"Ziemlich cool, weil er viele Fragen beantwortet hat"
Die Vorlesung mit dem Heinz Fischer war ziemlich cool", findet Helena Guschlbauer. Ihre beiden Kolleginnen aus dem Kinderuni-Beirat, Sarah Gyamfi und Isabella Onwukwe, ergänzen „weil er so viele Fragen beantwortet und auch selber welche gestellt hat".Nach heftigem Blitzlichtgewitter professioneller, aber vor allem auch vieler privater Digi- und Handy-Cams, begann der Bundespräsident seine Vorlesung, die bald schon zum vielfachen Dialog wurde, mit einer kurzen Schilderung der ersten Stunden dieses (Arbeits-)Tages. Immerhin lautete der Titel der ersten Lehrveranstaltung der nunmehr zehnten Wiener Kinderuni „Was macht ein Bundespräsident den ganzen Tag?"
Papa-Mama
Heinz Fischer begann mit den vielen Warum-Fragen seiner dreieinhalb-jährigen Enkeltochter Anna, die frühmorgens von ihm wissen wollte, warum er jetzt weggehe, und warum ins Büro und warum er Bundespräsident sei... Und die ihn im übrigen weder Opa noch Großvater nenne, sondern Papa-Mama, „weil ich ja der Papa ihrer Mama bin, also sehr logisch", freut sich der Präsident sichtlich und hörbar über die schlaue Tochtertochter.
Nach ersten Besprechungen und Unterschriften unter Akten sei er dann eben hierher zur Kinderuni gekommen. Und das Gespräch mit den jungen neugierigen, aufgeweckten, wissbegierigen und selber viel wissenden Jung- und Jüngststudierenden macht ihm sichtlich Spaß. Keine Viertelstunde hat er gesprochen, schon wendet er sich ans Auditorium sammelt Fragen ein und stellt selber welche.
Lesen, Musik hören, wandern
Und viele Kids wussten nicht nur, dass der österreichische Außenminister Michael Spindelegger heißt, sondern auch beispielsweise den Namen des UNO-Generalsekretärs Ban ki-Moon.
Das Trommelfeuer an Fragen reichte von „wie viel verdienen Sie?" – „ein bisschen mehr als der Bundeskanzler, weniger als der Generaldirektor einer Bank" über „fahren sie mit einer Limousine?" – „ja, aber das macht nicht nur der Bundespräsident, auch andere fahren Limousinen", bis zu „haben Sie auch Freizeit und was machen Sie da am liebsten?" Lesen stehe an erster Stelle, Musik hören – Klassik und Jazz – folge, vor wandern und in die Berge gehen, mit Enkelkindern spielen und Freunde besuchen. Kino sei nicht so sein`s, meinte er auf eine weitere Frage.
Rede-Zettel verlegt
Angesprochen auf Nervosität, plauderte Fischer aus, dass er ein kleines bisschen bei jeder Rede nervös sei, „richtig aufgeregt war ich vor meiner ersten Rede als Nationalratsabgeordneter". Richtig nervös sei er das letzte Mal beim Besuch des russischen Präsidenten Putin gewesen, weil er die richtigen Zettel für seine Rede nicht fand. Nicht bedenkend, dass Putin Deutsch kann, hat der die Bitte an Mitarbeiter_innen mitbekommen und ihn „getröstet", das sei seinem Vorvorvorgänger auch einmal passiert, der hätte die „falsche" Rede gehalten – und es sei niemandem aufgefallen.
Ob er, wenn er allein auf der Straße gehe, auch von Fotografen verfolgt werde? wollte ein weiterer Kinderuni-Student wissen. „Nein, aber dann kann`s schon vorkommen, dass 50 japanische Touristen Fotos machen, wenn ihnen eine Fremdenführerin sage, dass das der Präsident sei".
„Hat der Bundespräsident ein Krone?"„Nein, das ist das Zeichen für eine Monarchie, aber der Bundespräsident bekommt als einziger den höchsten Orden der Republik."
Lokomotivführer, Fußballer, Sternbeobachter
Ob er schon als kleines Kind Präsident werden hätte wollen, verneint Fischer, „zuerst wollte ich Lokomotivführer werden, dann Fußballer, später Astronomie studieren und schließlich hab ich dann Rechtswissenschaften studiert".
„Wie vielen Leuten haben sie schon die Hand geschüttelt?"Da begann Fischer zu rechnen, „also wenn ich im Durchschnitt ungefähr 50 Leuten am Tag die Hand gebe, dann sind das in den acht Amtsjahren mindestens 120.000."
„Wie viele Sprachen sprechen Sie?"„Nicht genug, also neben Deutsch und englisch hab ich in der Schule Latein und Griechisch gelernt, kann aber nicht Griechisch sprechen. Und ein bisschen Französisch, wer von euch spricht zwei Sprachen?" Sehr viele Hände schnellen in die Höhe. „und wer kann drei sprachen?" Auch noch ziemlich viele zeigen auf. Bei vier schon weniger, aber einige Studentinnen melden sich auch bei fünf. „Deutsch, Englisch, Türkisch, Französisch und ein bisschen Italienisch", zählt eine Jüngststudierenden in einer der letzten Reihen des großen Hörsaal C1 am Campus der Uni Wien im gläsernen Kubus im ehemaligen alten AKH auf.
Zwei Lieblingsfarben
Als Fischer auf die Frage nach der Lieblingsfarbe antwortet, „im Sport grün" sind nicht alle ganz glücklich;). Was aber schnell überdeckt wird davon, dass der Präsident fortsetzt „und in Bildern ist rot meine Lieblingsfarbe".
Die Antrittsvorlesung des Bundespräsidenten hätte gut und gern noch drei mal o lang dauern können. Die Kinderuni-Studierenden hatten noch viele Fragen auf Lager, Fischer sichtlich gute Laune das Gespräch weiter zu führen, wären da nicht zwingend weitere Termine im Tageablauf des Amtsträgers – und auf dem Studienplan vieler der grün-beleiberlten Kids gewesen... Zufrieden zeigten sich die meisten davon, dass er nicht lange herumgelabert hatte, sondern schnell auf Fragen einging, „alle die ich hatte, hat er beantwortet", meinte etwa die elfjährige Anisha Nookala.
Weiterführende Links
-
Hauptartikel
-
Kommentar
-
Hintergrund
-
Service
-
Reportage
Kommentare