Klima-Frust: Junge Ökos – dringend gesucht

Klima-Frust: Junge Ökos – dringend gesucht
Das Wissen um den Klimawandel ist da, aber der Jugend fehlen Vorbilder und der Glaube, dass man etwas ändern kann.

Zwei Schlagzeilen zur Erderwärmung, die eine schlägt Alarm, die andere rückt den Klimawandel in die geologisch richtige Dimension: Eis im Nordpolarmeer schmilzt auf Rekordniveau (Der Spiegel, 28.8.2012). Der Packeisgürtel zerbröselt.
Und: Zeit für die nächste Eiszeit (NZZ, 30.12.2007). Auf die  Klimaerwärmung die Abkühlung folgt. Unsere Gletscher werden wieder wachsen, in 50.000 Jahren ist es soweit. Die Treibhausgase der Menschen ändern wenig daran. 
Beide Meldungen sind also richtig.
Der Unterschied ist, die Spiegel-Meldung betrifft die heute Jungen unmittelbar. Die Allianz-Gruppe hat die Einstellung der 14- bis 24-Jährigen mit Hilfe einer Online-Umfrage (500 Jugendliche, Frühjahr 2012) erhoben. Ergebnis: Die Hälfte gab an, sich für das Thema zu interessieren, jeder Vierte war der Meinung, die globalen Klimaveränderungen seien noch aufzuhalten. Für Wolfram Littich, Allianz-Vorstandsvorsitzender, ist bei der Jugend „der Dampf draußen", sie habe resigniert. Obwohl sie durch höhere Versicherungsprämien und Lebensmittelpreise betroffen sein werden, sei der Klimawandel kein Thema. Johannes Naimer, Chef der WWF-Climate Group (die Allianz ist Mitglied) glaubt dennoch nicht, dass die Jugend die Lust am Protest tatsächlich verloren hat.

KURIER: 49 Prozent interessieren sich für Klimaschutz, viel oder wenig?
Naimer: Persönlich finde ich das viel. Für mich ist zentral, dass ein großer Teil sich hilflos fühlt, die Jugendlichen wissen nicht, was sie tun sollen, und es fehlen ihnen die Vorbilder. Die Politik laviert, die Wirtschaft versucht, sich aus der Schuld zu nehmen, keiner steht auf und sagt: So könnte es funktionieren.

Ist nicht auch ein Schuss Realitätssinn dabei, der Klimawandel existiert ja bereits?
Der WWF geht davon aus, dass die vom Menschen verursachte Erderwärmung mit großen Anstrengungen beherrschbar ist, aufzuhalten ist sie nicht. Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren. Sonst landen wir bei plus 5 Grad und nicht bei plus 2 Grad. Die letzte Eiszeit war im Schnitt um 5 Grad kälter.

Was macht den Klimakampf so schwierig, etwa im Vergleich zum Öko-Kampf um die Hainburger Au im Jahr 1984?
Es fehlt ein klarer Gegner, es gibt kein Gut oder Böse mehr. Beim Klimaschutz sind unzählige Akteure im Spiel. Jeder trägt etwas dazu bei, mit seinem Konsum oder seinem Wahlverhalten.

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