Per Fahrrad durch Wiens jüdische Geschichte

Model vom Fahrrad "Victoria Blitz"
„Unterwegs mit Victoria Blitz“ – das erste Kinderbuch des Jüdischen Museums Wien.

Victoria Blitz klingt ziemlich cool. Nach Sieg und urschnell. Es ist der Name eines Fahrrad-Modells. Das hat der später vor allem heute für Autobau bekannt gewordene Adam Opel vor mehr als 120 Jahren erfunden. Ein solches Rad – fast noch original – hängt hoch oben unter der Spitze des Glasdaches im Jüdischen Museum Wien (JMW) in der Dorotheergasse. Theodor Herzl, einer, wenn nicht der geistige Vater der Idee eines eigenen Staates für Jüdinnen und Juden und damit des 1948 gegründeten Israels, fuhr mit diesem Fahrrad. Und er war damit einer der ersten, der eine Victoria Blitz als fahrbaren Untersatz verwendete.

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Per Fahrrad durch Wiens jüdische Geschichte
Das Original-Fahrrad von Theodor Herzl - im Vordergrund das Buch "Unterwegs mit Victoria Blitz"
Und dieses Fahrrad führt dich durch das erste Kinderbuch des JMW. Es macht sozusagen Station bei einer Reihe von historischen Persönlichkeiten aber auch Gegenständen der jüdischen Geschichte (Wiens). Und es lädt dich dazu ein, spielerisch-kreativ mit den Strichzeichnungen der Kapitel umzugehen. So fehlt dem weltberühmten Erfinder der Psychotherapie, Dr. Sigmund Freud, der nicht zuletzt für seine Couch bekannt ist, genau diese auf der Zeichnung. Damit er sozusagen nicht in der Luft hängen bleiben muss, wartet S. 35 darauf, dass du ihm eine Couch zeichnest. Auf Seite 40/41 geht’s um die Wettkampfschwimmerin Hedy Bienenfeld, die für den Sportverein Hakoah (das hebräische Wort bedeutet Kraft) geschwommen ist. Im Labyrinth auf dieser Doppelseite sollst du ihr helfen, ihre Schwimmbrille zu finden.

Victoria Blitz bringt dich auch zur Berlinerin Fanny Itzig, die den Wiener Nathan Arnstein geheiratet hat. Sie brachte im Dezember 1814 den ersten grünen Baum ins Wiener Wohnzimmer, um ihn nach Brauch in Berlin zu schmücken. Auf der Zeichnung findet sich der Channuka-Leuchter des jüdischen gleichnamigen Festes und der Weihnachtsbaum. Leser_innen sind eingeladen die blasse Zeichnung gleichsam Weihnukka-mäßig zu bemalen.

Per Fahrrad durch Wiens jüdische Geschichte
Museums-Direktorin Danielle Spera, Heinz Zuber, der einige Kapitel aus dem Buch vortrug sowie der Illustrator Roland Plachy
Museumsdirektorin Danielle Spera sowie die Leiterin der Vermittlungsabteilung, Hannah Landsmann, haben sich das Buch ausgedacht. Letztere hat es auch geschrieben. Die Zeichnungen stammen von dem jungen Kunststudenten Roland Plachy. Bei der Präsentation des Buches las der Schauspieler Heinz Zuber, längst erwachsen gewordenen Kindern als Clown Enrico aus der TV-Sendung „Am Dam Des“ bekannt, einige Kapitel. Und er sang anschließend ein jiddisches Lied – eine Sprache, die wie Hebräisch in ebendiesem Alphabet – dessen Buchstaben du auch in diesem Buch findest – geschrieben wird. Es ist aber eine Sprache, die aus allen möglichen anderen Sprachen um Vokabel angereichert wurde.

Unterwegs mit Victoria Blitz
Idee, Text, Redaktion: Danielle Spera und Hannah Landsmann
Illustration: Roland Plachy
Jüdisches Museum Wien, Metro-Verlag
ca. 50 Seiten, 12 Euro

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