Gute Rätsel brauchen gute Fragen

Rätselonkel
Denksport-Autor Gerald Gruber erklärt, warum Kreuzworträstel auch unlösbare Felder enthalten.

Es ist zwar unromantisch, aber Kreuzworträtsel werden kaum noch händisch erstellt. Dafür sind der Aufwand und die damit verbundenen Kosten zu groß. Sie werden mit Hilfe von Software-Programmen generiert, die auf allerlei Algorithmen und Frage-Datenbanken zurückgreifen. Die Qualität des Rätsels liegt dennoch in der Hand des Rätselautors. Zum Beispiel in jener von Gerald Gruber, der sich auf Rätsel mit österreichischen Ausdrücken und Themenschwerpunkten spezialisiert hat.

„Ein Rätsel ist immer nur so interessant wie die Fragestellung“, erklärt Gruber. „Ich kann nach dem Vornamen vom Assinger fragen – das weiß jeder. Oder ich frage nach einem männlichen Vornamen, der erst erarbeitet werden muss.“ Die gute Mischung macht es aus, denn ein gutes Rätsel muss einfache Begriffe enthalten, die gleich gelöst werden können, und andere, über die man nachdenken muss.

Sein erstes Rätselheft erstellte der technischer Physiker Gruber aus Langeweile. „Ich war zwischen zwei Jobs gerade arbeitslos und habe eine billige Software herausgekramt, mit der ich mir für den Urlaub ein Rätselheft gemacht habe.“ Aus dem Hobby wurde bald ein Zusatzerwerb, nachdem Gruber die Begriffe mit Deutschland-Bezug aus dem Programm löschte, das gesamte österreichische Lexikon abschrieb und in Form von Rätselfragen in seine Datenbank eingab – seine stetig wachsende Fragensammlung enthält mittlerweile 80.000 Begriffe.

Seit 2001 bringt er alle zwei Monate den Rätselonkel heraus. Rund 20.000 Rätsel hat Gruber seither erstellt. Und jedes selbst noch einmal gelöst, bevor es in Druck gegangen ist. „Wenn ein Rätsel zu schwierig ist, überarbeite ich es nachträglich noch händisch, weil es sonst ja keinen Spaß macht.“

Rätselqualität

An dem Aufbau eines Kreuzworträtsels erkennt man laut Gruber, ob es gut ausgetüftelt oder nur von einer simplen Software erstellt ist. „Es darf keine Inseln oder Halbinseln enthalten. Je besser die Struktur ist, desto schwieriger wird es, gute Worte hineinzubringen.“ Zwar lasse sich in der Datenbank definieren, in welcher Frequenz sich die Worte wiederholen – dass gewisse Worte, vor allem Füllworte, immer wiederkehren, sei in vielen Fällen aber kaum vermeidbar. Genauso wie Fragen, die Normalgebildete kaum beantworten können – etwa den Vornamen des französischen Autors Apollinaire (Antwort: Guillaume). „Manchmal lassen sich ganz schwierige Begriffe nicht vermeiden, damit das Rätsel funktioniert. Und zur Not kann man ja noch immer nachschauen“, sagt Gruber, der gut damit leben kann, wenn das eine oder andere Feld unausgefüllt bleibt.

In seiner Freizeit beschäftigt er sich mittlerweile aber lieber nicht mehr mit Kreuzworträtseln. Da löst er lieber andere Knobelaufgaben, etwa Sudokus.

... sich schon die alten Griechen den Kopf über Buchstabenquadrate zerbrachen? Dabei mussten dieselben Worte enthalten sein, egal ob sie senkrecht oder waagerecht gelesen wurden.

... das erste Kreuzworträtsel, wie wir es heute kennen, am 21. Dezember 1913 in der Weihnachtsbeilage der Zeitung New York World erschien? Der Journalist Arthur Wynne entwickelte dabei ein rautenförmiges Wortspiel, das er „Word-Cross Puzzle“ (Wort-Kreuz-Puzzle) nannte. Wynne wollte seine Erfindung patentieren lassen, sein Chef sah aber keinen Grund dafür. Das erste Kreuzworträtsel in einer deutschen Zeitung druckte die Berliner Illustrierte 1925.

... Literaten wie Johann Wolfgang von Goethe oder Friedrich Schiller sich gerne mit Worträtseln beschäftigten? Ein Beispiel von Goethe: „Die besten Freunde, die wir haben, sie kommen nur mit Schmerzen an, und was sie uns für Weh getan, ist fast so groß als ihre Gaben. Und wenn sie wieder Abschied nehmen, muss man zu Schmerzen sich bequemen.“ (Lösung: Die Zähne)

... gelöste Kreuzworträtsel 1981 zur Aufklärung des aufsehenerregenden Kreuzworträtselmordes in der DDR führten? Ein Kindsmörder hatte sein Opfer in einem Koffer voll Zeitschriften mit ausgefüllten Rätseln aus einem Zug geworfen. Umfassende Schriftproben führten schließlich zum Täter.

... das Ausfüllen eines Kreuzworträtsels mit Bleistift bei Profis verpönt ist? Denksportler benutzen Kulis.

... Denksport dabei hilft, das Gehirn bis ins hohe Alter fit zu halten? Das belegen etliche Studien.

Das heute so beliebte Sudoku hat seinen Ursprung nicht in Japan, wie der Name vermuten lässt, sondern in Amerika. Howard Garns soll das Rätsel 1979 unter dem Namen „Number Place“ in einer US-Rätselzeitschrift veröffentlicht haben. Doch erst ab 1984 wurde es in Japan populär, wo es den Namen „Sudoku(übersetzt etwa „Isolieren Sie die Zahlen“) erhielt.

Die Vorläufer des Sudoku gehen auf die „Lateinischen Quadrate“ des Schweizer Mathematikers Leonhard Euler im 18. Jahrhundert zurück. Allerdings war das Zahlenrätsel damals noch nicht in Unterblöcke unterteilt. Genauso wenig konnten sich die „Carré magique diabolique“ durchsetzen, die zur Jahrhundertwende zum 19. Jhdt. in französischen Zeitungen publiziert wurden.

In der westlichen Welt begann der Siegeszug des Zahlenrätsels erst, nachdem der Neuseeländer Wayne Gould eine Software entwickelte, mit der man Sudokus erzeugen konnte – in Österreich wurde das erste Sudoku 2005 abgedruckt.

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