Laura Chaplin: "Lachen kann die Welt verändern!"

Laura Chaplin: "Lachen kann die Welt verändern!"
Mit Humor kennt sich Laura Chaplin aus: Ihr legendärer Großvater brachte ganze Generationen zum Schmunzeln. Sein Lebenswerk führt die 28-Jährige nun fort.

Wenn es um das Thema Lachen geht, blüht Laura Chaplin so richtig auf. Die 28-Jährige, die als Model und TV-Moderatorin arbeitet, will gar nicht aufhören, über ihr Lieblingsthema zu sprechen – schließlich hat sie es sich zum Ziel gemacht, die Welt zu einem fröhlicheren Ort zu machen und Lachen "wie einen Virus zu verbreiten". Nicht nur das: In einer Petition fordert sie die Vereinten Nationen dazu auf, Lachen in die Charta der Menschenrechte aufzunehmen (nähere Infos unter www.charliesmile.org). Im Interview mit dem KURIER erzählt die Schweizerin von ihrem neuen Buch und wie es ist, als Enkelin des berühmtesten Humoristen der Welt aufzuwachsen.

KURIER: Sie scheinen eine sehr fröhliche Person zu sein – kein Wunder bei diesen Genen, würden jetzt viele behaupten.

Laura Chaplin: Vielleicht liegt es an meinen Genen, sicher aber an meiner magischen Kindheit im "Manoir de Ban" (Anm.: das Familienanwesen der Chaplins am Genfer See). Mein Großvater lebte bis zu seinem Tod in diesem Haus und sein Vermächtnis war für mich immer spürbar. Dennoch glaube ich, dass Glück auch eine Entscheidung ist. Wie mein Großvater sagte: "Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag." Daran glaube ich aus vollem Herzen. Ich bin überzeugt, dass Lachen unsere Welt zu einem fröhlicheren, besseren Ort machen kann.

Der 16. April ist Charlie Chaplins Geburtstag – es ist wohl kein Zufall, dass Ihr Buch heute erscheint.

Zufälle gibt es nicht. (lacht) Ich habe mich für diesen Tag entschieden, weil das Buch eine Hommage an meinen Großvater ist. Er hat so viel Freude in eine Ära der Traurigkeit gebracht. Er war ein Mann, der die ganze Welt zum Lachen gebracht hat, ein Tramp, der viele Herzen berührt hat und den Menschen Hoffnung gab. Er hat sein Leben einer besseren Welt gewidmet.

Laura Chaplin: "Lachen kann die Welt verändern!"
Laura Chaplin honorarfrei

Für die Recherche zu Ihrem Buch haben Sie viele verschiedene Menschen getroffen. Welche Begegnung hat Sie am meisten berührt?

Das Treffen mit dem kleinen Manolo in Kolumbien war mein Schlüsselerlebnis. Es hat mir gezeigt, welche Bedeutung ein Lächeln haben kann. Manolo, das ist nicht sein richtiger Name, hatte eine furchtbare Kindheit. (Anm.: Seine Mutter starb, sein Vater sperrte ihn ein und missbrauchte ihn.) Während meiner Tätigkeit für die Stiftung "Moi pour Toit" habe ich mit ihm gemalt und es gelang mir, ihn zum Lachen zu bringen. Es gibt nichts Schöneres. Dass jemand, der es so schwer hatte, eine solche Lebensfreude entwickeln kann, hat mir die Augen geöffnet.

Bei Ihrem Großvater war es ähnlich – er wuchs in armen Verhältnissen auf, sein Vater war Alkoholiker und starb früh, die Mutter war psychisch krank. Dennoch gilt er heute als Sinnbild für Lebensfreude. Was lehrt uns seine Biografie?

Das stimmt, er wuchs in den gleichen dunklen Ecken Londons wie Charles Dickens auf und musste schon als Kind hart arbeiten. Er studierte die Betrunkenen, die zwischen der Kennington Road und der Themse herumtorkelten, und begann, sie zu imitieren. Später wurde er einer der berühmtesten und reichsten Männer der Welt. Wir können von ihm lernen, das Positive zu sehen, kreativ zu sein, unsere Träume unbeirrt zu verfolgen, uns nicht entmutigen zu lassen und nie zu vergessen, dass Lachen gegen die "Unbill des Lebens" hilft.

Laura Chaplin: "Lachen kann die Welt verändern!"
ARCHIV - Der englische Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Charlie Chaplin als "Tramp" (undatierte Aufnahme). Wenige Menschen werden so oft kopiert wie er. Wenige wurden so verehrt wie er. Und doch wurde er auch gehasst. Was war es, was den netten Tramp Charlie Chaplin so umstritten machte? Foto: UPI/dpa (zu dpa-Korr "Hollywoods erster Star: Vor 125 Jahren wurde Charlie Chaplin geboren" vom 10.04.2014) +++(c) dpa - Bildfunk+++

Was ändert sich für eine Person, wenn Sie regelmäßig lächelt?

Lachen dient biologisch gesehen dazu, uns kurzfristig vom Stress zu erlösen. Dabei hat es so viele positive Nebenwirkungen, dass es einem Wundermittel gleicht: Es stärkt das Immunsystem, senkt den Blutdruck, fördert die Verdauung und verbessert die Lungenfunktion. Es stillt den Schmerz, vertreibt den Stress und bringt den ultimativen Glückskick. Es verbessert den Sex, hält fit und ist die beste Anti-Aging-Methode. Es mindert Aggressionen und verbindet mit anderen Menschen. Nicht von ungefähr heißt es, Lachen ist die beste Medizin – die günstigste noch dazu.

Dennoch, ob am Weg zur Arbeit oder im Supermarkt – lächelnde Menschen sind selten. Haben wir das Lachen verlernt?

Offenbar scheint es uns heute noch schlechter zu gehen als den Menschen in Charlie Chaplins Film "Modern Times" aus den 1930er-Jahren. Die Menschen strömen wie Schafe in und aus den U-Bahn-Schächten der industrialisierten Städte und verschwinden in riesigen Fabriken oder Konzernen. Es geht darum, zu funktionieren, und zwar so schnell und so gut wie möglich. Wer und was nicht mehr optimiert werden kann, wird wegrationalisiert. Es scheint, als würde auch das Lachen wegrationalisiert. Wir müssen die Menschen unbedingt wieder daran erinnern, wie gut es tut, zu lächeln.

Lässt sich Lachen denn erlernen?

Natürlich! Ein Baby lacht bis zu 500 Mal am Tag, Erwachsene nur noch 15 Mal. Lachen steckt in uns allen und kann gefördert werden. Meiner Meinung nach sollte jedes Spital, Kinderheim und Altersheim einen Clown beschäftigen. Klinikclowns haben eine besonders positive Wirkung auf die Seele und damit auf den Genesungsprozess der Patienten. Auch in der Arbeitswelt spielt Lachen eine wichtige Rolle: Firmen, die es sich leisten können, beschäftigen mittlerweile "Feel-Good-Manager". Humor stärkt die Kreativität und Energie der Mitarbeiter und trägt dazu bei, Konflikte zu lösen und den Stress am Arbeitsplatz zu reduzieren. Und was hindert uns daran, anderen ein Lächeln zu schenken? Ich lächle jeden Tag ganz bewusst Menschen an, auch wenn ich sie nicht kenne. Die Reaktionen sind großartig und stärken mein Selbstbewusstsein. Ich kann es Ihnen mit gutem Gewissen empfehlen: Lächeln Sie Ihre Mitmenschen an! Verbreiten Sie gute Laune!

Laura Chaplin: "Lachen kann die Welt verändern!"
Laura Chaplin

Im Buch beschreiben Sie Ihre erste Begegnung mit Michael Jackson. Was haben Sie von ihm gelernt?

Michael war ein Freund der Familie und das Idol meiner Kindheit. Einer seiner Besuche in unserem Haus ist mir in besonderer Erinnerung geblieben. Er stand vor einem Bild meines Großvaters und begann das Lied "Smile" zu singen, das mein Großvater für seinen Film "Modern Times" komponiert hatte. "Smile" handelt davon, dass das Leben lebenswerter ist, wenn wir lächeln, auch, wenn das nicht immer einfach ist. Michael und mein Großvater hatten es nicht leicht, sie mussten schnell erwachsen werden. Beide wurden weltberühmt. Michael war sehr positiv, liebte es zu lachen und andere zum Lächeln zu bringen. Von ihm habe ich gelernt, an mich zu glauben und meinem Herzen zu folgen.

In Ihrer Petition fordern Sie, Lachen zu einem Menschenrecht zu machen. Darf man Menschen um jeden Preis zum Lachen bringen?

Humor soll nicht dazu eingesetzt werden, Schwächere zu verletzen. Doch jeder sollte die Möglichkeit haben, seine Meinung in Form von Satire auszudrücken. Lachen kann, wer sich frei und sicher fühlt. Freiheit beinhaltet auch, über einen Vorgesetzten, einen Politiker oder Aspekte einer Religion lachen zu dürfen. Wo Lachen verboten ist, ist die Freiheit des Menschen bedroht. Ein aktuelles Beispiel ist die Diskussion um das Schmähgedicht von Jan Böhmermann über den türkischen Präsidenten Erdogan. Das erinnerte mich an die Schwierigkeiten meines Großvaters, seine Hitler-Parodie "Der große Diktator" zu drehen. Die Katastrophe zeichnete sich schon ab, doch Hollywood gab ihm kein Geld, weil die USA daran interessiert waren, mit Deutschland Geschäfte zu machen. Diktatoren und Fanatiker können Humor nicht ertragen, weil es sie entlarvt. Lachen hat noch niemanden getötet, Religion und Politik sehr wohl!

Kann Lachen die Welt verändern?

Davon bin ich überzeugt. Auf meiner Entdeckungsreise habe ich viele Menschen getroffen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, anderen Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Genau das ist auch mein Ziel: Einzelne Menschen zum Lachen bringen, die dieses Lachen wiederum weitergeben wie einen ansteckenden Virus. Acht Milliarden lachende Menschen werden den positiven Energiepegel der Menschheit in unglaubliche Höhen schnellen lassen und unsere negativen Seiten zum Verblassen bringen. Lachen verbindet Menschen auf der ganzen Welt und hilft, Probleme zu überwinden. Wer lacht, kann nicht zubeißen.

Die Chaplins

Charles Chaplin, geboren am 16. April 1889 in London als Sohn zweier Künstler, war einer der berühmtesten und bestverdienenden Filmkomiker, Regisseure und Produzenten des 20. Jahrhunderts. Mit seiner vierten Frau Oona O’Neill, die er 1943 geheiratet hatte, lebte er bis zu seinem Tod im Jahr 1977 zusammen. Gemeinsam hatten sie acht Kinder. Laura Chaplin, geboren 1987, ist die Tochter von Charlies und Oonas fünftem Sohn Eugene. Sie studierte Mode und Design in Lausanne und ist leidenschaftliche Malerin. Ihr erstes Buch ("Lachen ist der erste Schritt zum Glück", 20,60 Euro) erschien bei Hoffmann und Campe und ist ab sofort erhältlich.

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