Leichtathletik-WM: Intime Startblock-Fotos nach Kritik geschwärzt

Bei der Leichtathletik-WM in Doha sind in den Startblöcken Kameras verbaut.
Neue Kameras in den Startblöcken filmen auch den Intimbereich der Läuferinnen. Nun lenkte der Leichtathletik-Weltverband ein.

Vergangenen Freitag fiel in Doha der Startschuss für die Leichtathletik-Weltmeisterschaften. Rund 2.000 Athletinnen und Athleten aus 209 Nationen werden noch bis 6. Oktober um 49 Mal Gold, Silber und Bronze kämpfen.

Eine technische Neuerung hat bei dem sportlichen Großereignis Diskussionen ausgelöst: In den Startblöcken, von denen aus die Läuferinnen und Läufer starten, sind erstmals Kameras eingelassen. Mit dem Ziel, dem Publikum möglichst authentische und vor allem einmalige Aufnahmen der Gesichter zu liefern. Klingt innovativ und spektakulär – entpuppte sich jedoch als Fehlgriff.

Während sich die Sportlerinnen vor dem Start in Position bringen, filmen diese Kameras nämlich auch zwischen deren Beine. Eine Tatsache, die für viele Athletinnen (angesichts der knappen Bekleidung) die Grenze der Intimität überschreitet und als übergriffig empfunden wird.

"Unangenehm" und "sehr fragwürdig"

Öffentlich über die neuen Kameras in den Startblöcken beschwert haben sich die deutschen Sprinterinnen Gina Lückenkemper und Tatjana Pinto. "War bei der Entwicklung eine Frau beteiligt?", fragte Lückenkemper nach ihrem Vorlauf über 100 m kritisch. "In den knappen Sachen über diese Kamera zu steigen, um in den Block zu gehen, finde ich sehr unangenehm. Also ich weiß nicht, ob ihr gerne von unten von einer Kamera gefilmt werden wollt", begründete Lückenkemper ihren Einwand.

Verbandskollegin Pinto argumentierte ähnlich. Auch sie empfand es als "sehr fragwürdig, die Kamera da zu platzieren". Nach ihrem Halbfinal-Aus am Sonntag erklärte Lückenkemper, dass der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) "gestern offiziell Beschwerde eingereicht hat bei der IAAF wegen der Kameras, die in den Schritt filmen". "Wir waren wohl nicht die Einzigen, die deshalb Protest eingelegt haben", sagte sie.

Nur finale Blockstellung gezeigt

Mit ihrer Kritik haben die Sportlerinnen einiges bewegt: Wie der DLV laut der Zeitung Welt mitteilte, habe man sich mit dem Leichtathletik-Weltverband IAAF auf einen Kompromiss geeinigt. Demnach werden die Bilder der sogenannten "upper cameras" im TV-Kontrollraum des Khalifa-Stadions in Doha, im Fernsehen und auf der Stadion-Videowand erst dann groß gezeigt, wenn die Athleten im Block sitzen.

"Es wird nur die finale Blockstellung der Athleten gezeigt", hieß es. Auch würden die Videodaten nicht gespeichert und täglich gelöscht.

Lückenkemper zeigte sich vom Einlenken des Weltverbandes laut der Frankfurter Allgemeine Zeitung zufrieden: "So werden wir zwar in den Schritt gefilmt, aber es bekommt keiner zu sehen und die Bilder verschwinden vom Server", sagte Lückenkemper: "Darauf müssen wir an der Stelle vertrauen."

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