Flüchtling als Sündenbock
„Medea. Stimmen“ nach dem Roman von Christa Wolf im Wiener KosmosTheater.
Ob’s an den Anklängen auf Flucht und Umgang mit Schutzsuchenden liegt, dass Medea auf heimischen Bühnen Saison hat? Medea und mit ihr einige andere Menschen aus Kolchis flüchten mit den Argonauten an Bord vor den diktatorischen Zuständen nach Korinth. Nach anfänglicher Aufnahme werden sie und vor allem Medea zunehmend an den Rand gedrängt, mit Gerüchten diskreditiert und schließlich sogar verbannt. Im Wiener Volkstheater und im Linzer Landestheater wird nach Franz Grillparzers Fassung gespielt. Zwar ein wenig unterschiedlich motiviert ist bei ihm ebenso wie bei Euripides die Frau Mörderin ihrer Kinder. Und nun „Medea. Stimmen“ im Wiener Kosmos Theater.
Kritikerin diffamiert

Die aufrechte, gebildete, redegewandte Medea wird des Hochmuts geziehen, gegen sie intrigiert und nach ihrer Verbannung wird ihr obendrein der Tod ihrer Kinder als Mord in die Schuhe geschoben. Dabei haben die Korinther die beiden Kinder, die Medea beim (Ex-)Ehemann Jason zurücklassen musste, gesteinigt – als Menschenopfer, um Götter und Göttinnen sanft zu stimmen. Nach einem Erdbeben brach die Pest aus. Auch daran soll Medea Schuld tragen.
Perspektiven-Wechsel

Die Höflinge, die sich anfangs einigermaßen offen gegenüber den Flüchtlingen gaben, schätzen aber deren, insbesondere Medeas kritischen Geist genau so wenig wie ihr Selbstbewusstsein, würden vielleicht lieber bettelnde Unterwürfigkeit bevorzugen. Und scheinen nicht ungern den Rufen des Pöbels gegen die Migrant_innen nachzugeben.
Verkopft

Was? Wer? Wann? Wo?

nach dem Roman von Christa Wolf
Bühnenfassung: Julia Nina Kneussel, Martina Theissl
Regie: Julia Nina Kneussel
Medea: Anne Grabowski
Jason, Presbon: Jan Hutter
Akamas, Leukon: Jens Ole Schmieder
Agameda, Glauke: Petra Staduan
Dramaturgie: Martina Theissl
Musik: Markus Jakisić
Ausstattung: Caro Stark
Regieassistenz: Stephanie Kohlross
Die Rechte der Bühnenfassung „Medea. Stimmen“ nach dem Roman von Christa Wolf liegen bei Kiepenheuer Bühnenvertrieb
Wann & wo?
Bis 18. März 2017
KosmosTheater; 1070, Siebensterngasse 42
Telefon: (01) 523 12 26
www.kosmostheater.at

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