Eine Traumrolle zum Austoben - das ist Dennis für Stefan Rosenthal in „Schlagzeug im Kopf“ von Christian Giese in der Regie von rank Panhans im großen Haus des Wiener Theaters der Jugend (Renaissancetheater, Neubaugasse). Dennis kann kaum ruhig sitzen, außer beispielsweise bei Handy-Games. Da ist er voll konzentriert.
Unbändiger Bewegungsdrang
Das erzählen auch Fachleute von Kids, denen das Krankheits-Symptom ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung) umgehängt wird. In seinem unbändigen Bewegungsdrang eckt Dennis praktisch überall an, macht Eltern und Schwester fertig, nervt Mitschüler_innen und Lehrpersonen – und wird meist weggewiesen. Von einer Schule in die nächste… Sowohl die wilden, teilweise fast tollpatschigen, Szenen als auch die beinahe melancholischen, sanften, ruhig(gestellt)en kommen voll glaubwürdig rüber.
Das macht Angst
Noch fertiger, wenn es diese Steigerungsstufe denn geben sollte, ist Dennis‘ Mutter (Pilar Aguilera), als ihr Sohn lieb und brav über der Hausübung sitzt, seit er mit Medikamenten voll gepumpt und ruhig gestellt wird. Dieses starke Persönlichkeitsveränderung macht ihr wirklich Angst. Damit ist sie, die zuvor vielleicht am meisten vom wilden Ungestüm Dennis‘ abgekriegt hat, aber eine der wenigen, die differenziert gezeichnet und gespielt wird. Vater, Lehrerin, Mitschülerin sind eher klischeehaft, beginnen sich von ihrer Ablehnung des „Verrückten“ erst zu entfernen, als dieser im Zirkus ein neues, erstes Betätigungsfeld findet, in dem er sich wohl fühlt, sein Bewegungsdrang nicht als Ärgernis, sondern sogar erwünscht ist.
Witzig
Insgesamt wird auf recht witzige Art und Weise ein in den vergangenen Jahren nicht zuletzt medial hoch gespieltes „Problem“ thematisiert. Was in Kindern, die ihren Bewegungsdran nicht ausleben dürfen und so oft zum „Störfaktor“ werden, vorgeht, ist nun leichter nachvollziehbar. Die scheinbare Problemlösung durch medikamentöse Ruhigstellung wird hier problematisiert. Auch auf witzige Art in der Krankenhaus-Albtraumszene.
Bewegtes Lernen
Nicht zuletzt summen und singen viele im Publikum mit, wenn eine zentrale Aussage vom Beginn gegen Schluss wiederholt wird: „Nicht immer können alle, was sie sollen, aber alle dürfen können, was sie wollen!“ Und freuen sich, als am Ende nach dem Zirkusbesuch die Lehrerin manche Methoden aus der Manege in die Schule holen will: „Bewegtes Lernen“.
Dennis NeugebauerStefan Rosenthal Lukas MeineckeAndré Haedicke Jana Härtel Felicitas Franz Patrizia Neugebauer, Dennis´ Schwester Anna Kramer Sabine Neugebauer, Dennis´ Mutter Pilar Aguilera Bernd Neugebauer, Dennis´ Vater / Laszlo Glodeck, Zirkustrainer Michael Moritz Gerlinde Gärtner, Lehrerin Stephanie Katharina Schreiter Moritz Marx / Herr Meinecke, Lukas´ Vater Jürgen Heigl Cover Moritz Marx Nicolas Charaux Ärzte Ensemble
Regie Frank Panhans Bühne und Licht Jan A. Schroeder Kostüme Andrea Bernd Akrobatiktraining / Clownnummer Michael Moritz Einstudierung Vertikal- tuchnummer Nora Summer Musik und Lieder Thomas Zaufke Musikalische Einstudierung, Korrepetition Sue-Alice Okukubo Schlagzeug Coach Bernd T. Rommel Dramaturgie Marlene Schneider Assistenz und Teil- inspizienz Eva Maria Gsöllpointner Hospitanz und Teil- inspizienz Rostyslav Samonov Hospitanz Gloria Natalie Antel
Aufführungsrechte: Verlag Autorenagentur GmbH, Berlin
Wann & wo? Renaissancetheater Bis 8. März 2015 1070, Neubaugasse 36
Ab 6 Jahren; Dauer: knapp mehr als zwei Stunden www.tdj.at
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