Kritik an TV-Formaten über Teenie-Mütter

Kritik an TV-Formaten über Teenie-Mütter
Gute Geschäfte mit überforderten Müttern

Schwangerschafts-Schock, Beziehungskrisen, Geburtswehen, Mutterliebe: Wenn Teenager Mütter werden, sehen unzählige Fans dabei zu. Auf ATV liefen bereits acht Staffeln, derzeit werden Wiederholungen gezeigt. Jetzt fängt auf RTL II jeweils ab Mittwoch 20.15 Uhr die neue Reihe „Teenie-Mütter - Wenn Kinder Kinder kriegen“. Bereits 50 Folgen waren dort zu sehen.

Dort geht es etwa um Samanta (19). Sie und Dominik (17) sind gerade wenige Wochen zusammen, als sie erfahren, dass sie Eltern werden. „Die 19-Jährige hatte die Pille ein paar Mal vergessen und schon war es passiert“, fasst RTL II zusammen. „Nun steht die Geburt kurz bevor und Samanta hofft, dass ihre Mutter dabei sein kann, wenn es losgeht.“ Doch die werdende Oma lebt rund 600 Kilometer entfernt. Sonst bleibt Samanta nur die Unterstützung ihres Freundes Dominik. „Doch ob er der schwierigen Situation im Kreißsaal gewachsen ist?“

Die Fangemeinde der Sendung ist bemerkenswert stabil. Kontinuierlich sehen bei RTL 1,2 Millionen Menschen zu, wenn es um Ultraschall, Windelkauf und Schulaufgaben geht. Besonders bei jungen Frauen im Alter von 14 bis 29 Jahren sei das Format erfolgreich, erläutert Thomas Zwiessler von der RTL-II-Programmleitung. Zwiessler betont, „Teenie-Mütter“ sei eine Langzeit-Doku, die umfassend informiere und zugleich unterhalte. „Die real erzählten Geschichten zeigen, wie Teenager-Mütter mit der schwierigen Situation umgehen und welche Möglichkeiten es gibt, sich der Herausforderung zu stellen.“

"Verhütung kommt gar nicht vor"

Medienpädagoge Michael Gurt ist skeptisch, was das angeht. Die Reihe sei „für junge Eltern beziehungsweise Heranwachsende kein gutes Anschauungsmaterial“, erklärt der verantwortliche Redakteur der Zeitschrift „Flimmo - Programmberatung für Eltern“ der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien. Aufklärung - etwa, wie man ungewollte Schwangerschaft verhindert - komme „wenig bis gar nicht“ vor. Gurt kritisiert auch, die Geschichten würden wie Soaps inszeniert. „Es wird der Eindruck vermittelt, mit Zusammenhalt und gutem Willen ist alles machbar.“ Der Medienpädagoge sieht in Aufnahmen von der Geburt oder emotionalen Ausnahmesituationen eine Form von „Voyeurismus“ bedient.

RTL II verweist darauf, dass der Sender schon seit Beginn der Reihe 2011 mit dem christlichen Verein Donum Vitae Nordrhein-Westfalen zusammenarbeite. Er stehe den Teenie-Müttern während und nach Abschluss der Dreharbeiten beratend zur Seite. Man drehe teils „auch noch heute mit Teenie-Müttern aus den ersten Sendungen“.

Kritik an TV-Formaten über Teenie-Mütter
Bei ATV wird nach neuen Müttern gesucht. Im Internet können sich junge Schwangere anmelden. Sie müssen dazu erst mal ihre Geschichte erzählen. Das Wichtigste wird abgefragt: "Wie alt bist du? In der wievielten Schwangerschaftswoche bist du? Wie ist die Beziehung zum Kindsvater?" Denn Vater werden ist nicht schwer. Teenage-Mom werden sehr viel mehr. Sehr groß dürfte der Andrang nicht sein: Fans kritisieren, dass wenige neue Beispiele gezeigt werden und sich die Serie auf die Beziehungsprobleme der bekannten Jung-Eltern verlagert.

Doch nicht nur Teenagerinnen werden bei ihrem schwierigen Weg der Mutterschaft begleitet. Auch eine andere Gruppe lädt ein, voll Neugier und Mitleid in ihr Leben hineinzuschauen. Im TV-Format "Alleinerziehend - Ein 24-Stunden-Job" schickt RTL II Familienberaterin Sarah Sophie Koch zu überforderten Müttern ohne Väter nach Hause. Als Steigerungsstufe zu den Teenager-Müttern.

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