KURIER family-coach: Zeiten des Umbruchs
Der Sohn liefert sich Raufereien und will um jeden Preis „cool“ sein, während sich die schlanke Tochter aus unerfindlichen Gründen von einen Tag auf den anderen dick und hässlich findet.
„Was ist nur los mit unseren Kindern?“, fragen sich Eltern in solchen Momenten. „Jugendliche geben ihren Eltern oft das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden, doch dem ist nicht so“, sagt KURIER Familycoach Martina Leibovici-Mühlberger. Dabei erleben Eltern von Söhnen andere schwierige Situationen als Eltern von Töchtern. Generell gesehen kommen Kinder heute um einiges früher in die Pubertät als vor zwanzig Jahren. Der Nachteil ist, dass ihre körperliche Entwicklung zwar relativ schnell vonstattengeht, die kognitive Reife aber noch fehlt.
Umbruch
„Früher wurde die Pubertät als eigenständige Umbruchphase eines jungen Menschen gar nicht wahrgenommen“, so Leibovici. Es handelt sich eher um ein modernes Phänomen. Heute lassen Eltern ihre Kinder zwar häufiger früh aus dem Nest „flüchten“, übersehen dabei aber, dass diese Phase auch gemeinsam durchgestanden werden kann. Für diesen einschneidenden Umbruch sollte dem Kind schon Zeit gegeben werden. „Ausschlaggebend für den Jugendlichen ist dabei, in welchem Umfeld er aufwächst, ob es Stütze für ihn gibt und welche Rollenvorbilder er hat“, meint Lebens- und Sozialberaterin Mareike Krieger von der Beratungsstelle Erziehenswert.
Eltern erleben es, dass ihr pubertierender Sohn jetzt besonders gerne seine männliche Kraft mit Gleichaltrigen misst. Unfälle können passieren, wenn Burschen eine Gefahr – wie etwa eine Mutprobe – als zu gering einschätzen. „Für uns Erwachsene vollkommen natürliche Gedankenschritte, wie Risikoabschätzung oder Vorausdenken, sind in der Pubertät meist noch nicht gegeben“, erklärt Leibovici. Darin liegt das größte Angstpotenzial für die Eltern. Krieger gibt zu bedenken: „Da Burschen oft alles dafür tun um ,cool‘ zu sein und sich besonders durch ihr Verhalten definieren, wird aufgestauten Emotionen oftmals verbal und körperlich Ausdruck verliehen.“
Anders bei Töchtern: „Bei pubertierenden Mädchen ist vor allem das Gewicht ein Thema. Es wurde beobachtet, dass Essstörungen vermehrt bei ehrgeizigen und leistungsorientierten Mädchen auftreten.“ Eltern von Töchtern ist der Schutz ihres Kindes besonders wichtig, da sie fürchten, das Mädchen könnte sich durch kindliche Naivität in Gefahr bringen. Durch Überfürsorglichkeit kann es leicht dazu kommen, dass sich junge Mädchen von ihren Eltern ständig verfolgt und eingesperrt fühlen. „Manche Mädchen sehen schon sehr früh sehr weiblich aus, obwohl sie erst vierzehn oder fünfzehn Jahre alt sind. Trotzdem interessieren sich vielleicht ältere Burschen für sie“, analysiert Leibovici die Ängste der Eltern.
Bei Töchtern wie bei Söhnen rät die Beraterin, auf freundschaftliche Weise nicht locker zu lassen, immer wieder auf das Kind zuzugehen und auch familiäre Strukturen, wie etwa ein gemeinsames Abendessen, aufrecht zu erhalten. „Trotz aller Widerwilligkeit ist dies eine Stütze für den Jugendlichen“, so die Expertin.
KURIER-Familycoach-Telefonsprechstunde:
Montag, 13 bis 15 Uhr, 01/526 57 60.
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