Alle dürfen können, was sie wollen!

Stefan Rosenthal rockt sozusagen die Bühne in "Schlagzeug im Kopf"
"Schlagzeug im Kopf" - humorvolles Stück rund um ADHS im Theater der Jugend (Wien).

Eine Traumrolle zum Austoben - das ist Dennis für Stefan Rosenthal in „Schlagzeug im Kopf“ von Christian Giese in der Regie von rank Panhans im großen Haus des Wiener Theaters der Jugend (Renaissancetheater, Neubaugasse). Dennis kann kaum ruhig sitzen, außer beispielsweise bei Handy-Games. Da ist er voll konzentriert.

Unbändiger Bewegungsdrang

Alle dürfen können, was sie wollen!
Das erzählen auch Fachleute von Kids, denen das Krankheits-Symptom ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung) umgehängt wird. In seinem unbändigen Bewegungsdrang eckt Dennis praktisch überall an, macht Eltern und Schwester fertig, nervt Mitschüler_innen und Lehrpersonen – und wird meist weggewiesen. Von einer Schule in die nächste… Sowohl die wilden, teilweise fast tollpatschigen, Szenen als auch die beinahe melancholischen, sanften, ruhig(gestellt)en kommen voll glaubwürdig rüber.

Das macht Angst

Alle dürfen können, was sie wollen!
Noch fertiger, wenn es diese Steigerungsstufe denn geben sollte, ist Dennis‘ Mutter (Pilar Aguilera), als ihr Sohn lieb und brav über der Hausübung sitzt, seit er mit Medikamenten voll gepumpt und ruhig gestellt wird. Dieses starke Persönlichkeitsveränderung macht ihr wirklich Angst. Damit ist sie, die zuvor vielleicht am meisten vom wilden Ungestüm Dennis‘ abgekriegt hat, aber eine der wenigen, die differenziert gezeichnet und gespielt wird. Vater, Lehrerin, Mitschülerin sind eher klischeehaft, beginnen sich von ihrer Ablehnung des „Verrückten“ erst zu entfernen, als dieser im Zirkus ein neues, erstes Betätigungsfeld findet, in dem er sich wohl fühlt, sein Bewegungsdrang nicht als Ärgernis, sondern sogar erwünscht ist.

Witzig

Alle dürfen können, was sie wollen!
Felicitas Franz als Jana, Stefan Rosenthal als Dennis und André Haedicke als Lukas
Insgesamt wird auf recht witzige Art und Weise ein in den vergangenen Jahren nicht zuletzt medial hoch gespieltes „Problem“ thematisiert. Was in Kindern, die ihren Bewegungsdran nicht ausleben dürfen und so oft zum „Störfaktor“ werden, vorgeht, ist nun leichter nachvollziehbar. Die scheinbare Problemlösung durch medikamentöse Ruhigstellung wird hier problematisiert. Auch auf witzige Art in der Krankenhaus-Albtraumszene.

Bewegtes Lernen

Alle dürfen können, was sie wollen!
Nicht zuletzt summen und singen viele im Publikum mit, wenn eine zentrale Aussage vom Beginn gegen Schluss wiederholt wird: „Nicht immer können alle, was sie sollen, aber alle dürfen können, was sie wollen!“ Und freuen sich, als am Ende nach dem Zirkusbesuch die Lehrerin manche Methoden aus der Manege in die Schule holen will: „Bewegtes Lernen“.
Alle dürfen können, was sie wollen!
Stefan Rosenthal als Dennis und Pilar Aguilera als Mutter
Schlagzeug im Kopf
von Christian Giese

Dennis Neugebauer Stefan Rosenthal
Lukas Meinecke André Haedicke
Jana Härtel Felicitas Franz
Patrizia Neugebauer,
Dennis´ Schwester Anna Kramer
Sabine Neugebauer,
Dennis´ Mutter Pilar Aguilera
Bernd Neugebauer,
Dennis´ Vater / Laszlo
Glodeck, Zirkustrainer Michael Moritz
Gerlinde Gärtner, Lehrerin Stephanie Katharina Schreiter
Moritz Marx / Herr
Meinecke, Lukas´ Vater Jürgen Heigl
Cover Moritz Marx Nicolas Charaux
Ärzte Ensemble

Regie Frank Panhans
Bühne und Licht Jan A. Schroeder
Kostüme Andrea Bernd
Akrobatiktraining /
Clownnummer Michael Moritz
Einstudierung Vertikal-
tuchnummer Nora Summer
Musik und Lieder Thomas Zaufke
Musikalische Einstudierung,
Korrepetition Sue-Alice Okukubo
Schlagzeug Coach Bernd T. Rommel
Dramaturgie Marlene Schneider
Assistenz und Teil-
inspizienz Eva Maria Gsöllpointner
Hospitanz und Teil-
inspizienz Rostyslav Samonov
Hospitanz Gloria Natalie Antel

Aufführungsrechte: Verlag Autorenagentur GmbH, Berlin

Wann & wo?
Renaissancetheater
Bis 8. März 2015
1070, Neubaugasse 36

Ab 6 Jahren; Dauer: knapp mehr als zwei Stunden
www.tdj.at

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