Steht der König nur auf Schleimer_innen?
Sag mir, wie sehr du mich liebst!" herrscht der König seine drei Töchter an. Goneril und Regan schwafeln ihm was vor von wegen mehr als mein Augenlicht, mehr als mein eigenes Leben und so weiter. Und dennoch gibt sich Lear damit zufrieden. Ob autoritäre Herrscher wie er vor lauter unterwürfigen Schleimern die Verlogenheit untertäniger Phrasen gar nicht mehr erkennen?
Die jüngste Tochter Cordelia, die ihn wirklich mag, aber die Antwort auf diese schwachsinnige Frage verweigert, verstößt er.
"Des Königs liebstes Kind" ist eine gelungene "Übersetzung" von Shakespears Tragödie "King Lear". Und dennoch scheint im ersten Teil ein unsichtbarer ziemlich eiserner Vorhang Bühne von Zuschauerraum zu trennen. Das Spiel erreicht das Publikum nicht wirklich.
Wand weggefurzt
Auch wenn – nicht gerade so krasse, aber doch - verwandte Fragen zuschauende Kinder immer wieder quälen "hast du die Mama/den Papa eh lieb?". Oder die Szenen von Gloster und seinen beiden Söhnen Edgar und Edmund nicht unbekannt sein dürften. Der Vater glaubt nicht wirklich an die beiden, will sie jedoch benutzen, um in die Königsfamilie einheiraten und damit zu vermeintlichem Reichtum zu kommen.
Erst im zweiten Teil wird die Wand zum Publikum durchbrochen. Vater/König wurde von den beiden Töchtern aus der Burg vertrieben. Mittellos trifft er auf einen Clown, der natürlich die vertriebene Tochter ist, die er nicht erkennt. Analog zum aktuellen Trackshittaz-Aufreger "Woki mit deim Popo" nimmt das Stück Fahrt auf, nachdem der König im Wald einen fahren lässt. Nein drei Mal furzt er gleich der Herr König – und holt sich so die herzhaften Lacher der jungen Zuschauer_innen.
Ein zweites Mal packt das Stück noch das Publikum: Beim Rappen während der bis dahin langweiligen Party in der Burg…
Infos
Des Königs liebstes Kind
nach William Shakespears König Lear
Regie: Ulrich Hub
Besetzung:
Lear: Horst Eder
Goneril: Sara Livia Krierer
Regan: Karin Lischka
Cordelia: Tanja Raunig
Gloster: Sebastian Eckhardt
Edgar: Matthias Hacker
Edmund: Joe Ellersdorfer
Ausstattung und Licht: Grit Dora von Zeschau
Musik: Ole Schmidt
Dramaturgie: Markus Felkel
Assistenz: Florian Pilz
Inspizienz: Katharina Gerstmayr
Hospitanz; Magdalena Gartner
Bis 24. März
Renaissancetheater
1070, Neubaugasse 36
Telefon: (01) 52110
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