Körbchen oder Bett?
In der Frage nach dem besten Schlafplatz scheiden sich die Geister: Nicht die der Haustiere, denn haben Hund und Katze die Wahl, stecken fast alle sofort unter der großen Decke, genießen das warme, weiche Lager und erfreuen sich an der Gesellschaft des Rudelführers oder Futtergebers. Die Meinungen gehen vielmehr bei Haltern und Tierfreunden und Menschen, die mit dem lieben Vieh ohnehin nicht viel anfangen können, auseinander.
„Für manche sind Vierbeiner im Bett selbstverständlich, andere finden das unhygienisch und überflüssig“, sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn zählt sich zu den Gegnern des Teilens von Tisch und Bett, betont aber, dass es in der Angelegenheit kein Richtig oder Falsch gibt: „Jeder soll das handhaben, wie er will.“ Geschmackssache.
Die Expertin erklärt, was bei der Entscheidung für oder gegen einen Mit-Schläfer mit Schnauze zu berücksichtigen ist.
Schätzungen zufolge teilt jeder fünfte Tierbesitzer das Bett mit seinem vierbeinigen Freund. Studien dazu liegen keine vor, nicht jeder plaudert aus, was sich hinter den Schlafzimmertüren tut. „Wichtig ist, dass man schon vor der Anschaffung eines Heimtieres überlegt, ob man es im Bett haben will. Einmal im Bett heißt immer im Bett“, sagt Schratter. Erziehung startet im Welpenalter. Nur Konsequenz hat Erfolg. Das Abgewöhnen von Unsitten ist extrem schwierig.
Schmutz
„Hunde und Katzen bringen nicht nur Haare und Schmutz dahin, wo man sie eigentlich nicht will, sondern auch Keime und Bakterien“, liefert die Expertin ein Argument für Körbchen, Box oder Liegedecke. Viele Krankheitserreger werden über die Atemwege aufgenommen. Asthmatiker und Menschen mit schwachem Immunsystem sollten Heimtiere daher nicht einmal ins Schlafzimmer lassen.
Auch gesunden Menschen kann die nächtliche Nähe von Hund und Katze zusetzen. Hunde wechseln oft den Platz, manche schnarchen – schon rassebedingt. Katzen können, so sehr ihre Freiheitsliebe ausgeprägt ist, anschmiegsam sein und rollen sich gern bei Kopf und Hals des Besitzers zusammen. Es kommt auch vor, dass die nachtaktiven Tiere zwischendurch spielen wollen. Durchschlafen mit Dränglern an der Seite ist jedenfalls unmöglich, Tiefschlafphase und Erholung bleiben aus.
Vermenschlichung
„Das Ins-Bett-Holen ist Ausdruck falsch verstandener Tierliebe. Oft sind Vierbeiner Partner- oder Kinderersatz“, lehnt Schratter die Vermenschlichung der Heimtiere ab. Das Hunde-Körbchen steht ideal vor der offenen Schlafzimmertür oder neben dem Bett des Halters. (Es kann auch mit auf Reisen gehen und bleibt in der Fremde vertrauter Kuschelort.) Katzen brauchen ein Extra-Zimmer zum Ruhen. Die eigensinnigen Tiere setzen sich sonst mit einem Satz über das Verbot hinweg.
„Entscheidet sich der Besitzer, den Vierbeiner ins Bett zu lassen, ist Hygiene das A und O“, sagt der KURIER-Tiercoach. Es versteht sich von selbst, dass Hund und Katze gut gepflegt sind und alle Impfungen erhalten. Mit Würmern und Flöhen auf der Matratze haben vermutlich selbst Tierfreunde keine Freude.
Die meisten Heimtiere brauchen mehr Ruhe als ihre Besitzer. Hunde dösen, schlafen und träumen bis zu zwanzig Stunden pro Tag, Katzen zwölf bis 18 Stunden täglich. Wer sie nicht im eigenen Bett haben will, muss ihnen ein gemütliches Plätzchen schaffen.
Hund: „Viele Hunde schätzen es, wenn sie zwei fix zugewiesene Plätze haben: Einen Schlafplatz, an den sie sich zurückziehen können und einen Rastplatz in Rudel-Nähe“, sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Eine Wanne aus Kunststoff ausgepolstert mit einer waschbaren Decke ist ideal. Die Größe passt, wenn sich der Hund in seiner Liegestatt ausstrecken kann. Die Beschaffenheit stimmt, wenn er sich eine Mulde treten kann.
Katze: „Katzen liegen sehr gerne auf erhöhten Stellen“, sagt die Expertin. Sie schätzen ein Fensterbrett oder Bücherregal mit gutem Ausblick, sie verkriechen sich aber ebenso oft – zum Beispiel in den Kasten. Katzenhöhle, Hängematte oder Transportbox können Schlafplatz sein. Hauptsache weich und sauber. Schratter: „Katzen wählen ihre Ruhezonen selbst, diese können immer wieder wechseln.“
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