Gedanken-Abenteuerspielplatz

So hautnah ist Theater selten zu erleben. Ein großer Bus fährt durch die Stadt, parkt mal da, mal dort für ein paar Tage. Eher weiter draußen, wo sonst weit und breit kein Theater in der Nähe ist. Und zwischen den umgebauten Sitzreihen spielt sich’s ab. In diesem Fall sind’s zwei Akteur_innen, die spielen, tanzen, turnen, ein bisschen singen und viel erzählen – mit all den genannten Mitteln.

Alles kann "Spiel"zeug sein

Sie erzählen die Geschichte von Rino, der das Aussteigen verpasst hat, weil er sich mit seinem besten Freund gestritten hat. Und von Lila, die auf dem Weg nach Hause ist. Rasch freunden sich die beiden an, denken sich die wildesten und fantastischesten Geschichten und Abenteuer aus, die sie durchleben. Manchmal ist’s eine Figur, die der eine oder die andere aus dem Rucksack zieht oder in einem Fall sind’s gar „nur“ Spielkarten, die gleich eine ganze Szene eröffnen. Quer über den Boden des Busses verteilt sind sie wie aus dem Wasser ragende Steine, auf denen sich Lila fortbewegen kann und muss. Ein anderes Mal werden blaue Handschuhe die wie Schwimmhäute ausschauen und wie feste Saugnäpfe zu funktionieren scheinen mit denen sie sozusagen überall kleben bleibt. Unter Bänken hindurch, da und dort im Kopfstand, scheinbar durch die Luft fliegend…

Wie im Flug

Und natürlich läuft nicht immer alles glatt. Mal schmollt Rino, weil Lila zwar klagt, Hunger zu haben, aber seine Jause verschmäht. Dann zieht sich wieder Lila zurück. Wie auch immer, die anfangs endlos lang scheinende Busfahrt vergeht für die beiden wie im Flug. So wie für das Publikum die dichte Theaterstunde.

Rino UND Lila

Auch wenn vielleicht die Grundidee gewesen sein könnte, dass sich Rino alles – auch Lila – nur ausdenkt, ist der Titel des Stücks nicht ganz klar, sitzt „Lila“ – gespielt und getanzt von Maartje Pasman – doch gleich eingangs mit fetten Kopfhörern im Bus, während Rino (Rino Indiono) erst einsteigt, nachdem das Publikum schon Platz genommen hat.

Schade ist auch, dass das an sich schlaue Konzept, Theater an den Rand der Stadt zu bringen, durch die Termingestaltung unterlaufen wird. Am Enkplatz steht der Bus vor einer Schule, gespielt wurde am Feier- und am Fenstertag ;(

Rino allein im Bus
Tanztheater im DSCHUNGEL-WIEN-Bus

Konzept, Regie, Choreografie: Corinne Eckenstein
Choreografie, Darsteller_iInnen: Maartje Pasman, Rino Indiono
Assistenz: Johanna Müller
Musik: Sue-Alice Okukubo
Kostüm: Devi Saha

Wann & wo?