Knackfrosch für Kaninchen
Es ist kein Hokuspokus, wenn Kaninchen wie von Zauberhand kleine Tricks vollführen, vielmehr steckt lustvolles Lernen dahinter. Übung macht die Hasenartigen zu Meistern im Kriechen, Klettern, Nasenstübern, Drehen, Aufrichten und Balancieren. Mit Drill, Zwang und Bestrafung läuft nichts, Spaß muss sein – bei Haustier und bei Halter.
"Clickertraining ist eine gute Beschäftigung für Tiere", sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn weiß, dass die körperliche Ertüchtigung Kaninchen auch geistig stimuliert. Und dass dieses spezielle Miteinander die Beziehung zwischen Mensch und Tier intensiviert. Eveline Dungl aus dem KURIER-Tiercoach-Team erklärt, wie das Training mit dem Knackfrosch beim Kaninchen funktioniert.
Behutsamer Beginn
"Die meisten Kaninchen genießen diese Form der Beschäftigung, es bleibt aber immer eine individuelle Geschichte, in welchem Ausmaß es dem Tier guttut", sagt Dungl, Tiertrainerin und Zoologische Abteilungsleiterin im Wiener Zoo. Die Kleintiere sollen in keinem Moment verängstigt oder demotiviert sein. Dem entsprechend behutsam beginnt das Training.
Targetstab
Ein weiteres Hilfsmittel im Clickertraining ist der Targetstab: Das Holzsteckerl mit aufgespießtem Ball bzw. abgerundeter Spitze gibt es im Tierfachhandel oder selbst gebastelt. Bei dieser Konditionierungsmethode erhält das Kaninchen die Bestätigung und das Leckerli, wenn es den Ball z.B. mit der Nase berührt. Der Stab animiert auch zum Recken, Strecken, Springen und Spielen. Selbst skeptische Tiere lassen sich so leichter an Unbekanntes heranführen. In der Kür können Tierarztbesuche spielerisch vorbereitet werden.
"Es ist wichtig, dass das Training zunächst dort stattfindet, wo sich das Kaninchen auskennt. Es soll aber nicht im Käfig, in seinem engsten Zuhause, beginnen", erklärt Dungl. Auch die Belohnung soll speziell sein. Gemüse, Obst und Kräuter in winzigen Häppchen spornen an. Kommt das Kaninchen auf den Geschmack und findet Gefallen am Training, treten die Leckerlis in den Hintergrund.
Abwechslung
Nichts ist ernüchternder als ein fest geschriebenes Fitnessprogramm zu fixen Zeiten. Morgens und abends sind Kaninchen aber besonders aktiv. "Das Training endet am besten, bevor das Tier das Interesse verliert. Das erhöht die Freude auf das nächste Mal", sagt die Tiertrainerin. Zu viele Wiederholungen langweilen. Insgesamt ist es zielführend, die Übungen in sehr kleine Einheiten aufzusplitten: Es beginnt mit neugierigem Schnuppern und endet mit einem Kunststück ohne Leckerli. Spaß und Interaktion ersetzen dann die Nascherei.
"Man kann überlegen, mehrere Kaninchen gleichzeitig zu trainieren. Die Tiere lernen mitunter auch von einander", sagt die Expertin aus dem KURIER-Tiercoach-Team. Der Trainer muss freilich berücksichtigen, dass kein Kaninchen zu kurz kommt, gleichzeitig darf er die Rangordnung nicht durcheinanderbringen. Dungl hat noch einen Tipp: "Mit Biegen und Brechen gelingt nichts."
Wesen: Kaninchen sind meist sehr neugierig und aufmerksam und ein Leben lang lernfähig. Abwechslung und Bewegungsdrang zählen zu ihren Grundbedürfnissen. Sie sind überaus sozial, als Fluchttiere aber auch stressempfindlich und schreckhaft.
Training: Kaninchen können wie alle Tierarten trainiert werden. Der Erfolg hängt nicht von der Intelligenz ab, es geht vielmehr um Konditionierung: Ein Verhalten wird mit einem positiven Reiz in Verbindung gebracht und dadurch vermehrt gezeigt. Leckerlis eignen sich besonders als Belohnung. Manche Kaninchen freuen sich auch über Streicheleinheiten.
Buchtipp: Isabel Müller: „Clickertraining. Für Kaninchen, Meerschweinchen & Co.“ Verlag Ulmer, 96 Seiten, 15,40 €.
Clicker: Clicker erzeugen Klick-Geräusche. Beim Spielzeug „Knackfrosch“ sorgt das Biegen des Stahlblechstreifens im Gehäuse für ein lautes Knacken. Es gibt mittlerweile aber auch spezielle Trainings-Clicker.
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