Schlau muss nicht gut sein...

Schlau muss nicht gut sein...
... und ein kleiner Kopf-Circus beim Theaterfestival SCHÄXPIR 2011 in Linz/Eigene Story über einen "vergessenen Maler"

Schlau sein ist ja wohl eine gute Sache. Würd wahrscheinlich aufs erste jede und jeder sagen. Achja, Schlauheit könnt ja auch eingesetzt werden, um andere übers Ohr zu hauen. Auf allen Ebenen, ob ein kleiner Ganove oder so mancher Minister.
Wo wäre das besser beschreiben als in der Fabel von Reineke Fuchs. Praktisch alle Tiere, naheliegenderweise besonders die Hühner, haben schon schlechte Erfahrung mit Reineke gemacht, beschweren sich beim König (dem Löwen), Dessen Versprechen, sich zu bessern, hält natürlich nicht wirklich. Allerdings macht ihn der König ob dessen Schlauheit zum Kanzler…
Diese alte Fabel, die einen vielleicht stärker werdenden Trend unserer Zeit in der menschlichen Gesellschaft, spiegelt wurde in dieser Produktion der Gruppe C.O.V. / Cie. Off Verticality (Linz) in Kooperation mit dem Institute of Dance Arts / IDA der Anton Bruckner Privatuniversität in Tanz übersetzt. Jede der (tierischen) Figuren hat ihre eigenen Moves, ihre charakteristischen Tanzbewegungen. Der Löwe als King beispielsweise baut in sein Stolzieren hin und wieder Breakdance-Einlagen ein. Aber auch andere feindliche Begegnungen wie zwischen Isegrim, dem Wolf und Reineke wirken fast wie ein Battle.
Eine spannend-moderne Art, die alte und doch so heutige Fabel zu erzählen. Und auch wenn's zu dieser Kunstform gehört, "die Moral von der Geschichte" zu haben, so stört die Zeigefinger-Botschaft über das gute und das böse Schlausein, "denkt darüber nach!" schon ein wenig. Wenn die "Hausübung" wenigstens einen klitzekleinen ironischen Unterton hätte...

C.O.V. / Cie. Off Verticality (Linz/AUT)
in Zusammenarbeit mit dem Institute of Dance Arts / IDA der Anton Bruckner Privatuniversität
Am Hoftag des Königs der Tiere beschweren sich alle über die Untaten des Reineke Fuchs. Dieser hat aber für alles eine Erklärung und löst sämtliche Probleme zu seinem Vorteil. Diese Gabe, sich gegen die Oberen mit List und Schläue durchzusetzen, wird allzu oft übermäßig wichtig genommen.
Im Tanz werden die Charaktere der unterschiedlichen Tiere dargestellt. Löwe, Wolf, Bär, Dachs, Huhn und Hahn, weiße und rote Katze. Ohne Worte gibt es freundliche und aggressive Stimmung, eitle und sanfte Tiere, überzogene und prächtige Handlungen. Worte und Versprechen stehen Gesten und Bewegungen gegenüber.

C.O.V. / Cie. Off Verticality (Linz/AUT)
in Zusammenarbeit mit dem Institute of Dance Arts / IDA der Anton Bruckner Privatuniversität
Choreografie: Johannes Randolf.
Konzept, Regie und Ausstattung: Christoph Bochdansky.
Lichtdesign: Jan Wagner.
Musik: Muzlimgauze; Collage - Johannes Randolf.
Tänzer_innen: Rafal Pierzynski, Amandine Petit, Michael Lef, Leon Maric, Andrea Maria Handler, Olga Swietlicka, Pawel Dudus, Philine Herrlein und Tamara Kronheim.
Weitere Aufführungen:
28. Juni, 11 Uhr, GUGG Braunau
29. Juni, 10 Uhr, Lehartheater Bad Ischl

Circus Coney Island

Schlau muss nicht gut sein...

Ein Fisch mit Pudelmütze (aus Papier), der am Hochseil balanciert… wird - gezogen vom Zirkusdirektor/der Zirkusdirektorin, je nachdem, wer von den Künstler_innen gerade Dienst hat. Erfinder des Todessprunges, größter Clown, stärkste Frau… sie alle werden erzählt. Zeigen ihre akrobatischen Kunststückeln in den Köpfen der Zuseher_innen. Höchstens in Bildern, die irgendwas damit zu tun haben, wird der Fantasie ein wenig auf die Sprünge geholfen. Das alles spielt sich im Inneren des kleinen Circus Coney Island ab. Das steht vor dem Linzer Dom neben dem größeren Zelt von Justus Neumann, in dem dieser seine geniale, rasante, witzige Version des Nibelungenliedes mit vollstem Einsatz spielt. Im Inneren dieses Zirkuszeltes, das ein bissl wie Kind oder jüngeres Geschwisterchen wirkt, findet sich nochmals ein Holz-Rondo in dem das Publikum steht oder geht und die in einem halben Dutzend "Fenstern" geöffneten Geschichten sieht und hört - von einem alten Tonbandgerät, ein bissl unperfekt präsentiert, um den Charme der kleinen Wanderzirkusse rüberbringen zu können.
Kopfzirkus, für Kinder ab 5 (dafür ist's angegeben) vielleicht doch ein bissl zu zugetextet.

ohnetitel (Salzburg)
Konzept und Kuration: Thomas Beck, Dorit Ehlers und Arthur Zgubic.
Bau und Technik: Michael Matschedolnig und Heide Tömpe.
Darsteller_innen: Thomas Beck / Dorit Ehlers beziehungsweise Gisela Ruby
28. Juni, 11, 17, 18 und 19 Uhr
Dauer: 20 Minuten

Für ewig und hundertmillionen Tage

Schlau muss nicht gut sein...

Erst ist nur einer auf der Bühne. Thomas. Die anderen sind nur als Videoprojektion auf einer Steck-würfel-Seite zu sehen. Dann Stimmen aus dem Würfel - vom Stillsein-sollen und der Frage warum, die damit beantwortet wird, dass es sich um ein Geheimnis handelt. Um Freundschaft - manchmal auch mit dafür eingeforderten Beweisen, Ausgeschlossen-Sein (Kesselmann kündigt an, weg aus dieser Stadt ziehen zu müssen), der schnellen Versöhnung, (teils grindigen) Mutproben ("nass, sabber, Spucke und Rotz") und dem Traum, immer zusammen bleiben zu können dreht sich "Für ewig und hundert Millionen Tage". Alle vier Schauspieler_innen agieren derart überzeugend, dass du ihnen die dargestellten Kinder voll abnimmst. Überzeugend, stark. Und witzig, wenngleich manches von ziemlich schwarzem Humor zeugt - wie ihn Kinder oftmals haben. "Komm, spiel ma Begräbnis!"


Für ewig und hundertmillionen Tage
Moks Bremen (Bremen/D)
Autor, Regie: Theo Fransz
Dramaturgie: Sonja Bachmann arsteller_innen: Anna-Lena Doll, Lisa Marie Fix, Christopher Ammann und Simon Zigah.
Ausstattung: Mareile Krettek.
Video: Lukas Stermann.
Licht:Jörg Hartenstein
Beim Festival nochmals zu sehen am 27. Juni, 10 und 14 Uhr im Theater Phönix

Wie kommt der Sessel in die Manteltasche?

Schlau muss nicht gut sein...

Sechs Sessel, einer davon für Kleinkinder auf der Bühne. Über jeder Lehne ein Mantel. Auf einem ein Akkordeon. Dann taucht mal wo ein Wecker auf, ein Frauenkopf, ein anderer... Langsam entwickelt sich das schräge Schau- und Musikspiel von "Wie kommt der Sessel in die Manteltasche?" Zaubertricks und Hütchenspiel werden eben als TRICKS bloßgestellt - streckenweise sogar sehr witzig. Trickreich gewinnt immer eine, wenn's darum geht auf nur einem einzigen freien Stuhl zu sitzen zu kommen. Und die andere beim Hütchenspiel.
Eingebettet ist diese Clowneske mit Musik in einen hochphilosophischen Rahmen: Warum schaut alles so aus, wie es ausschaut? Fragen Schulze und Franz zu Beginn. Und am Ende stellen sie fest: "Wenn man alles dreht und wendet wie man will, schaut am Ende alles anders aus, und doch wieder so wie es war."
Achja, wie nun der Sessel in die Manteltasche kommt - das sei lieber nicht verraten, vielleicht kannst du ja das Stück noch sonstwo sehen...

Konzept, Regie, Komposition, Darstellerinen: Schulz war nur der Franz (Wien): Franziska Adensamer und Julia Ruthensteiner.
Licht: Nicole Kropiunik

Düfte sammeln

Schlau muss nicht gut sein...

Bis wohin geht der Himmel? Hört er je auf? Und was kommt hinter den Sternen? Philosophisch und gleich die Fantasie anregend beginnt Tishina (gespielt von Katrin Hauptmann) das Stück "Die Duftsammlerin" des Vorarlberger Landestheaters beim Schäxpir-Festival. Sodann erzählt sie von Nasen, großen und kleinen,spitzen und höckrigen... und von ihrer Großmutter, die auf der Terrasse sitzend ganze Weltreisen unternehmen konnte - indem sie sich die entsprechende Gerüche ins Gedächtnis rief. Und der Enkelin geraten hatte, wenn sie wirklich was wissen wollte, müsse sie die Nase in dies und das hineinstecken und das, so das Mädchen, habe es auch immer getan. Nur gleich beim ersten Versuch habe sie beim besten Willen nichts reichen können - bei Schnee. Beim Gedanken an den salzigen Geruch des Meeres hingegen verwandelt sie sich gleich in eine Piratin...
Eine wunderschöne Geschichte, die vielleicht bei ein paar mehr echten Gerüchen und etwas überzeugenderen Schauspiel noch manches gewinnen könnt. Gut und brav gespielt, aber irgendwie fehlte die Authentizität, weshalb trotz eines Basilikumstöckerls und zweier Seifen auch eine gläserne Wand zwischen Bühne und Publikum nicht in die Höhe ging.

Atorin: Sabine Zieser
Regie: Dirk Diekmann und Nina Kogler.
Darstellerin: Katrin Hauptmann
Buhne/Ausstattung: Judith F.M. Moser

Klebebänder und Mikrophone

Schlau muss nicht gut sein...

Klebebänder, Mikros und eine kleine Tonmisch-Anlage - daraus zaubert das das Trio der belgischen Gruppen fABULEUS und tuning people mit "Bänder für Kinder" eine ideenreiche, schräge, witzige, fast einstündige Performance. Ganz klein beginnt's. Einer der Akteure reißt unter einem Mikrophon herkömmliche Büroklebestreifen ab - spannende Geräusche. Breitere, fester Bänder, der halbe Schreibtisch wird verklebt, die Geräusche aufgenommen und geloopt. Danach marschiert einer nach der anderen quer durch den Raum, um - genau - Klebebänder anzubringen. Ein Dickicht von Tapes, unter, über die sie zu steigen trachten. Dazwischen eine Szene, in der mit einem Geigenbogen über ein breites Klebeband gefiedelt wird.
Natürlich Slapstick-Auf- und "Fehl"tritte, bis in der Folge seltsame kugel- und andersförmige Wesen in Erscheinung tanzen - natürlich rundum verklebt. Ein Spiel mit einem am Theater oft, allerdings meist im Hintergrund, verwendeten Requisit - Klebebändern, Mikrophonen und viel, viel schräger Fantasie - die zum Weiterspinnen durchaus auch anregt.
Übrigens: Die Frage danach, wie viele Tonnen an Klebebände sie eingekauft hätten, beantworten die Künstler_innen - überraschend: "Wir hatten die Idee, dann machten wir uns auf die Suche danach, ob wir eine solche Firma finden, die uns das Material vielleicht sponsert und fanden eine, die vorm Zusperren stand. Die schenkte uns das ganze Material, weil sie's sonst nur auf den Müll geworfen hätten."


fABULEUS jongerentheater und tuning people (Leuven/Antwerpen/BE)
Darsteller_innen: Jef Van Gestel, Karolien Verlinden und Wannes Deneer.
Bühne und Ton: Wannes Deneer.
Kostüm: Maartje van Bourgognie.
Regie: Randi De Vlieghe.
Dramaturgie: Peter Anthonissen.
Licht: Niek Kortekaas
Noch zu sehen am 27. Juni, 17 Uhr in der Kitzmantelfabrik Vorchdorf

Eine schräge Sonate

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Die Mitwirkenden des Stücks, hebt die ältere Bauersfrau an, und zählt auf: Ein Huhn, ein Jägerhut und eine Kartoffel will sie sagen, doch die ist nicht da. Zumindest vorerst nicht. Geplante Missgeschicke, die gleich mal für Lacher im Publikum sorgen. Ähnlich wie jenes, das verhindert, dass die beiden Männer in den kleinen ururalten Lastwagen aussteigen können... Und als sie rauskommen, weil sie ihnen die Tür von außen öffnet und noch einen Vortrag hält, dass es doch gut wär, die Schnalle innen zu reparieren, weil sonst wären sie immer davon abhängig, dass … und in Portugal sei einmal einer ein dreiviertel Jahr deswegen nicht aus seinem Auto gekommen... Eine schräge Szene reiht sich an die andere. Die Humorperlen ergeben eine dichte Kette.
Bis in zum Geschimpfe der Frau mit dem Huhn: "Du hast hier ohnehin hier nur zwei Aufgaben zu erfüllen und es ist doch nicht zu viel verlangt, wenn du ein Ei legst, wie wir es ausgemacht haben..."
Die zweite wären einige Sätze gewesen, die die Mutter zu Rotkäppchen (dem Ei, das dann doch noch auftaucht) sagt. Der Erdäpfel, den sie aus dem Kübel mit Abwaschwasser fischt, stellt die Großmutter dar und eine Erdäpfelpresse gibt den Wolf - die vielleicht schrillste, witzigste, verrückteste Rotkäppchen-Version.
Die beiden Männer begleiten die Erzählungen und das Spiel der Frau mit einem Akkordeon und einem Kontrabass.

Eine kleine Sonate
teatret GRUPPE 38 (Århus/DK)
Regie: Bodil Alling.
Darsteller_innen: Bodil Alling, Søren Søndberg und Christian Glahn.
Bühne: Claus Helbo.
Musik: Søren Søndberg.
Weitere Aufführung:
26. Juni, 17 Uhr, Kitzmantelfabrik Vorchdorf)

Zwischen Ambivalenz und Ordnung

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Die Türen zu, das Stück beginnt. Auf der Bühne? Sessel, Kleiderständer mit Uniformjacken, zentral die Hebeplattform für Bühnenarbeiten. Ein Handy läutet. Ein junger Mann hebt ab, sagt erst leise, dass er schon drinnen sitze und das Stück beginne, bevor er laut fluchend "immer kommst du zu spät", rausstürmt. Drei andere kommen von ihren Sitzen im Zuschauer_innen-Raum auf die Bühne, der erst Beschriebene auf Umwegen auch. "Was ich schon immer mal auf einer Bühne sagen wollte..." sind in Variationen die Anfangssätze. Bevor die Frage danach auftaucht, wie Hitler als Junge gewesen war und was in seiner Jugend denn dafür verantwortlich war, dass er zum Massenmörder wurde. Wird gekontert, ob und welche Brote er gekriegt hätte, niemanden interessiere...
Rasch stellt sich heraus, hier wird keine dramatisierte Fassung einer Schul-Geschichtsstunde auf die Bühne gestellt - die vier spielen im Verlauf des Stück durchschnittliche Alltagsmenschen und -situationen, die mitunter eskalieren. Der Lehrer, der beim Verbessern von Schularbeiten Gewaltfantasien entwickelt - da wird die Sirene gedrückt und es folgt der Sager: "Du Hitler!"
Ambivalente Situationen, in denen das eigene Verhalten auf der Kippe steht folgen.
Der vielleicht spannendste Moment: Das Bühnenquartett fordert das Publikum auf, Hände mitzuschwingen und zu klatschen - und verkauft dies als Weg zum sich wohl fühlen. Fast alle machen mit. Viele auch noch, als die vier Schauspieler_innen sich braune Uniformjacken mit der bekannten roten Armschleife mit gekreuztem Haken übergezogen haben. Da dämmert's nach und nach: Ob ich mitmach oder nicht liegt in der eigenen Verantwortung...
Schade, dass diese u\hof:-Produktion in den Kammerspielen nur ganze vier Mal und in der kommenden Saison nicht mehr auf dem Programm steht.

u\hof: Theater für junges Publikum (Linz)
Autor: Kristo Šagor
Regie: Dana Csapo
Darsteller_innen: Katharina Halus, Katharina Wawrik, Bastian Dulisch und Ralf Wegner
Ausstattung: Jan Hax Halama

Weitere Aufführungen:
27. Juni, 10 Uhr
27. Juni, 19 Uhr
LANDESTHEATER LINZ, Kammerspiele

Was zählt im Leben?!

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Ein antiker, griechischer Chor - personifiziert durch vier Feldarbeiter_innen - besingt den Wind und das Leben mit einem Schuss Wehklagen darob, trotz der vielen Arbeit nicht immer satt werden zu können. Eine junges, leicht ausgeflippt drapiertes Mädchen betritt von der Seite das Zentrum der Bühne auf dem Weg zu einem Mikro und beginnt zu singen. "Was ich eines Tages werden will? … Ich denke, ich bin...". Sie, Judith, ist die Tochter eines der Bauern, Chremylos. Der hört ihr - wenn überhaupt - bestenfalls mit halbem Ohr zu, fragt sich aber selber, was aus seiner Tochter werden solle, besucht deswegen den Gott Apollon. Dem ist das Weis-sagen eigentlich auch ein bissl zuwider. Und die Frage, ob arm und gut oder reich und böse, behagt ihm auch nicht so ganz... Jedenfalls tauchen in dieser spannenden Inszenierung - einer Koproduktion aus Theater Phönix Linz und dem Schauspiel-Institut der Bruckner-Uni - auch noch Plutos, der (erblindete) Gott des Reichtums - und Penia, sein Pendant, die Göttin der Armut auf. Und Karion, ein Sklave, den sich Chremylos einbildet. Die Performance kreist um die Frage Judiths, wie sie dem Vater begreiflich machen kann, dass sie den vorgesehenen, vorgegebenen Weg zur Bäuerin nicht einschlagen, sondern Sängerin werden will. Mit optischen, teils auch szenischen (Chor) Anklängen an die Antike, wird somit eines der ewigen Themen spannend verhandelt. Und dazu auch noch gleich Liebe, Ungerechtigkeit (ist Plutos Blindheit schuld an der ungerechten Verteilung von Reichtum?), Anreiz (wären alle reich, würde niemand mehr was tun oder weil viele zu arm sind, können sie gar nichts tun?!)...

Schauspiel
AUTORIN: Marianne Strauhs
REGIE: Heiko Senst.
AUSSTATTUNG: Bianca Fladerer.
DRAMATURGIE: Silke Dörner.
DARSTELLER/INNEN: Paul Brusa, Nora Undine Jahn, Lisa-Katrina Mayer, Korbinian Müller und Andreas Niederprüm
Weitere Aufführungen:
28. Juni, 20 Uhr
29. Juni, 10 Uhr
Theater Phönix, Linz

Geschichten einer Seereise

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Leider nur ein einziges Mal war beim Festival Geschichten einer Seereise der internationalen Gruppe NIE (Norwegen, Großbritannien, Tschechien) im wahrsten Sinn des Wortes zu erleben. Die meisten Mitglieder der Theatergruppe hatten an Bord eines großen Frachtschiffes (2000 Container) eine Atlantik-Querung miterlebt. Eindrücke aus dem Seegang werden überzeugend dargestellt: Eine mehr als schwankende, beinahe kippende Leiter mit einer der Reisenden, Kotzen, Wasser das überschwappt - aus Spritzen wie aus Kübeln...

Wahre Hintergründe

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Dazu Geschichten gespielt, die sie sich an Bord erzählt hatten und gemeinsam mit dem isländischen Schriftsteller und Dichter Sjón, der als Texter für viele Melodien der Künstlerin Björk bekannt ist, zu einem Theatertext verarbeiteten. Storys, die auf wahren Begebenheiten beruhen und die sie davor gesammelt hatten. Besonders berührend die Geschichte Ellas. Als kleines Mädchen fing sie einen Fisch, stürzte über die Reling, konnte nur mit Müh und Not gerettet werden, fühlte sich zeitlebens mit Meer und Fischen verbunden und wurde Norwegens erste Schleppnetz-Fischerin. Oder dem Traum vom Strand der Insel Java eines alten einstigen Kriegsmarine-Offiziers, der seinen Hund erschoss, bevor das Schiff explodierte. Teils ziemlich skurrile Geschichten, dramatisch zum Mitzittern und witzig zum Hellauf-Lachen gespielt.

Autor_innen: NIE und Sjón
Regie: Alex Byrne.
Musik: NIE.
Ausstattung: Marie Rosendahl Chemnitz.
Darsteller_innen: Kieran Edwards, Jiří N. Jelínek, Iva Moberg, Margit Szlavik und Elisabet Topp

Hinreißende Eröffnung

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Mitreißend. Das könnte ewig so weitergehen. Muss, ja sollte gar nicht aufhören - so oder ähnlich empfanden sehr viele der Zuschauer_innen der Eröffnungsvorstellung des diesjährigen Schäxpir-Festivals in Linz. Der Regen hatte dazu gezwungen, Donnerstag Abend den Auftakt für dieses weltweit größte Theaterfestival für ein junges Publikum vom Hauptplatz in den Posthof zu verlegen. Die Compagnie Arcosm aus dem französischen Lyon schob eine Vorab-Zusatzvorstellung ihrer Show Echoa ein. Und begeisterte mit einer fulminanten Mischung aus Tanz und Percussion. Gleichzeitg auf der Bühne das Tanzduo Thomas Guerry und Emmanuelle Gouiard sowie die beiden "Schlagwerker" Camille Rocailleux und Minh-Tam Nguyen. Die beiden Duos agieren nicht neben-, sondern miteinander.

Mal betätigen die Tanzenden...

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... das Riesenxylofon, dann wieder tanzen die Percussionisten zwischen ihren Drums - eine große hinter ihnen, drei kleine im Halbkreis vor und zwei ziemlich hoch vor ihnen. Ganz leise Passagen wechseln mit lautstarken ab. Mal im beinahe grellen Rampenlicht, mal fast nur im Schatten - Stimmungen, transportierte Gefühle wechseln ebenso wie Tempo. Aber was auch immer - stets durchzieht Humor die Bewegungen und Klang-Inszenierungen, teils auch leichte Selbst-Ironisierung.
Diese Show, die die Gruppe mit insgesamt drei verschiedenen Teams bereits 700 Mal auf (fast) der ganzen Welt ("in Afrika waren wir leider noch nie", meinen sie danach zum Online-KiKu) getanzt, gespielt, ja gelebt hat, begeisterte ganz junge Kinder ebenso wie ältere Besucher_innen, Theater- ebenso wie Musik- oder Tanz-Fans, Fachleute wie Laien und selbst hochrangige Ehrengäste blieben fasziniert sitzen, obwohl sie vorab angekündigt hatten, gleich nach der offiziellen Eröffnung weiter zu müssen.

Echoa
Compagnie Arcosm (Lyon/FR)
24. Juni, 10 und 18 Uhr, POSTHOF, Großer Saal
TEAM
LICHT: Olivier Modol und Laurent Bazire.
TON: Olivier Pfeiffer und Benoit Riot - Le Junter.
DARSTELLER_INNEN
TANZ: Thomas Guerry und Emmanuelle Gouiard.
PERCUSSION: Camille Rocailleux und Minh-Tam Nguyen

Verspielter Tanz-Flug-BMX-Musik-Mix

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Der eigentlich geplante Eröffnungs-Act "SKIL - Der spielende Mensch" fiel sozusagen ins Wasser. Doch trotz Regens wollten die Tänzer_innen, BMX_Artisten, Breakdancer und Trapez-Akrobat_innen jenem Publikum, das sich davon nicht abhalten lassen wollte, auch schon am Eröffnungsabend was zeigen. Sie funktionierten kurzfristig die Cross-Over-Show im Innenhof des leerstehenden ehemaligen Linzer Finanzamtes in eine öffentliche Generalprobe um, die Original-Performance hofft Samstag Abend auf trockeneres Wetter.

Mit- und gegeneinander

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Getanzt wird hier zu ebener Erd' und in luftiger Höhe. Aus etlichen Fenstern hängen Seile. An diesen springen immer wieder Tänzer_innen, um mal einzeln, mal in kleineren Gruppen wunderschöne Choreografien zu zeigen. Immer wieder spielen die von oben Schwebenden auch mit den unten Agierenden zusammen. Manchmal erzählen sie spielerisch auch Geschichten - von aufeinander Zugehen ebenso wie von Kämpfen - letztere mitunter als wären sie aus Computerspielen ins dreidimensionale Leben gehüpft - angereichert um den einen oder anderen Schuss Ironie und Persiflage.

Gesamtkunstwerk

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Schweb- und Flugtanz, Breakdance usw. werden um eine zusätzliche Disziplin erweitert - den Schwimmtanz außerhalb eines Beckens. Der Tanzboden wird in einer Szene von Dutzenden aus Fenstern geworfenen Wasserbomben (zusätzlich zum Regen) in eine glitschig-nasse Fläche verwandelt, auf der die Künstler_innen dahinrutschen und dabei im Liegen tanzen.
Organisch eingebettet in die Tänze fahren BMX'ler tänzerische Runden mit akrobatischen Kunststückeln.
Ist dieser Mix schon echt geil, so gesellt sich mit der eigens komponierten Musik eine weitere Dimension hinzu, die den Hof genial bespielt.

SKIL - Der spielende Mensch
Die Produktion SKIL - Der spielende Mensch ist eine Kooperation mit dem Internationalen Theaterfestival SCHÄXPIR/Land Oberösterreich und dem Linzer Pflasterspektakel - Internationales Straßenkunstfestival.
SILK & SICHER UK (Linz/AUT)
Die Compagnie SILK Dance, Art & Air wurde Silke Grabinger 2001 gegründet. Udo Kirchmayer leitet Sicher UK.

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