Torte mit Stäbchen und Kulanjango
Ein bisschen wirkt es hier wie auf einem Dachboden. Die Treppe rauf, ein kleiner Raum, zwei Stellwände voller Bücher, am anderen Ende eine gemütliche Couch. In der Mitte stehen drei zusammen geschobene Tische, auch hier viele Bücher und ein Laptop. Vorerst sitzt mit Nikola Pilsel, Sarah Rabong und Fanny Pech die Hälfte der zweitjüngsten Jury der jungen LeserInnen, vor sich halten sie das Buch ihrer gemeinsamen Wahl: Torte mit Stäbchen - eine Jugend in Schanghai von Susanne Hornfeck (dtv, Reihe Hanser).
„Natürlich, Cupcakes mit Kirsch-Gelee und Schlagobers, alles selber gemacht, nur das Schlagobers nicht!“ Letzteres spritzt die Sechste im Bunde dann aus der Dose auf die nach und nach mit dem Gelee beschmierten Küchlein-Hälften während sie noch meint, dass sie „erstens überhaupt gerne bäckt und außerdem war das gar nicht so aufwändig, eine halbe Stunde das war’s!“
Doch nun weg vom Präsentationshöhepunkt zum Objekt, das gefeiert wird und dessen Autorin zur Preisverleihung selber kommt und zu den Beweggründen der viellesenden Kids, gerade Hornfecks Roman ausgewählt zu haben.
Übereinstimmend...
„Die Hauptperson ist zuerst in Deutschland als Tochter des jüdischen Vaters ausgegrenzt. Dann in Schanghai fällt sie als Mädchen mit langen blonden Haaren auf und in der jüdischen Schule, die sie wie andere Flüchtlinge besucht, ist sie als Tochter der christlichen Mutter frisch wieder eine Außenseiterin“, ergänzt Nikola Pilsel. „Das wollt ich auch grad sagen!“, meint Fanny Pech.
Leicht und doch hintergründig
Selma Köhler, die Törtchen-Bäckerin: „Das Buch ist wahnsinnig gut geschrieben, sehr einfühlsam und liest sich leicht und schnell, ist aber trotzdem kein Lesefutter, weil es hintergründige Geschichten aufgreift, die doch zum Nachdenken einladen.“
Gregor Schindler greift einen weiteren Aspekt des rund 370 Seiten starken Buchs auf: „So nebenbei erfährt man in „Torte mit Stäbchen“ viel über chinesische Kultur in den 40er Jahren.“
Daran knüpft auch Matthias Neumeister an: „Du kriegst tiefe Einblicke ins Leben in Schanghai zur Zweit des 2. Weltkriegs. Über Deutschland, Österreich, Europa hat man schon viel gehört und gelesen, aber da ist viel Unbekanntes drin. Außerdem ist das Buch atemberaubend und sehr interessant geschrieben.“
Wahnsinnig energievoll und emotionsreich
Für Manuela Sandri gab den Ausschlag, „dass ich mich bei Felicity, das ich schon auch gut fand, schon am Ende nicht mehr an alle Details vom Anfang erinnern konnte. Bei Kulanjango hingegen war’s so, dass, obwohl wir’s als allererstes im September gelesen hatten, jetzt noch alles da ist wie in einem bunten Film, während aus vielen anderen Büchern ich zwar den Inhalt noch weiß, aber viele Einzelheiten verblasst sind.“
Und Ruben ergreift noch ein weiteres Mal Partei für seine Wahl: „In der Mitte geht’s zwar ziemlich runter, weil eine Hauptfigur stirbt, aber nachher baut es sich wieder stark und gut auf. Und wenn du ganz unten bist und es wieder rauf schaffst, dann ist das ja noch größer wie wenn du immer nur weiter und weiter raufsteigst.“
Ach ja, irgendeine Szene sollten wir vielleicht bei der Preisverleihung auch spielen“, schlägt er danach vor. „Außerdem will ich was sagen, was die Leute zum Lachen bringt!“
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