Vater, wo bleibst du denn?
Krieg vor und in Troja, zehn Jahre Abenteuer auf dem Meer, gefährliche See-Ungeheuer, sogar ein Besuch in der Unterwelt… Irrfahrten, die heute noch nach diesem Helden genannt werden. Genau, Odysseus. In knapp eineinviertel Stunden wird diese jahrtausendalte klassische Geschichte im kleineren der beiden Häuser des Wiener Theaters der Jugend erzählt, gespielt, kurzweilig, jeweils auf den Punkt gebracht. In einem spannenden, sehr flexiblen - von den Schauspielern selbst immer wieder umgebauten Bühnenbild. Vom stilisierten Schiff über die Insel der Circe, die Tore zur Unterwelt bis zum Haus von Odysseus und Penelope verwandeln sich die Teile in die entsprechende Umgebung. In letzterem wird auch Sohn Telemachos geboren.
Aus Telemachs Blickwinkel
Aus der Sicht des Sohns schildert der dänische Autor Kim Nørrevig (Aufführungsrechte: Harlekin Theaterverlag Tübingen) die ganze Geschichte. Der heranwachsende Junge, den's schon ziemlich nervt, dass sein Vater nicht und nicht zurückkommen zu wollen scheint. Immerhin ist die Schlacht von Troja längst vorbei. Und als der alte Mann am Strand von Ithaka angeschwemmt wird, nimmt er ihm - wie die anderen - zunächst gar nicht ab, dass es sich um Odysseus handelt. Hält ihm danach völlig zu recht vor, wo er so lange geblieben wäre. Und erlebt dann mit dem Vater die Abenteuer durch die plastischen Schilderungen scheinbar mit. Stellt natürlich die Frage, weshalb er sich denn so wohl auf das Liebensspiel mit Circe eingelassen und Frau und Sohn scheinbar ganz vergessen hätte. Aus der Nummer kommt der Alte auch nicht leicht raus…
Eine flotte, ziemlich runde Inszenierung, die mit dem Hund Argos eine witzige, genial gespielte Figur einbaut.
Wer ist wer?
Odysseus: Georg Münzel
Telemachos: Raphael Nicholas
Penelope / Pallas Athene / Circe, die Zauberin / Tote Mutter / Sirene: Karin Yoko Jochum
Eurylochos, ein Gefährte / Polyphem, der Zyklop / Teiresias, der Seher / Bote / Sirene: Simon Jaritz
Argos, der Hund / Kratos, ein Gefährte / Tote Seele / Sirene / Freier auf Ithaka: Daniel Jeroma
Antinoos, ein Freier / Polytes, ein Gefährte / Tote Seele: Sebastian Eckhardt
Mentes, ein Gefährte / Menelaos / Freier auf Ithaka: Horst Eder
Poseidon / Freier auf Ithaka: Peter Steiner
Regie: Michael Schachermaier
Dramaturgie: Markus Felkel
Bühnenbild: Judith Leikauf und Karl Fehringer
Kostüme: Susanne Özpinar
Licht: Lukas Kaltenbäck
Musik: Thomas Felder
Kampfcoaching: Martin Woldan
Assistenz und Inspizienz: Florian Pilz
Hospitanz: Barbara Bogdany
Wann und wo?!
Bis 22. Dezember
Theater im Zentrum
1010 Wien Liliengasse3
Telefon: (01) 52110
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