Wie ist das Piratenleben wirklich?

Wie ist das Piratenleben wirklich?
Echte und andere Piraten - Stück aus Hamburg im Rahmen der Festwochen im Wiener Dschungel

Auf einer Seite ein Blechcontainer – könnte eine Wellblechhütte sein, oder der Container eines Schiffes, oder... Oben ein Geländer, das an eine Reling erinnert. Ein Rohr, das Leuchtturm, Ausguck, Halterung des Steuerrades oder eines Fernrohrs sein könnte – hier wird`s zum Fernseh-Rohr – oben drauf ist ein Beamer montiert.

Eine breite weiße Kunststofffolie zieht sich von diesem Container quer durch den großen Theaterraum, trennt die beiden Teile der Zuschauertribünen und wird am anderen Ende des Saal in die Höhe gezogen. Schon leichte Luftzüge lassen die Folie flattern, sich bewegen – die gedankliche Verbindung zu Wellen des Meeres drängt sich auf. Ort auch der Piraterie. Doch wie sind Piraten? Gibt es sie nur in alten Geschichten?

Kinder im Publikum werden gefragt, ob sie Piraten kennen. Meistgenannter dürfte Jack Sparrow sein. Ja, ja, der Kino-Blockbuster lässt grüßen. Einige Kinder melden sich für die erste Mitmach-Runde, verschwinden im Container und kommen auf einem Schiff auf Rollen raus – als Pirat_innen – mit Wasserpistolen, spätern entern sie das hohe Schiff.

Immer wieder werden junge Zuschauer_innen, die`s wollen, ins Gesehehen aktiv einbezogen – dezent, nie aufdringlich.

Kinderfragen

Wie ist das Piratenleben wirklich?

Kinder spielten schon beim Entstehen des Stücks „Echte und andere Piraten" eine wichtige Rollen, wie Hannah Kowalski vom Fundus Theater dem Kinder-KURIER über den Werdegang erzählt. 200 Kinder der deutschen Hafenstadt wurden um Fragen gebeten, die sie an echte Piraten stellen wollen würden. Mit diesen im Gepäck machten sich Leute vom Künstler_innenkollektiv „geheimagentur", das natürlich geheim bleiben soll –  auf, um sie echten Piraten aus Somalia zu stellen. Das war gar nicht einfach an sie heran zu kommen, noch dazu, wo sie vielleicht eine Falle vermutet haben dürften.

Über mehrere Umwege trafen die Theaterleute dann doch einige (ehemalige) Piraten am Rande der Hauptstadt des benachbarten Kenia, ein Stadtteil Nairobis, der „Klein-Mogadischu" (Somalias Metropole) genannt wird.

Hinweise auf die vielen bekannten Nachrichten über die Piraten am Ostzipfel von Afrika werden verknüpft mit weit weniger bekannten – beispielsweise über den seit zwei Jahren ersten Piraterieprozess in Hamburg seit 600 Jahren seit Klaus Störtebeker. Angeklagt sind 13 „Piraten" aus Somalia, darunter einige Jugendliche.

Kein Spaß

Piraten ist für die meisten – so die Antworten auf eine der Fragen, kein Spaß, kein Traumberuf. Viel lieber wollten ihre Eltern vor 20 Jahre einfach fischen. Als große Schiffe aus dem Norden kamen und mit ihren großen Netzen sie in ihrer Arbeit behinderten. Irgendwann hätten sich einige zu wehren begonnen, einige der großen Schiffe geentert, Besatzung entführt und Lösegeld verlangt. Und zu ihrer eigenen Überraschung solches begonnen. Ein Teufelskreislauf wurde in gang gesetzt. Ein neuer Geschäftszweig war entstanden. Bei dem verdienten jene am wenigsten, die bei den Überfällen ihr Leben aufs spiel setzten und jene abcash(t)en, die investieren, Schnellboote, Waffen und was sonst noch benötigt wird, zur Verfügung stellen.

Achja, Piratenfilme schauen sie nicht so besonders gern, „lieber James Bond". Manche von ihnen sind erst 13 Jahre alt und warten auf einen Wal, der ihr Schiff verschluckt, um in seinem Bauch eine bessere Welt zu finden...

Das Stück verpackt seine so manch weniger bekannten Informationen wunderbar in das rund einstündige Spiel, kommt nie und nimmer lehrmeisternd daher, selbst die Mundbewegungen zweier erwachsener Schauspielerinnen zu den aus dem Off kommenden Fragen von Hamburger Kindern wirken gelungen.

Infos

Echte und andere Piraten
geheimagentur & FUNDUS THEATER (Hamburg)

Mit Hannah Kowalski, Katharina Duve und Sibylle Peters (FundusTheater) und
Jamal Mataan (Wien)

Eine Koproduktion mit den Wiener Festwochen & Internationales Sommerfestival Hamburg in Kooperation mit DSCHUNGEL WIEN
Ca. 60 Minuten, ab 9 Jahren
Bis 7. Juni

Am Mittwoch, 6. Juni, 19.30 Uhr findet im Anschluss an die Abendvorstellung eine „Somalische Nacht" statt, zu der alle Interessierten zu somalischen Erzählungen, traditioneller Musik und landestypischen Spezialitäten eingeladen sind. Ein aktives Kennen lernen von Somalier_innen in Wien, ihrer Kultur und ihres Lebens in der Migration.

Telefon: (01) 522 07 20 20
Dschungel Wien, MuseumsQuartier

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