Ausrangierte Fischernetze werden Teppichfasern, ÖkoGotschi als App
Nachhaltigkeit muss raus aus der Jutesack-Ecke. Sie muss sich rechnen, sexy werden“, meinte Christina Weidinger, die vor rund drei Jahren die Idee zum SEA hatte. Der Sustainable Entrepreneurship Award, für den in diesem Jahr 320 Unternehmen/Personen aus 65 Nationen eingereicht haben und zu dessen Partner die Raiffeisen Klimaschutz-Initiative gehört, will Projekte und Ideen auszeichnen, die nicht nur ökologisches Gewissen beruhigen. Alle Beteiligten sollen über ihr ökonomisches Interesse nachhaltigen wirtschaften.
Paradebeispiel
„Spintisierer“
Das veranlasste Firmengründer Ray Andersen, eine „Luxus“-Abteilung zu etablieren. Die beschäftigte sich mit „nichts“ anderem als nachhaltige Projekte auszudenken und zu entwickeln, die aber mit dem Kerngeschäft zu tun haben sollten. Bisher wurden mehr als 40.000 Kilo ausrangierter Fischernetze gesammelt, um daraus die Kunstfaser für die Teppiche zu spinnen. Das Preisgeld, so die Interface-VertreterInnen bei der vorwöchigen SEA-Gala in den Wiener Sophiensälen, „kommt dem Aufbau eines Netzwerks am Ossa-See in Kamerun zu Gute.“
Acht Kategorien, Sonderpreise
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Neben den Kategorie-Preisen sowie einem für das beste Projekt (siehe oben) und die beste Idee (DUS architects) wurden auch zwei für herausragende Leistungen vergeben. Der eine ging an den nunmehr 20-jährigen Boyan Slat, der mit 16 eine Idee entwickelte, Meere von tonnenweisem Plastikmüll zu säubern.
Mehr dazu im Interview
Barack Obama
Neben Boyan Slat verlieh die Jury des SEA einen weiteren Preis für eine herausragende Idee – wohl eher symbolisch und vielleicht werbewirksam – an den US-Präsidenten Barack Obama. „Wir können in den Raum stellen, dass Hurrikan Sandy, die schwerste Dürre seit Jahrzehnten und verheerende Waldbrände in einigen amerikanischen Staaten nur purer Zufall waren. Oder wir können dem Urteil der Wissenschaft Glauben schenken und endlich handeln, bevor es zu spät ist“, so Obama. 2013 kündigte er eine Reihe von Maßnahmen an, um die Kohlenstoffbelastung zu reduzieren, die USA auf die Auswirkungen des Klimawandels vorzubereiten und internationale Bemühungen zu leisten, um dem globalen Klimawandel entgegenzuwirken. „Die nationale Führerschaft von Barack Obama auf diesem Sektor und die getroffenen Maßnahmen im besten Interesse der Weltgemeinschaft sind beispiellos und verdienen internationale Anerkennung. Mit dem SEA of Excellence für Barack Obama möchten wir seinen Einsatz, das Bewusstsein für den Klimawandel als globale Angelegenheit zu heben, auszeichnen und ihm offiziell ein Dankeschön aussprechen“, so die Nachhaltigkeits-Preis-Jury.
Mit einem der beiden Preise für herausragende Projekte wurde Boyan Slat ausgezeichnet. Der nunmehr 20-jährige Niederländer entwickelte eine Lösungsidee für einen der größten „Kontinente“ in den Weltmeeren, die Ansammlung von Plastikmüll. Schwimmende Siebe sollen mit Hilfe der Meeresströmung Millionen Tonnen Kunstoff-Abfall aus den Ozeanen fischen. Und das Ganze soll nicht nur Kosten verursachen, sondern als Business funktionieren – über Einnahmen aus dem wieder zu verwertenden Plastik.
Schneller, billiger
Taucherlebnis
Boyan Slat hatte sein Schlüsselerlebnis mit 16. Da war er in Griechenland tauchen – und „sah mehr Plastiksackerln im Meer als Fische“. In der Folge, so schreibt er weiter in einem eMail-Interview mit dem Kinder-KURIER „hab ich mich dann für ein High-School-Projekt rund ein halbes Jahr lang in die Materie vertieft. Im Oktober 2012 konnte ich dann meine Lösungsidee auf einer TEDx-Konferenz vorstellen. Danach haben mich dann einschlägige Fach- aber auch Wirtschaftsleute angesprochen. Es wurde ein Team zusammen gestellt, 50 Fragen ausgearbeitet, die Basis für eine Machbarkeitsstudie waren, ob und wie die Idee umzusetzen wäre. Im Frühjahr 2013 begannen wir über Internet mit crowdfunding.“ An die 40.000 Menschen gaben in Summe mehr als 2 Millionen Dollar, wie auf der Website zu sehen ist - „in weniger als 100 Tagen“, wie er im Interview schreibt.
Auf die Frage, ob er schon als junges Kind an Fragen der Umwelt interessiert gewesen wäre, meinte Boyan Slat: „Ja, und an Technik. Es ist großartig, dass ich bei diesem Projekt meine beiden Interessen kombinieren kann. Mit dem Geld, das die Menschen über die Internetkampagne gespendet haben, können wir nun auch einen großen Pilotversuch starten, um drei Jahre lang in einer Region Plastik aus dem Meer zu sammeln – und danach die endgültige Sammlung von Millionen Tonnen anzugehen.“
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