Toilettengang (nachts) raus. Ist das normal?
Sie haben die Katze wirklich erst sehr kurze Zeit und wurden auch schon darauf aufmerksam gemacht, dass sie sehr schüchtern ist. Bis die Katze Vertrauen aufbaut, kann es auch Wochen dauern. Wichtig ist, dass Sie Ihre ängstliche Katze nicht durch Streicheln oder Festhalten zu beruhigen versuchen. Lassen Sie der Katze ihre Zufluchtsorte und akzeptieren Sie diese. Die Katze sollte sich stressfrei zurückziehen können, wenn sie keinen Kontakt zu Ihnen möchte oder ängstliches Verhalten zeigt. Wenn sie freiwillig aus ihren Verstecken kommt, belohnen Sie sie mit Leckerlis.
Für Katzen sind Angst, Misstrauen und Vorsicht überlebenswichtig. Sie behandeln alles Neue mit gesundem Misstrauen und ihr Überlebens- und Fluchtinstinkt raten ständig zur größten Vorsicht. Wenn man ihre Vorgeschichte berücksichtigt, ist abzusehen, dass Sie sehr viel Geduld aufbringen werden müssen. Einsperren in einen Raum, in dem sie keine Versteckmöglichkeiten hat, würde das Angstproblem nicht lindern, sondern verstärken. Wenn sich das Verhalten in den nächsten Wochen nicht ändert, können Sie den Tierarzt zu Rate ziehen; es gibt homöopathische Mittel oder Pheromone, die zur Unterstützung eingesetzt werden können.
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